Ludwigshafen Angeklagter wurde angeblich vergewaltigt

Einer der Angeklagten im Torun-Prozess hat gestern angegeben, von einem Mitangeklagten und einem weiteren Mann vergewaltigt und mit einem Video gezwungen worden zu sein, bei den Morden an dem Ludwigshafener Unternehmer Ismail Torun sowie an einem kroatischen Automatenhersteller aus Brühl mitzumachen.

Wegen des Vorwurfs der Entführung, Erpressung und Ermordung der beiden Geschäftsmänner Ende 2016 und Anfang 2017 stehen zwei türkischstämmige Männer aus der Pfalz und eine Frau aus Stuttgart seit Herbst vor Gericht (wir berichteten). Gestern ließ der Frankenthaler Angeklagte eine Stellungnahme verlesen, die er zuvor den Richtern gegeben hatte. Da die Intimsphäre des Angeklagten betroffen war, schickte der Vorsitzende Richter Zuschauer und Prozessbeobachter zeitweise aus dem Saal. Als sie wieder den Saal betreten durften, sahen sie einen Angeklagten, der sich Tränen vom Gesicht wischte. Der Grund: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit war genau die Stelle verlesen worden, in der es um die Schilderung eines sexuellen Missbrauchs durch den anderen Angeklagten sowie dessen Komplizen ging. Der Frankenthaler sagte aus, unter Vorhalt einer Pistole vergewaltigt worden zu sein. Dabei sei die Tat gefilmt und als Druckmittel gegen ihn eingesetzt worden. Damit soll seine Teilnahme an der Entführung und Ermordung der beiden Geschäftsmänner erzwungen worden sein. „Sonst bekommen deine Familie und deine Bekannten die Aufnahme zu sehen“, soll ihm gedroht worden sein. Außerdem soll ihm auch mit der Ermordung seines Bruders sowie seiner Freundin gedroht worden sein. Der Frankenthaler sagte in Richtung seines Mitangeklagten: „Ich wollte sterben, aber ich hatte nicht den Mut dazu. Ich verfluche den Tag, an dem ich ihn kennengelernt habe.“ Und der Mann fügte hinzu: „Wenn Töten keine Sünde wäre und ich den Mut gehabt hätte, hätte ich uns alle getötet, die beim Missbrauch dabei gewesen waren.“ Die Anwälte der Nebenklage schenkten dieser Darstellung des Angeklagten jedoch keinen Glauben. Ein Anwalt der Familie des ermordeten Torun sagte über den Frankenthaler, dass er eine manipulative Persönlichkeit sei. Ein Vertrauter der Familie äußerte gegenüber der RHEINPFALZ seine Einschätzung, dass der Frankenthaler der eigentliche Kopf des angeklagten Entführer-Trios gewesen sei. „Der andere Angeklagte hat für ihn in seiner Tankstelle gearbeitet. Er hatte ihn misshandelt, wenn er der Meinung war, dass die Tankstelle nicht sauber genug war. Nun stellt er sich als Opfer dar“, sagte der Torun-Vertraute. Das Gericht will nun unter anderem herausfinden, wie es um die Psyche des Frankenthalers bestellt ist. Es ordnete deshalb an, dass ein Psychiater den Angeklagten untersuchen soll. In den Verhandlungspausen kam es gestern wieder dazu, dass die Witwe des ermordeten Torun die Angeklagten beschimpfte. Die Anwälte der Angeklagten forderten vom Gericht, die Frau während der Pausen aus dem Saal zu verweisen. Das Gericht beließ es allerdings bei einer Ermahnung der Witwe.

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