Ludwigshafen „Das ist wie Flöhe hüten“

Eine Baustelle mit vielen Überraschungen und Komplikationen: die Lagerhausstraße.
Eine Baustelle mit vielen Überraschungen und Komplikationen: die Lagerhausstraße.

Bereichsleiter Gerald Bohlender (63) und der für Brücken zuständige stellvertretende Abteilungsleiter Björn Berlenbach (43) sind gewissenhafte Menschen und erklären in aller Ruhe, wie die Arbeit im Bereich Tiefbau abläuft. Plötzlich aber sind alle heiter und lachen. Berlenbach will veranschaulichen, was Projektmanagement bedeutet: „Das ist wie Flöhe hüten.“ So flapsig würden die beiden ihre Aufgaben natürlich nie angehen – und doch trifft genau dieser Spruch den Nagel auf den Kopf. Das beginnt schon bei der Größe des Bereichs, wie Bohlender erklärt. Man sei „eng aufgestellt“. Folglich gelte die Philosophie: „Alles, was man nach außen geben kann, geht auch nach außen an Ingenieurbüros.“ Im Prinzip gilt die Regel für alle größeren Vorhaben ab einem Volumen von etwa 200.000 Euro. Dann schlüpfen die rund 40 Mitarbeiter des Bereichs in die Rolle der Projektmanager und müssen schauen, dass alle beauftragten Firmen wie gewünscht arbeiten. Sie leiten eine Baustelle und steuern die Arbeit der beteiligten Büros. Sie hüten dann also Flöhe. Berlenbach bricht den Job gerne auf die Ebene hinunter, die jeder kennt: die Unterhaltung des eigenen Wohnhauses. Bei der Stadt laufe das ähnlich, nur eben in viel größerer Dimension. Deshalb kann der 43-Jährige auch so manchen Ärger und so manche Kritik der Bürger nicht nachvollziehen: „Denn daheim ist es für alle im Prinzip normal, dass auf Baustellen nicht alles funktioniert.“ Regelmäßig sind drei Teams des Bereichs in der Stadt unterwegs, um zu schauen, ob mit den Straßen und Brücken alles in Ordnung ist, oder ob irgendwo Reparaturen, größere Sanierungen nötig sind – oder gar ein Neubau auf die Tagesordnung kommt. „Wenn etwas ansteht, entwickeln wir hier eine erste Projektidee und machen uns Gedanken“, so Berlenbach. Dann geht es weiter: „Wir müssen abklären, ob es eher etwas Kleines ist, was über den laufenden Betrieb geht.“ Ist das nicht der Fall, müssen externe Partner und Ingenieurbüros gefunden werden. „Und wenn es um ganz große Sachen wie etwa die Hochstraße geht, muss es eine europaweite Ausschreibung geben, dann wird es sehr komplex“, erklärt Berlenbach. Denn die Verantwortung bleibe ja bei der Stadt. „Wir müssen schauen, ob wir auch das, was wir bestellt haben, bekommen, und dass alles korrekt ist“, verdeutlicht Bohlender. Berlenbach greift wieder zu seinem Privathaus-Beispiel: „Wenn der Fliesenleger da war, muss ich gucken, ob alles ordentlich ist, oder überall Kanten hochstehen.“ Der Projektmanager der Stadt müsse also ständig „dran bleiben“, damit die Pläne vorgelegt und erklärt werden können. Denn bei größeren Straßenbauarbeiten müssten ja auch noch die Untersuchungen auf Schadstoffe und die Beschaffenheit des Untergrunds berücksichtigt und erledigt werden. „Wir müssen schauen, dass alle erforderlichen Daten vorliegen, dass eine Planung dann auch weitergehen kann“, so Berlenbach. Dass dies „nicht trivial ist“, verdeutlicht Bohlender an der Hochstraße Süd: „Da spielen so viele Aspekte und Themen rein, dass es eine hoch komplizierte Herausforderung ist. Denn auch die Statiker sagen, dass sie solche Probleme bisher nicht kannten. Wir brauchen noch bis Januar/Februar, ehe wir sagen können, wie lange die Sanierung dauert und was sie kostet.“ Als zusätzliche Ebene kommt die Politik ins Spiel. Teil des Projektmanagements ist es auch, die Gremien zu informieren. „Wir müssen die Termine der Ausschüsse im Kopf haben, damit wir dann alle Informationen haben und vorlegen können“, sagt Berlenbach. „Man denkt also über Monate voraus und muss die beteiligten Büros entsprechend anschieben.“ Ist ein Projekt abgesegnet, folgen die Ausführungsplanung und die Ausschreibung. Jetzt wird es konkret. „Dann überlegen wir, wie eine Baustelle ablaufen kann und welche Auswirkungen sie etwa auf den Verkehr hat“, erklärt Bohlender. Der Projektmanager bleibt schließlich auch am Ball, wenn die Baufirmen anrücken. „Man muss schauen, ob das gemacht wird, was ausgeschrieben war“, so Berlenbach. Bohlender ergänzt: „Es gibt eben keine Baustelle ohne Probleme.“ So sei in der Brunckstraße plötzlich eine Spundwand aufgetaucht, die zu entfernen war. „Schon dauerte es länger und kostete mehr.“ Der Projektmanager ist dabei derjenige, der die Konflikte regelt und Entscheidungen trifft. Ist alles geschafft, hat der Mitarbeiter noch einen Job: „Er darf die Einweihungsfeier organisieren“, sagt Berlenbach lachend. Der Sack Flöhe ist fast zu – der Projektleiter muss nun „nur“ noch alle Abrechnungsunterlagen zusammenstellen und in der Folgezeit einen Blick auf alles haben, denn „wir machen auch die Gewährleistungsüberwachung vier, fünf Jahre lang“. Und schon beginnt das nächste Projekt.

Haben die Straßen und Brücken der Stadt im Blick: Bereichsleiter Gerald Bohlender (rechts) und Björn Berlenbach.
Haben die Straßen und Brücken der Stadt im Blick: Bereichsleiter Gerald Bohlender (rechts) und Björn Berlenbach.
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