Ludwigshafen Polizei: Es gab keine Pannen

Schwer bewaffnet: SEK-Beamte (oben) betraten das Schulgebäude am Mittwoch gegen 10 Uhr. Die Polizei hatte das Gelände bereits zu
Schwer bewaffnet: SEK-Beamte (oben) betraten das Schulgebäude am Mittwoch gegen 10 Uhr. Die Polizei hatte das Gelände bereits zuvor weiträumig abgesperrt.

Das Spezialeinsatzkommando (SEK) habe die Schüler nach und nach aus den Klassenräumen geholt und in die benachbarte Turnhalle gebracht. Dabei sollten sich die Schülergruppen aus Sicherheitsgründen nicht in die Quere kommen. Das habe seine Zeit gedauert, zumal eine Klasse vorgezogen worden sei, weil deren Lehrerin an Diabetes leide. Das sagte Polizeidirektor Harald Brock, Leiter des Führungsstabs, gestern auf Anfrage. „Das SEK hat ganz normal seine Arbeit gemacht. Es wurden keine Klassen vergessen.“ Derlei Vorwürfe hatten Schüler des Heinrich-Böll-Gymnasiums erhoben. So war eine Klasse zum Unterricht in den Biosaal der Karolina-Burger-Realschule plus ausgewichen und musste dort angeblich sehr lange ausharren, bis das SEK eintraf. „Bei solchen Einsätzen kann es schon mal zu Verzögerungen kommen“, meinte Brock. Es habe aber keine Pannen gegeben. Brock zufolge waren Polizeikräfte gestern erneut in dem von 1250 Jungen und Mädchen besuchten Schulzentrum, um Schüler und Lehrer zu beruhigen – und um weitere Informationen zu dem bewaffneten Jungen zu sammeln. Bisher hätten sich aber keine konkreteren Hinweise für eine präzisere Beschreibung ergeben. Der Junge soll braune Augen haben, eine blaue Jacke mit dunkler Kapuze und schwarze Turnschuhe mit orangefarbenen Applikationen getragen haben. „Wir suchen weiter Zeugen“ sagte Brock gestern. Oliver Hornickel will bis nach den Osterferien warten, um den Einsatz mit der Polizei zu analysieren. Das sagte der Leiter der Realschule plus auf Anfrage. Mit dem Kollegium und den Schülern werde das Erlebte nun aufgearbeitet. Er sei durch die Klassen gegangen, um mit den Schülern darüber zu sprechen, und habe den Eindruck gewonnen, dass die Schüler das Erlebte leichter weggesteckt haben als die Lehrer. Für alle sei es ein komisches Gefühl gewesen, von den vermummten und bewaffneten SEK-Beamten aus den Klassen gebracht zu werden. Auch das lange Warten in den Räumen sei hart gewesen. Er verstehe bis heute nicht, warum dies notwendig gewesen sei, schließlich sei von der Polizei sehr früh mitgeteilt worden, dass kein Verdächtiger gefunden wurde, sagte er und schob nach: „Ich gehe davon aus, dass alle Entscheidungen der Polizei einen Grund hatten.“ Er selbst war während des Einsatzes mit dem Krisenteam im Schulleiterbüro, wo ihm zwei Polizisten zur Seite standen. Mit den Schülern und Lehrern sei er über die Sprechanlage des Gebäudes in Kontakt gewesen. Um die Eltern zu beruhigen, sei das Telefon durchgehend besetzt gewesen. „Bei der Betreuung der Schüler sehe ich keinen Optimierungsbedarf“, sagte Hornickel rückblickend. Dass Schüler und Lehrer zum Teil stundenlang nichts essen, trinken oder zur Toilette gehen konnten, sei wohl nicht besser zu organisieren gewesen. Denn ab etwa 10.30 Uhr habe niemand mehr die Räume verlassen dürfen. Allerdings sieht er auch Verbesserungsbedarf: Laut Hornickel hätte es in der Turnhalle eine Verpflegung geben müssen. Die Situation in der Schule sei furchtbar gewesen – so kommentierten betroffene Schüler Videos, die die RHEINPFALZ vor Ort aufgenommen und bei Youtube hochgeladen hat. Sie berichten von „Geschrei“ und „Katastrophe“. Davon wisse er nichts, sagte Hornickel, „aber ich bin mir im Klaren, dass es eine große Belastung war.“ Wie berichtet, hatte eine 34-Jährige um 7.40 Uhr gemeldet, dass ein bewaffneter Junge in der Rheingönheimer Straße in Richtung Schule gelaufen sei. Daraufhin wurde das Schulzentrum von der Polizei weiträumig abgesperrt. 200 Beamte waren im Einsatz. Gegen 10 Uhr betraten SEK-Beamte das Gebäude. Zwei Schülerinnen sagten später, den bewaffneten Jungen ebenfalls gesehen zu haben, von dem bisher jede Spur fehlt. Kurz vor 12 Uhr war der Einsatz beendet. Für Eltern war eine Sammelstelle eingerichtet worden. Unterdessen fordern Politiker einen Ausbau der Präventionsarbeit, um solchen Vorfällen etwas entgegen zu setzen, wie Mundenheims Ortsvorsteherin Anke Simon (SPD) und die jugendpolitische Sprecherin der CDU-Stadtratsfraktion, Wilhelma Metzler, betonen. Zeugen gesucht Hinweise unter Telefon 0621/963-2773

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