Ludwigshafen Das doppelte Lottchen

SCHIFFERSTADT. Laura und Linda Kovac ist das Schachspielen sozusagen in die Wiege gelegt worden. Bei den Pfalzmeisterschaften der U18 in Bad Dürkheim dominierten die Zwillinge ihre Altersklasse. Am Ende verteidigte Laura ihren Titel vor Schwester Linda.

Vor über 30 Jahren startete der ungarische Pädagoge und Schachspieler Laszlo Polgar ein außergewöhnliches Experiment. Um zu beweisen, dass auch Frauen im männerdominierten Schach mithalten können, unterrichtete er seine drei Töchter Zsuzsa, Zsofia und Judit im „Königlichen Spiel“. Der Beweis gelang: Alle drei brachten es zu Meisterehren, Judit kam sogar in die Weltelite. Auch Zoli Kovac aus Schifferstadt brachte seinen Zwillingstöchtern das Schachspiel bei. Großmeisterinnen sind sie zwar noch nicht, aber Anfang des Jahres machten Laura und Linda Kovac souverän den Pfalzmeistertitel unter sich aus. Bei den Pfalzmeisterschaften der Schachjugend in Bad Dürkheim ließen die beiden 16-Jährigen nichts anbrennen. Ungefährdet setzten sich die Nachwuchsspielerinnen des SC Schifferstadt in der Konkurrenz der Altersklasse U18 durch. In der letzten Runde hätte Linda ihre Schwester mit einem Sieg abfangen können, doch es reichte nur zum Remis, womit Laura ihren Titel verteidigen konnte. „Im direkten Duell haben wir die Partie nicht ganz ausgekämpft“, gibt Linda den Nichtangriffspakt zu, entscheiden sollte die Ausbeute gegen die übrigen Gegnerinnen. Mit ihrem Doppelsieg qualifizierten sich beide für die rheinland-pfälzischen Titelkämpfe in Kaub. Möglicherweise schaffen sie es von dort aus auch zur Deutschen Meisterschaft in Magdeburg. Begonnen hatte alles im Alter von fünf Jahren, als ihr Vater Zoli den Mädchen das Spiel zeigte. Der alleinerziehende Gastwirt mit ungarischen Wurzeln hatte das Spiel seinerseits von seinem Vater beigebracht bekommen. Seit acht Jahren spielen sie nun beim Schachclub Schifferstadt und verfeinern beim allfreitäglichen Klubabend ihre Fähigkeiten. Training erhalten sie von Wolfgang Appel, einem Trainer-Urgestein der Schachjugend Pfalz, der vor einigen Jahren von Altrip nach Schifferstadt wechselte. „Wir sind fast jede Woche beim SCS“, erzählt Laura, „zuerst gibt es Jugendtraining mit Aufgaben und Demonstrationsbrett, ab 20 Uhr dann Turniere mit den Erwachsenen, wo man sein neues Wissen anwenden kann.“ Dass sie als junge Frauen im Verein und auf Turnieren einer eher kleinen Minderheit angehören, stört die beiden Schwestern nicht. „Unsere Freundinnen finden das Hobby ganz cool“, meint Linda, „obwohl viele immer noch glauben, Schach sei eher etwas für Jungs.“ Laura meint gar, Schach sei fast eine Art Lebenseinstellung. Viele Leute sehe man regelmäßig auf Turnieren und halte so das ganze Jahr über den Kontakt aufrecht. Beide sind sich zudem einig, dass sie viele ihrer besten und vertrauenswürdigsten Freunde aus dem Schach kennen. Es überrascht also nicht, dass Laura auch ihren Freund an den 64 Feldern kennengelernt hat. Dieser spielt jedoch für den Schachclub Altlußheim im badischen Schachverband, sodass man sich in einem Mannschaftskampf nicht in die Quere kommt. Regelmäßig spielen die beiden Zehntklässlerinnen am Gymnasium Schifferstadt nämlich für die dritte Mannschaft ihres Vereins in der Bezirksklasse. Auch dieses Jahr ist der Kalender der Zwillingsschwestern mit Turnieren gespickt. Neben den Landesmeisterschaften in Kaub sind die beiden an Ostern beim Pfälzischen Schachkongress in Weilerbach, an Pfingsten bei den Haßlocher Schachtagen. Mindestens genauso wichtig wie ihre Punktausbeute ist den Schwestern dabei ihr Zusammenhalt. „Wir sind bei Turnieren füreinander die wichtigste Bezugsperson“, sagt Laura, „ein Turnier ohne die Schwester kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.“

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