Ludwigshafen Torun-Prozess: Zeuge beschreibt Verhältnis der Angeklagten

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Eine mysteriöse Verbrecher-Bande habe ihn zum Mitmachen gezwungen, behauptet einer der Angeklagten im Frankenthaler Prozess um die Morde an zwei Unternehmern. Einer der angeblichen Verschwörer hat am Mittwoch als Zeuge ausgesagt.

Eine mysteriöse Verbrecher-Bande habe ihn zum Mitmachen gezwungen, behauptet einer der Angeklagten im Frankenthaler Prozess um die Morde an zwei Unternehmern. Einer der angeblichen Verschwörer hat gestern als Zeuge ausgesagt. Doch der 41-Jährige präsentierte sich als Gelegenheitsarbeiter, der kaum versteht, was um ihn herum vorgeht.

Zumeist starrt der 38-jährige Angeklagte scheinbar teilnahmslos auf seine Tischplatte. Doch nun lacht er herzhaft. Denn der Staatsanwalt hat einen Zeugen gefragt, ob der mutmaßliche Doppelmörder seinen 49-jährigen Mittäter, Spitzname „Can“, einmal sexuell bedrängt habe. Und der Zeuge antwortete verblüfft: „Aber er ist doch ein Mann.“

Unternehmer in die Falle gelockt

Allerdings soll der Zeuge auch selbst in den entehrenden Übergriff verstrickt sein. Schließlich habe er den Vorgang gefilmt – behauptet jedenfalls „Can“, der unterstellt: Der Zeuge und der 38-jährige Mitangeklagte gehören zu einer hochkriminellen Bande, die alle möglichen Schandtaten begangen habe. Bis hin zu den Verbrechen, um die es jetzt in diesem Prozess geht. Fest steht: Die Angeklagten lockten im Winter 2016/2017 kurz nacheinander zwei wohlhabende Unternehmer in eine Falle, um ihnen Geld abzupressen. Für beide Opfer – einen Automatenaufsteller aus dem badischen Brühl und den Ludwigshafener Bauunternehmer Ismail Torun – endeten diese Entführungen tödlich, die Geschäftsleute wurden jeweils erdrosselt.

Täter schieben sich Schuld gegenseitig zu

Die Hauptschuld schieben sich die Täter nun wechselseitig zu. Der 38-Jährige versichert, von „Can“ nur als Helfer für Entführungen gedungen worden zu sein und nicht mit zwei Morden gerechnet zu haben. „Can“ wiederum will seinerseits nur Befehlsempfänger gewesen sein: Die Bande seines Mitangeklagten habe ihn mit dem Vergewaltigungsvideo zum Mitmachen gezwungen. Der Zeuge allerdings bestreitet nicht nur, von so einem Übergriff jemals gehört oder ihn gar gefilmt zu haben. Der 41-Jährige – er stammt ebenso aus der Türkei wie die Angeklagten – präsentiert sich als bisweilen obdachloser Gelegenheitsarbeiter mit Alkoholproblem, der kaum versteht, was um ihn herum vorgeht. Was nicht nur daran liegt, dass er so wenig Deutsch kann.

Betrügerische Mineralöl-Deals

Seine oft ungeordneten Ausführungen lassen sich ungefähr so verstehen: Gleich zweimal ließ sich von den Angeklagten dazu überreden, als offizieller Chef für Firmen zu fungieren, von deren Geschäften er keine Ahnung hatte. Damit war er auf dem Papier zum Beispiel für offenbar betrügerische Mineralöl-Deals verantwortlich, was ihm schon einige Probleme beschert hat. Doch immerhin glaubt er zu wissen, wie seine beiden Landsleute zueinander standen: „Can“ sei der Kopf gewesen. Und der 38-Jährige bloß „sein Hund“.

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