Ludwigshafen Ludwigshafen: Bürgermeisterin mit Wissensbonus

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Frauenpower im Stadtvorstand: Sozialdezernentin Beate Steeg, OB Jutta Steinruck und Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (von links).

Für viele Beobachter war es eine Überraschung, als die Ludwigshafener CDU im Dezember verkündete, dass Cornelia Reifenberg ab Januar die Nachfolge von Bürgermeister Wolfgang van Vliet (SPD) antreten soll. Die 60-Jährige, die seit 2003 Dezernentin für Kultur, Schulen, Jugend und Familie ist, hat seit ihrem Amtsantritt als Repräsentantin der Stadt noch einige mehr Termine als früher.

Die bisherige Bilanz von Kultur- und Familiendezernentin Cornelia Reifenberg ist beachtlich: Die Ludwigshafener Kulturmeile mit Wilhelm-Hack-Museum samt Hackgarten, Kulturzentrum Das Haus, dem Theater im Pfalzbau und modernisierter Stadtbücherei pulsiert in der ansonsten tristen City. Das Straßentheaterfestival und das Festival des deutschen Films auf der Parkinsel locken im Sommer Zehntausende an den Rhein, und der Kita-Ausbau läuft im zweiten Jahrzehnt auf Hochtouren. Und das alles, obwohl die Stadtkassen schon lange leer sind. Mit der Aufstellung Reifenbergs als Bürgermeisterin haben sich die Christdemokraten im Stadtrat das Dezernat 3 für weitere acht Jahre gesichert. Am Ende ihrer dritten Amtszeit wäre Reifenberg 68 Jahre alt und hätte 23 Jahre lang die Weichen für die Ludwigshafener Kultur gestellt. Dann könnte man von einer Ära Reifenberg sprechen.

Kita-Ausbau weiter vorantreiben

Schon bei ihrer Vorstellung als neue Bürgermeisterin hatte die Juristin bekräftigt, dass sie sich darauf freut, wichtige Aufgaben in der Chemiestadt wie den Kita-Ausbau weiter vorantreiben zu wollen. Außerdem liegt ihr sehr am Herzen, dass die Kulturförderung in Rheinland-Pfalz nicht mehr länger Schlusslicht im bundesweiten Vergleich bleibt. Das sei ihr besonders mit Blick auf das Programm im Ludwigshafener Pfalzbau ein großes Anliegen, betonte sie. Dass Reifenberg alles andere als eingerostet, sondern sichtlich motiviert ist, bewies sie sowohl bei der pointierten Verabschiedung ihrer langjährigen Chefin und Freundin Eva Lohse (CDU) als auch bei der Vereidigung von deren Nachfolgerin Jutta Steinruck (SPD) im Stadtrat. Da stellte Reifenberg mit ihrem trockenen rheinischen Humor fest, dass bei der nun weiblichen Überzahl im Stadtvorstand Frauenpower angesagt sei.

"Termindichte" sei höher geworden

Seit ihrem Amtsantritt hat sich für Reifenberg die tägliche Arbeit nicht wesentlich verändert, aber „die Termindichte“ sei höher geworden, bilanziert sie nüchtern. Das liege vor allem daran, dass sie nach dem Rückzug von Eva Lohse in verschiedenen Verbänden auf Posten nachgerückt sei. Zudem sei sie in der Metropolregion in vielerlei Bereichen eine Ansprechpartnerin für die Entwicklung Ludwigshafens als der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz. Diese Aufgaben erweitern Reifenberg zufolge den eigenen Horizont, zum Beispiel im Bereich Gesundheit. Eine neue Herausforderung, die die Friesenheimerin gerne annimmt – trotz des hohen Arbeitspensums. „Man muss sich in neue Themen einlesen, eine Meinung bilden und diese dann vertreten“, schildert Reifenberg. So fordere etwa das Projekt „City West“ im Kontext des geplanten Abrisses der Hochstraße Nord von allen Akteuren in der Stadt ein ganzheitliches interdisziplinäres Denken. Sie mache da gerne mit.

Beim Stadtlogo nicht ganz auf einer Linie

Eine Klausurtagung zur Teambildung wie das neue Berliner Kabinett sie kürzlich auf Schloss Merseburg in Sachsen-Anhalt verbracht hat, gab’s für den neuen Ludwigshafener Stadtvorstand noch nicht. Dabei wäre Cornelia Reifenberg einer solchen vertrauensbildenden Maßnahme nicht abgeneigt. Zwar hat die 60-Jährige „kein Problem, sich auf den neuen Führungsstil von OB Jutta Steinruck einzustellen“. Schließlich funktioniere der Verwaltungsapparat nach festen Spielregeln, unabhängig von der Spitze, meint sie. Beim Thema Stadtlogo sind Reifenberg und ihre neue Chefin indes nicht ganz auf einer Linie. Während Steinruck das sofortige Aus für das einstmals viel diskutierte Zwinkergesichts verkündet hat, will Reifenberg davon nichts wissen. Vielmehr sei es in den Gesprächen des Stadtvorstands darum gegangen, das Logo nach und nach verschwinden zu lassen. Reifenberg beteuert: Der Stadtvorstand hat entschieden, das Bildlogo sukzessive auslaufen zu lassen. Es wird nichts eingestampft, um unnötige Kosten zu vermeiden.“

„Da wurde sauber gearbeitet“

Mit Blick auf die über 100 zusätzlichen Stellen für die Verwaltung, denen der Stadtrat in seiner Märzsitzung zugestimmt hat, weist Reifenberg leise Kritik an ihrer Kommunikation aus den eigenen CDU-Reihen zurück. „Über die neuen Stellen für das Jugendamt wurde bereits im Vorfeld der Stadtratssitzung im Jugendhilfeausschuss informiert. Da wurde sauber gearbeitet“, bekräftigt die Dezernentin selbstbewusst. Auf ihre Fahnen hat sich Reifenberg geschrieben, sich gegenüber der Aufsichtsbehörde ADD und dem Mainzer Innenministerium für die kommunale Selbstverwaltung stark machen zu wollen. Mittel für Kultur und Sport sind für die 60-Jährige keine freiwilligen Leistungen, sondern der „Kitt der Gesellschaft“. Sie hofft, dass sie als Bürgermeisterin mit dieser Haltung eher gehört wird denn als christdemokratische Kulturdezernentin. „Ich will nicht verantworten, dass Büchereien, Theater oder Museen geschlossen werden. Über die Vorgaben der ADD und des Landes müssen noch Gespräche geführt werden.“

Kühlen Kopf bewahren

Auf die Frage, ob sie als Älteste und Dienstälteste im Stadtvorstand einen Weisheitsbonus genießt, überlegt sie kurz und sagt: „Eher einen Wissensbonus.“ Weil sie schon lange im Geschäft sei. Dabei sei es ihr selbst wichtig, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und die Dinge realistisch, nüchtern, unaufgeregt und analytisch anzugehen.

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Ludwigshafens Bürgermeisterin: Cornelia Reifenberg.
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Cornelia Reifenberg mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
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