Ludwigshafen Ludwigshafen: Als Kirche eine Zukunft finden

„Protestanten feiern nicht, ohne dabei nachzudenken“: Dekanin Barbara Kohlstruck beim Festgottesdienst in der Apostelkirche.
»Protestanten feiern nicht, ohne dabei nachzudenken«: Dekanin Barbara Kohlstruck beim Festgottesdienst in der Apostelkirche.

Einen ausgefüllten Tag lang haben die protestantischen Kirchengemeinden das Reformationsjubiläum gefeiert.

Am Ende gab es einen Apfel. Als „Hoffnungsnahrung“ nahm jeder Gottesdienstbesucher aus der Apostelkirche im Hemshof die kleine, runde Frucht mit nach Hause. Und das nicht nur, weil Martin Luther der Überlieferung nach heute einen Apfelbaum pflanzen würde, wenn morgen die Welt zugrundeginge. Sondern auch, weil die Hoffnung „unsere größte Kraft“ ist, wie Dekanin Barbara Kohlstruck es in ihrer Predigt sagte. Die war Mittelpunkt des anderthalbstündigen, zentralen Festgottesdienstes des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen zum Reformationstag. Ein Gottesdienst, der musikalisch berührte und in seinen Worten aufwühlte, zumindest aber nachdenklich stimmte. Knapp zehn Jahre lang haben die Protestanten deutschlandweit auf das Lutherjubiläum hingefeiert: 500 Jahre Reformation. Eine Zeit, in der sie „einen Hunger nach inhaltlichen Fragen“ gespürt habe, sagte Kohlstruck. Nachdem in den Jahren zuvor in der Kirche vor allem Strukturfragen im Zentrum gestanden hätten. Inhaltlich bedeutet für Kohlstruck auch, sich damit auseinanderzusetzen, dass „wir als Kirche kleiner und ärmer werden“. Die Pfarrerin spielte damit auf eine rückläufige Anzahl an Gemeindemitgliedern, an Kirchenpersonal, auch an Gebäuden an. „Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Trend nicht aufhalten können“, ergänzte sie. Angesichts dessen sollten die Protestanten jedoch nicht in „hektische Betriebsamkeit und Aktionismus“ verfallen, so Kohlstruck. Als „Diaspora“ bezeichnete sie gar den zukünftigen Zustand der evangelischen Kirche, wobei „Diaspora“ nicht nur für „die Verstreuten“ stehe, sondern auch für etwas Ausgesätes, etwas, das keimen kann. Immer wichtiger werde es für Christen deshalb, sich auch öffentlich zu Wort zu melden. Gerechtigkeit sowohl als diakonisches Handeln zu verstehen wie auch als Aufforderung, sich politisch zu äußern. Sich „für die stark machen, die keine Stimme haben“ und „die anderen anders sein zu lassen und trotzdem zu akzeptieren“ nannte sie als zwei zentrale Aufgaben einer zukünftigen evangelischen Kirche. Auch die Musik des Festgottesdiensts war gleichzeitig zukunftsgewandt und traditionsbewusst. Unter Leitung von Bezirkskantor Tobias Martin interpretierte die Protestantische Bezirkskantorei Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy ebenso wie Auszüge aus dem aktuellen Pop-Oratorium „Luther“. Rhein-Pfalz-Kreis, Kultur Regional

„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“: Diskussion bei der Churchnight.
»Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme«: Diskussion bei der Churchnight.
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