Ludwigshafen Basstiefe Lässigkeit

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„Mr. Supergeil“ stand auf den Ankündigungsplakaten, in Anlehnung an den Edeka-Werbeclip, der ihn bekannt gemacht hat. Ins BASF-Gesellschaftshaus in Ludwigshafen kam Friedrich Liechtenstein jedoch nicht als Werbeträger des Einzelhandels, sondern als Kopf und Sänger seines eigenen Trios.

Etwa drei Jahre sind vergangen, seit im Internet erstmals dieser soignierte, vollbärtige und cool sonnenbebrillte Herr auftauchte, bemerkenswert leichtfüßig durch einen Supermarkt tänzelte und allerhand Waren, die es dort zu erwerben gab, für „sehr geil“ bis „supergeil“ erklärte: „superknister, superknusper, Supersnack, supergeil!“ Das Werbevideo für den genossenschaftlichen Unternehmensverbund Edeka, mit ruhigem, eingängigem Elektropop des Berliner Musikprojekts Der Tourist und dem basstiefen Sprechgesang Liechtensteins entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem echten viralen Hit. Liechtenstein, dessen Name eigentlich Hans-Holger Friedrich lautet und der 1956 in Eisenhüttenstadt, das zu DDR-Zeiten noch Stalinstadt hieß, geboren wurde, erhielt 2014 einen kräftigen Popularitätsschub, hatte aber bereits zuvor im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Er arbeitete unter anderem als Moderator, Entertainer, Puppenspieler, Film- und Theaterschauspieler, Regisseur an der Berliner Volksbühne sowie als Intendant des ehemaligen Hansa-Theaters in Moabit. 2003 begann seine Zusammenarbeit mit dem Berliner Musikproduzenten Arnold Kasar, aus der mehrere Alben und Singles hervorgingen. „Supergeil“ erschien in der Originalversion 2013, bevor es von der bekannten Werbeagentur Jung von Matt für Edeka umgetextet und neu verfilmt wurde. „Supergeil“ gab es von „Mr. Supergeil“ in Ludwigshafen weder in der originalen noch in der überarbeiteten Werbeversion zu hören. Liechtenstein, zu dessen Trio Kasar (Klavier, Elektronik) und Sebastian Borkowski (Blasinstrumente) gehörten, sang überwiegend jüngere Songs. „Schönes Boot aus Klang“ heißt sein aktuelles Programm, wie das zuletzt erschienene Album mit acht Songs, die „direct to disc“ auf den Träger gebannt wurden. FL3, wie das Trio sich abgekürzt nennt, begann im Gesellschaftshaus gemächlich und atmosphärisch mit dem ersten Stück auf der Platte: „Delphinmann“. „Keine Angst, er holt nur Schwung“, heißt es im Text über den „Dolphinman“, einen freundlichen, liebestollen Typen, wie er selbst einer sei, erklärt Liechtenstein. Bald nach dem Einstieg steigerten sich Tempo und Lautstärke in der Tat merklich. Mit „Terrestrische Wellen“ oder „Strawberry Red“ bot FL3 dann sogar echten Dancefloor, dem zur unmittelbaren Umsetzung in Ludwigshafen nur die Bestuhlung des Saales entgegenstand. Liechtenstein, eigenwillig, aber beweglich und mit viel Körpergefühl tanzend, setzt seine beschwörende Stimme, auch die Kopfstimme, auf unterschiedlichste Weise ein, singt und sprechsingt, meckert wie ein Delphin und pfeift und zwitschert wie die Vögel am Amazonas. Er nimmt seine Besucher mit auf sehr stimmungsvolle Reisen nach Bad Gastein, nach Belgien, in die Uckermark und mit „Pan Am“ zu den internationalen Airports. Und dass es überall supergeil ist, kann man sich denken.

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