Ludwigshafen Am liebsten Vollgas

Dass interessante Klassik-Pianisten aus Australien kommen, ist eher überraschend. Der Pianist und Komponist Stefan Cassomenos ist Australier und ziemlich eigenwillig, was seine Programmgestaltung angeht. Im BASF-Gesellschaftshaus in Ludwigshafen gab der 30-Jährige jetzt eine Probe seines Könnens.

Mit Beethovens As-Dur-Sonate (der vorletzten) zu beginnen, setzt schon ein gut entwickeltes Selbstbewusstsein voraus. Und siehe da, Cassomenos konnte, was er wollte: Sehr aufmerksam, fast verständig klang das. Von allem nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein wenig romantisch aufgepolstert, was kein Fehler sein muss. Von den vier (allerletzten) Klavierstücken op. 119 von Johannes Brahms hätte man dem Gast allerdings am liebsten ab- oder eher zu ein paar Jährchen Schonfrist zum Nachreifen geraten, so verschlossen schien ihm die herbstlich-altersweise Stimmung dieser zu Recht „Intermezzi“ überschriebenen Selbstgespräche. In der Rhapsodie geriet Cassomenos tatsächlich ins Pauken, so hat Brahms „Allegro risoluto“ nicht gemeint. Ebenfalls an der gepflegten Oberfläche blieben drei Études Tableaux von Sergej Rachmaninow, der auch die Zugabe (Polichinelle) lieferte. Im eigenwilligen Teil der launig mit einführenden Worten strukturierten Vortragsfolge dann drei Piècen von Michael Nyman und ein passgenau mit Toccatissimo überschriebenes Virtuosenstück des hierzulande weitgehend unbekannten australischen Komponisten Carl Vine (61). Das wurde von Cassomenos energisch aus dem Flügel gestochen, klang dabei nicht mal schlecht; nur mit zeitgenössischer Musik hatte dieses historistische Präparat rein gar nichts zu tun. Auch über die Zeitgenossenschaft von Michael Nyman (von ihm stammt das Auftragswerk zum diesjährigen BASF-Jubiläum) ließe sich länglich spekulieren, was angesichts des investierten Witzes und des ausgebufften Metiers des für seine Filmmusiken zu Recht berühmten Engländers unterbleiben kann. Klar, dass Cassomenos hier ganz in seinem Element war. Eine interessante Begegnung aufs Ganze gesehen war dieses Konzert allemal, klassisch abgerundet durch Beethovens Waldsteinsonate, aus der kein Glaubensbekenntnis wurde. Gut gewickelt sportiv ging es durch die Sätze, gerade so als wäre der Pianist erleichtert, jetzt noch einmal Vollgas geben zu dürfen.

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