Ludwigshafen "Ally McBeal"-Star Vonda Shepard in Mannheim

Sie hat immer noch etwas von der Barpianistin in „Ally McBeal“: Vonda Shepard.
Sie hat immer noch etwas von der Barpianistin in »Ally McBeal«: Vonda Shepard.

Im Musikgeschäft reicht es nicht, etwas zu können – man muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. So wie Vonda Shepard. Die New Yorker Sängerin schaffte dank ihrer Rolle als Bar-Musikerin in der TV-Serie „Ally McBeal“ den internationalen Durchbruch. Mit Band trat sie im Mannheimer Capitol auf, Hits aus der Serie inklusive.

Von Vonda Shepard hätten wir hierzulande wohl nichts gehört, wenn Michelle Pfeiffer nicht Gesangsstunden genommen hätte, bei dem Lehrer auch Vonda Shepard getroffen hätte und Pfeiffers Mann, David E. Kelley, nicht Ende der 1990er-Jahre Produzent einer Serie über Anwälte in Boston gewesen wäre. So aber machte Pfeiffer die beiden miteinander bekannt, und Shepard war dann regelmäßig mit ein, zwei Songs in einer Episode zu erleben, wenn die Anwälte McBeal, Fish und Gummibärchen Cage runter in die Martini-Bar gingen.

Sehr professionelle Band

Im größeren Teil des Capitol-Konzerts hat man den Eindruck, dass Shepard immer noch Barpianistin ist. Die Songs sind gar nicht schlecht, aber auch durchweg dezent und unaufdringlich. Man könnte dabei auch Martinis schlürfen und sich ein bisschen unterhalten. Man kann natürlich auch zuhören. Da merkt man ein grundsolides Songwriting und eine sehr professionelle Band. Jim Hanson arbeitet am Bass und singt eine sehr gute zweite Stimme; er gehört schon lange zur Band. Versiert auf elektrischen und akustischen Gitarren ist James Ralston, der, wie Shepard erzählt, über 20 Jahre lang für Tina Turner gearbeitet hat. Das Schlagzeug, spielt Christopher Hafer, ein deutscher Musiker, präzise. Die ersten Songs sind stimmungsvoll, aber auch meist in mittlerem Tempo, mittlerer Lautstärke und in einer leicht melancholischen Stimmung. Gerade als man das Gefühl hat, das Konzert könnte ein bisschen mehr Pep vertragen, sagt die Sängerin zum Publikum und zu ihren Musikern, dass sie jetzt Lust habe, ein bisschen mehr aufzudrehen. Und tatsächlich singt sie jetzt auch etwas von „Blue Sky“ und „Sunshine“, und es wird ein bisschen funky. Von da an geht es vorwärts. Wir hören von einer „Downtown, dirty town“, und es wird rockig. Der Drummer nimmt die Stöcke etwas fester, die Gitarre bekommt einen crunchy angezerrten Sound, und auch der Bassist wirkt deutlich präsenter. Vorläufiger Höhepunkt wird „Searching my Soul“, das rockig-soulige Titelstück der „Ally McBeal“-Serie. Da steht das Publikum auf und macht mit.

Mit 14 in Clubs und Bands

Vonda Shepard ist in New York geboren, aber in Kalifornien aufgewachsen. Ersten Musikunterricht hatte sie schon früh, ihr Vater, ein Schauspieler, erkannte ihr Talent und ließ sie Klavier und Gesangsunterricht nehmen. Bereits als 14-Jährige spielte sie eigene Songs in Clubs und Keyboard in verschiedenen Bands. Mit 20 gehörte sie zur Band von Ricky Lee Jones, später begleitete sie auch Al Jarreau. Das erste Solo-Album „Vonda Shepard“ wurde vom Plattenkonzern Warner als „Adult Contemporary“, also Pop für Erwachsene, lanciert. Von der Kritik gelobt, blieb es aber unter den erhofften Verkaufszahlen. 1991 erschien „The Radical Light“. Es verkaufte sich trotz „Searching my Soul“ nicht gut – und damit war für die Plattenbosse von Warner die Sängerin erledigt. Dann schleppte Michelle Pfeiffer ihren Mann zu einem Konzert, der war begeistert, heuerte Shepard für seine Fernsehserie an und der Rest ist Geschichte – beziehungsweise zwölf Millionen verkaufte Tonträger, zwei Golden Globes, zwei Emmy-Awards und der Billboard-Preis für die meistverkauften Soundtracks der Fernsehgeschichte. In Deutschland hat Shepard besonders treue Fans. Carole Kings „Home again“ hat sie deshalb im Capitol auf Deutsch gesungen. Die vielen Zugaben fetzen ordentlich, und das Publikum steht die ganze Zeit. Das letzte Stück, in Würdigung des Tina Turner-Gitarristen, wird dann noch ein rockendes: „Proud Mary“.

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