Ludwigshafen Am Ball geblieben

91-79033108.jpg

100 Jahre ist es her, da entwickelte eine Künstlergruppe in Zürich eine Form der Kunst, die eigentlich keine sein wollte, die die konventionellen Künste gar ablehnte und parodierte: Dada. Helmut van der Buchholz vom Buero für angewandten Realismus ist ein Dada-Fan und lud für den monatlich stattfindenden Atelierabend zum Jubiläumsempfang ins Umspannwerk in der Gartenstadt ein.

„Jolifanto bambla ô falli bambla“, so lautet die erste Zeile des Gedichts „Karawane“ von Hugo Ball. Der gebürtige Pirmasenser gehörte zu den Mitbegründern von Dada. Helmut van der Buchholz rezitierte salbungsvoll das Gedicht zur Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten. Die waren nicht sehr formal: Um einen großen Holztisch herum hatten es sich die zehn leger gekleideten Gäste bei Bier und Erdnussflips bequem gemacht. Das dürfte ganz im Sinn der Dada-Erfinder gewesen sein, die auf Konventionen nie viel Wert gelegt haben. Bei der „Karawane“ handelt es sich um ein sogenanntes Lautgedicht. Dabei geht es weniger um den Sinn der Worte als um deren Klang. Dadaismus findet sich auch in Malerei und Musik. Wer jetzt denkt, er hat keinen Schimmer von Dada, irrt sich wahrscheinlich. Diesen Beweis trat Helmut van der Buchholz an. Auf seinem alten Plattenspieler legte er den Kulthit der neuen deutschen Welle auf: „Da da da“ von Trio. Gerade in der Musik, im Punkrock beispielsweise, gebe es viel Dadaistisches, erklärte Helmut van der Buchholz. Er interessiert sich seit den frühen 1980er-Jahren für die Kunstströmung, die als Vorläufer des Surrealismus gilt. Die englische Industrialband Cabaret Voltaire benannte sich nach der Züricher Künstlerkneipe, in der sich die Dada-Pioniere regelmäßig zu Aktionen und Aufführungen trafen. Die meisten Zeitgenossen konnten 1916 nicht viel mit Dada anfangen. Die Künstler wurden verlacht, auch von prominenter Seite. „Eine Anekdote besagt, dass Lenin, der zu der Zeit in Zürich lebte, das Cabaret Voltaire besucht haben soll“, erzählte van der Buchholz. Lenins Kommentar: „Dada bedeutet nichts, denn ich verstehe es nicht“ – zumindest soll er das gesagt haben. Belegt ist das nicht, auch nicht, dass Lenin überhaupt in der Kneipe war. Das ist eben Dada. Das Haus, in dem sich das Cabaret Voltaire befand, steht immer noch. Dada-Freunde haben es vor dem Abriss bewahrt und organisieren Veranstaltungen. Helmut van der Buchholz ist dort 2002 sogar einmal aufgetreten. Zum Andenken machte er für jeden Gast ein Dada-Kunstwerk mit Kartoffelstempel. (iak) Nils fragt

x