Ludwigshafen „Das ist Vertrauensbruch“

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SCHIFFERSTADT

. Auslöser für Marc Lautenschlägers Rücktritt war ein Gespräch der Schifferstadter Vereinsführung mit dem früheren Coach des TDSV Mutterstadt, Ediz Sari, der aktuell den Bezirksligisten SV Südwest Ludwigshafen trainiert. Lautenschläger hat von dieser Unterredung über Dritte erfahren. „Hinter dem Rücken des aktuellen Trainers mit einem anderen Coach zu sprechen, ist ein Vertrauensbruch. Das geht gar nicht“, echauffiert sich Lautenschläger. Vorsitzender Thomas Fetzer, der zusammen mit seinem Stellvertreter Peter Libowsky und dem Sportlichen Leiter Peter Rutta die Vereinsspitze bildet, sieht das etwas anders: „Wir haben bei Ediz Sari nachgefragt, ob er sich die Position des Spielleiters vorstellen kann, weil die bisherigen Amtsinhaber Peter Magin und Erwin Fischer signalisiert haben, zum Saisonende aufzuhören.“ Ein abenteuerlicher Gedanke, einen Vollbluttrainer wie Sari als Spielleiter einsetzen zu wollen. Im Laufe des Gesprächs wurde auch über den Trainerposten bei Phönix gesprochen. „Ja, wir haben über ein Engagement als Trainer geredet, sind aber nicht ins Detail gegangen und haben nichts schriftlich fixiert“, erklärt Sari. Er habe den SV Südwest darüber informiert, dass er in der nächsten Saison nicht mehr zur Verfügung stehe. Phönix habe, auch dank der hervorragenden Jugendarbeit, das bedeutend größere Potenzial. Doch obwohl Sari noch kein Amt bei Phönix hat, bedient sich der Verein schon seiner Dienste. „Er hilft uns, was die Verpflichtung neuer Spieler anbelangt“, sagt Fetzer. Man habe „orientierende Gespräche“ geführt, um zu klären, welcher Akteur überhaupt zur Verfügung stehe. Alles sei noch unkonkret. Nach RHEINPFALZ-Informationen hat Sari den Transfer eines renommierten Stürmers angeleiert. Lautenschläger hatte sich gegen dessen Kommen ausgesprochen. „Im letzten Spiel gegen den FSV Schifferstadt wurde eine von mir angeordnete Auswechslung ignoriert“, klagt der Spielertrainer weiter. Statt Daniel Keppeler herauszunehmen, holte der an der Linie coachende Sportliche Leiter Rutta René Reichert vom Feld. „Das war eine spontane Entscheidung, die Peter Rutta auf seine Kappe genommen hat. Er war der Auffassung, dass Reichert uns in dem Spiel nicht mehr helfen kann. Aber klar, das stärkt die Position des Trainers nicht“, räumt Fetzer ein. Das führt zum Kernpunkt. Die Phönix-Verantwortlichen waren mit der Arbeit Lautenschlägers nicht mehr zufrieden. „2014 haben wir unter ihm in der Relegation den Verbandsliga-Aufstieg verpasst, 2015 sind wir abgestiegen, und in dieser Saison spielt die Mannschaft schlecht, obwohl wir den besten Kader haben“, macht Fetzer eine Bestandsaufnahme. Er wisse, dass die Kritik nicht am Tabellenplatz festzumachen sei. Objektiv betrachtet waren etliche Spiele in der Tat mehr als mau. Rang zwei mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer ASV Maxdorf lassen Phönix aber noch alle Chancen, das offen kommunizierte Saisonziel „Aufstieg“ zu schaffen. Dass dies gar nicht so leicht ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Der letzte pfälzische Landesliga-Absteiger, der sofort wieder aufgestiegen ist, war der FSV Offenbach 1995. Gründe für die mitunter mäßigen Vorstellungen sind beispielsweise die geringe Trainingsbeteiligung und die vielen Ausfälle. Wichtige Spieler wie Jens Kohlgrüber und Bastian Keller sind oder waren über Wochen verletzt. Kai Müller und Gabriel Stefan haben noch gar nicht gespielt. Mirko Scherdel, Fabian Weitzel und Jens Sommer standen früh nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommen der gemeinsame Urlaub der Stammspieler Sascha Weindel, Patrick Hintz und Steven Bendusch. „Das hat uns geärgert“, betont Fetzer. Auch Lautenschlägers Urlaub zu Saisonstart „hat nicht jedem gefallen“. Der Coach hat auf die Personalmisere reagiert und ab Mitte der Vorrunde auf A-Junioren zurückgegriffen. Sechs Nachwuchskräfte kamen zusammen auf 19 (Teil)-Einsätze, der überzeugende Lucas Fiederer wurde zu einer festen Größe. Das Team war von Lautenschlägers Rücktritt tief getroffen. „Das ist ein bitterer Niederschlag. Ich weiß, dass die Mannschaft komplett hinter dem Trainer steht und kann seinen Schritt verstehen“, sagt Kapitän Kevin Selzer. „Es geht gerade etwas kaputt. Jeder macht sich so seine Gedanken“, fährt Selzer fort. Konsequenzen zum Saisonende seien nicht auszuschließen. Lautenschläger sagt, das Führungstrio habe keine Bindung zum Team. Mangelndes Vertrauen und fehlendes Miteinander beklagt Spielleiter Peter Magin, der mit seinem Kollegen Erwin Fischer vor Lautenschläger zurückgetreten war. „Wir wurden in nichts mehr einbezogen. Ein von uns angeregtes Gespräch mit Marc vor dem FSV-Spiel wurde von der Vereinsführung mit dem Hinweis, Unruhe vermeiden zu wollen, abgelehnt“, verdeutlicht Magin. Unruhe könne es nur geben, wenn der Verein negative Nachrichten bekanntgebe, schlussfolgert Magin. Wie Fischer gehört er seit rund 40 Jahren dem Verein an.

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