Ludwigshafen „Das ist eine absolute Tragödie“

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Böhl-Iggelheim. Es wird für die Fußballer der Traditionsmannschaft des 1. FC Kaiserslautern kein Benefizspiel wie jedes andere. Morgen, 16 Uhr, wird die FCK-Elf um Ex-Nationalspieler Hans-Peter Briegel gegen Eckls Eleven, eine Mannschaft des FC Palatia Böhl, antreten. Hintergrund dieser Begegnung ist das tragische Schicksal der Familie Eckl. Innerhalb kurzer Zeit sind drei der fünf Kinder an Krebs gestorben. Alle waren leidenschaftliche FCK-Fans. Mutter Ilse Eckl bleiben nur noch ihre Tochter Gabi, ihr beeinträchtigter Sohn Manfred und ihr Lebensgefährte Arno. Eckls Mann Georg starb 1982 an Kehlkopfkrebs. Er wurde nur 51 Jahre alt. Manfred ist jedoch an Blasenkrebs erkrankt und bei Arno wurde im Juni 2015 Lungenkrebs diagnostiziert. Herr Briegel, morgen spielen Sie mit der Traditionsmannschaft des 1. FC Kaiserslautern in Böhl ein Benefizspiel. Da geht es um eine Familie, die innerhalb von zehn Monaten drei Söhne verloren hat. Gehen so einem prominenten Sportler wie Ihnen oder Ihren Teamkollegen solch tragische Schicksale nahe? Das ist eine absolute Tragödie. Das ist nur sehr schwer in Worte zu fassen. Es ist sicherlich für die Familie unfassbar, was sie erleben muss. Für mich war es kein Thema, sofort zuzusagen und zu kommen. Sie und Ihre Frau Petra engagieren sich seit 2008 in Zusammenarbeit mit der DFB-Stiftung Egidius Braun und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ für notleidende Menschen in Mexiko, die auf Müllhalden leben und täglich um ihr Überleben kämpfen müssen. Was treibt Sie an, sich sozial zu engagieren? Wenn man so Schicksale einmal live erlebt hat, dann lassen sie einen nur schwer wieder los. In Mexiko lag der Kindergarten direkt neben der Müllhalde. Die Kinder hatten ihr Essen aus dem Abfall geholt. So einschneidende Erlebnisse bleiben im Gedächtnis. Sie waren Profisportler. Der Körper war Ihr Kapital. Ist es da Zufall oder Glück, wenn man gesund und ohne schwere Verletzungen bleibt? Ich hatte Glück. Das muss allerdings auch genetisch bedingt gewesen sein. Ich war nie groß verletzt. Ich war ja einer, der sich nie schonte. Erst mit 35 Jahren, also am Ende meiner Karriere, hatte ich die Achillessehne gerissen. Aber am Knie wurde ich nie operiert. Ich hatte wirklich viel Glück. Sie waren Nationaltrainer in Albanien und haben mit Siegen gegen Russland und Griechenland Kultstatus erreicht. Zuletzt sorgte Albanien bei der EM für Aufsehen. Hat Sie das überrascht? Nein. Sie haben ja auch im Vorfeld der Europameisterschaft kräftig im Ausland gesucht. In der Schweiz haben sie fünf Spieler mit irgendwelchen albanischen Wurzeln gefunden. Es hat sich viel getan. Heute gibt es ein Leistungszentrum und gezielte Nachwuchsförderung. Sie sind 60 Jahre alt und immer noch sportlich. Ist das das Ergebnis einer bewussten und gesunden Lebensweise oder Glück? Ich treibe einmal die Woche mindestens eine Stunde Sport. Da geht es mir aber nicht um die Zeit. Als ehemaliger Profisportler hat man eine spezielle Einstellung zum Sport. Da geht es nicht ohne. Zur Person Hans-Peter Briegel (60) war 72-facher Fußball-Nationalspieler. Die in Kaiserslautern geborene „Walz von der Palz“ spielte für den FCK, Hellas Verona und Sampdoria Genua. Er war unter anderem Trainer in der Türkei und Albanien. |Interview: Marek Nepomucky DOPPELTERZEILENUMBRUCH

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