Ludwigshafen „Das ist der Flaschenhals: Was haben Sie gemacht?“

Was hat dazu geführt, dass zwei Somalier in der Nacht des 29. Juli 2018 auf dem Berliner Platz Streit bekommen haben – und wie ist dieser Streit abgelaufen. Das versuchte die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Frankenthal gestern in einem Verfahren gegen einen 36-jährigen Somalier zu klären. Staatsanwalt Kai Ankenbrand wirft ihm versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor.

Irgendwann, als der 36-Jährige mit Hilfe eines Dolmetschers seine Version des nächtlichen Streits erzählte und sich dabei mehrfach widersprach, stand der Vorsitzende Richter Alexander Schräder auf, lief zu dem Angeklagten, stellte sich vor ihn hin und sagte: „Okay, ich bin der andere Somalier. Das ist der Flaschenhals: Was haben Sie gemacht?“ Ein Textmarker war es, den Schräder dem Angeklagten als Symbol für einen abgebrochenen Flaschenhals in die Hand gab. Der Angeklagte machte mit dem Textmarker eine Bewegung in Richtung des Halses von Schräder. Mit einem Flaschenhals soll der 36-Jährige einem 24-jährigen Landsmann in die linke Halsseite geschnitten haben. Er wisse nicht, ob er mit dem Glas geschlagen oder gestochen habe, so der Angeklagte. Er habe dem 24-Jährigen „nur Angst machen“ wollen. Er sei „total besoffen“ gewesen. „Er ist auf mich losgegangen mit der abgebrochenen Flasche“, teilte der 24-Jährige via Dolmetscher mit. Auch er berichtete, dass er betrunken gewesen sei. Beide Männer hatten nach eigenen Angaben mehrere Flaschen Bier und einige Whisky-Cola getrunken, aber nicht gemeinsam. Nachts seien sie sich dann zufällig auf dem Berliner Platz begegnet. Soweit stimmen die Schilderungen des 36-Jährigen und des 24-Jährigen weitgehend überein. Was vor dem Angriff mit dem Flaschenhals geschehen ist und wer sonst noch auf dem Berliner Platz dabei war, in diesen Punkten unterscheiden sich die Schilderungen der Somalier deutlich. „Er hat mich provoziert“, so der Angeklagte. Der 24-Jährige habe ihn am Hals gepackt und gestoßen, so dass er nach hinten gefallen sei. „Das stimmt nicht“, meinte der 24-Jährige. Der Angeklagte sagte weiter, dass er von dem 24-Jährigen von einem Fahrrad, das er ausprobieren wollte, heruntergeschubst worden sei. Auch das stimme nicht, so der 24-Jährige. Er sagte, dass der Angeklagte mit einem Polen Streit gehabt habe, er sei auf den Angeklagten zugegangen, um weiteren Streit zu verhindern. Der Angeklagte habe ihn dann mit der abgebrochenen Flasche angegriffen. Der Prozess wird morgen, 9 Uhr, fortgesetzt.

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