Ludwigshafen Athlet und Buchautor

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Mutterstadt. 54 Sit-ups, 75 Dips auf der Bank und 49 Knie-Liegestütze – jeweils in 45 Sekunden, zwölfmal 40 Kilogramm Bankdrücken in 30 Sekunden – Reinhard Rhaue vom Rasenkraftsportverein Phoenix Mutterstadt ist mit seinen 63 Jahren sehr fit. Rhaue zählt auch zu den weltbesten Athleten im Fitness-Decathlon in seiner Altersklasse. Bei den Europameisterschaften Ende Oktober in Basel gewann er Bronze hinter zwei Eidgenossen.

Durch eine kurzfristige Regeländerung fielen in Basel die Gewichtsklassen weg. Daher musste sich Leichtgewichtler Rhaue mit Mittel-, Halbschwer-, Schwer- und Superschwergewichtlern messen. In seiner Gewichtsklasse wäre der 63 Jahre alte Pädagoge unschlagbar gewesen. Vor einem Jahr stand er bei den Weltmeisterschaften in Losone in seiner Gewichtsklasse sogar ganz oben auf dem Treppchen – damals in seinem ersten Wettkampf dieser Art überhaupt. Beim Fitness-Decathlon geht es darum, möglichst viele Wiederholungen im Bankdrücken oder aber bei Kniebeugen, Klimmzügen, Liegestützen, im Seilspringen sowie bei Sit-ups zu schaffen. Ferner ist ein Fitness-Parcours auf Zeit zu absolvieren. Außerdem wird die Beweglichkeit gemessen. Kurzum: Es ist der komplette Athlet gefragt, der Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit vereint. „Ich trainiere sehr vielseitig“, betont Rhaue. Sieben bis neun Einheiten kommen so pro Woche zusammen. Der Pädagoge ist ein „Sportverrückter“ – im positiven Sinne. Als Leichtathlet hat er bei zahlreichen Meisterschaften national und international Titel und Medaillen gesammelt. Der Sport bestimmt von jeher sein Leben und auch beruflich ging kein Weg an seiner Lieblingsbeschäftigung vorbei. In Mainz studierte er Sport, trainierte beim USC Mainz gemeinsam mit so bekannten Athleten wie Zehnkämpfer Guido Kretschmer oder 5000-Meter-Europameister Thomas Wessinghage. Der gebürtige Rheinhesse Rhaue ist rastlos, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Nachdem er lange Jahre im baden-württembergischen Altensteig unterrichtete, dort den Schulsportclub aufbaute, verschlug es ihn nach Ägypten. Warum ausgerechnet Ägypten? „Ich wollte mich entwickeln. Dort habe ich eine Schule mit aufgebaut, Sport und Geographie unterrichtet“, berichtet der Weltenbummler. Noch mehr Aufsehen erregte er allerdings mit seinem Buch über ägyptische Weine. Kaum einer kennt sich besser in der nordafrikanischen Weinszene aus als Rhaue. Inzwischen hat es ihn in die Schweiz verschlagen. Dort arbeitet er als Sonderschullehrer, inspiriert und motiviert die Schüler durch seine sportliche Einstellung, die er Tag für Tag vorlebt. Mutterstadt ist und bleibt aber seine Basis. Hier kehrt er regelmäßig zurück. „Spätestens alle drei Wochen bin ich wieder da“, erzählt Rhaue schmunzelnd. Bei Phoenix Mutterstadt fühlt er sich pudelwohl. „Ein sehr weinfröhlicher Verein mit ganz tollen Menschen“, schwärmt er. Durch Zufall kam Rhaue nach Mutterstadt. Für einen Rasenkraftsport-Wettkampf war Gerhard Zachrau auf der Suche nach einem Leichtgewichtler und wurde fündig. Er sprach Rhaue direkt an. Der 63-Jährige konnte nicht Nein sagen. Seitdem wirft er fleißig für Phoenix Mutterstadt und will auch in den kommenden Jahren wieder in den leichtathletischen Wettbewerben zuschlagen. Seine nächste große Herausforderung ist der internationale Hallen-14-Kampf. Hier hält Rhaue seit April 2015 den deutschen Rekord in der Altersklasse M60. Und diesen weiter zu verbessern, daran arbeitet Rhaue emsig.

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