Ludwigshafen Friesenheim in Feuerlaune

Sinnbildlich eine Bauchlandung gab es für die Oberliga-Mannschaft der TSG Friesenheim, im Bild Philipp Rogawski, sowie für die A
Sinnbildlich eine Bauchlandung gab es für die Oberliga-Mannschaft der TSG Friesenheim, im Bild Philipp Rogawski, sowie für die A-Junioren der TSG. Dem Oberliga-Team droht der Abstieg und die A-Junioren werden sich nicht direkt für eine weitere Saison in der Bundesliga qualifizieren.

«Ludwigshafen.» Es ist noch gar nicht so lange her, da genoss die TSG Friesenheim einen blendenden Ruf in Handball-Deutschland. Ein kleiner Verein, der eine exzellente Jugendarbeit leistet. Das war 2010. Damals hatte Martin Röhrig das Sagen. Er lotste die besten Nachwuchshandballer aus Südwestdeutschland nach Ludwigshafen. 2010 wurde die A-Jugend Deutscher Vizemeister. Sie unterlag der HSG Düsseldorf im Endspiel. Im Düsseldorfer Team standen unter anderem Spieler wie Alexander Feld, derzeit Spielmacher bei den Eulen Ludwigshafen, oder die Nationalspieler Fabian Wiede sowie Bastian Roschek. Röhrig polarisierte. Er war gewiss kein einfacher Charakter, aber Röhrig ist ein exzellenter Fachmann. Er stand für den Leistungsgedanken. Seit Röhrig beim HSC Coburg im Amt ist, geht es dort steil aufwärts im Nachwuchssektor. Das ist bei der TSG Friesenheim anders. Seit Röhrig 2015 die TSG verlassen hat, geht es abwärts. Zwar nicht rapide, aber kontinuierlich. Nach Röhrig kam Torsten Schmid. Der hatte die Kompetenz für das Amt des Jugendkoordinators, doch ihm fehlte der Rückhalt im Verein. Deshalb schmiss Schmid hin. Seitdem ist die TSG Friesenheim auf der Suche nach einem Jugendkoordinator. Wobei der Verein zeitweise einen Schlingerkurs fuhr: Jugendkoordinator ja, Jugendkoordinator nein. Seit 1. Februar ist nun die Stelle mit Markus Baumann besetzt. Laut Martin Buschsieper, einer von vier Handball-Abteilungsleitern der TSG Friesenheim, war Baumann einer der Wunschkandidaten. Er kam von den Rhein-Neckar-Löwen. Dort hat er aber Teams nur bis zu den C-Junioren trainiert. Bei der TSG soll Baumann in der neuen Saison die A-Jugend trainieren. Er wird demnach Peter Geiger beerben. Der wird die Runde also durchziehen, obwohl er in der Kritik steht und Buschsieper schon nach einem sofortigen Ersatz gesucht hat. Potenzielle Nachfolger, die der RHEINPFALZ das Interesse der TSG bestätigten, gaben dem TSG-Führungsteam einen Korb. Seit März 2017 führen Martin Buschsieper, Martin Fabian, Axel Wilbrandt und Markus Felix die Handball-Abteilung des größten pfälzischen Handballklubs. Zuvor war dieses Amt eineinhalb Jahre kommissarisch besetzt. Das Führungsteam kündigte beim Amtsantritt an, der Oberliga-Mannschaft mehr Bedeutung beizumessen. „Wir werden intensiver mit unseren Junior-Eulen arbeiten. Die Oberliga-Mannschaft darf nicht stiefmütterlich behandelt werden. Wir müssen mehr Professionalität in die Oberliga-Mannschaft bringen. Das muss, wie in anderen Vereinen auch, ein Prunkstück werden. Die jungen Leute müssen wieder in der Mannschaft spielen wollen. Uns ist dieses Team sehr wichtig“, beteuerte Buschsieper damals. Der richtige Mann auf der Kommandobrücke war Andreas Reckenthäler. Doch seit Montag ist Reckenthäler nicht mehr Trainer. Er ist überraschend entlassen worden. „Ich bin maßlos enttäuscht über die Art und Weise. Die Entscheidung wurde ohne die Mannschaft getroffen“, sagte Reckenthäler fassungslos. Am Telefon teilte ihm Buschsieper den Rauswurf mit. „Wir planen für die Pfalzliga und glauben, dass Co-Trainer Uli Spettmann die Mannschaft besser erreicht“, sagt Buschsieper auf Nachfrage. Reckenthäler nennt andere Fakten, die ihm von Buschsieper aufgelistet wurden: „Mir wird vorgeworfen, dass zu viele Spieler den Verein zum Saisonende verlassen und ich eine Schiedsrichter-Strafe bekommen habe.“ Buschsieper daraufhin: „Wenn Herr Reckenthäler interne Dinge an die Öffentlichkeit gibt, kommentiere ich diese nicht.“ Andreas Reckenthäler jedenfalls ist schockiert. Der Geschäftsstellenleiter einer Versicherung, Chef von 35 Mitarbeitern, hat eigenen Aussagen zufolge Sponsoren zur TSG gebracht. „Ich habe mich weder mit dem Team überworfen, noch gab es Klagen. Es sollten sich manche Menschen bei der TSG hinterfragen und nicht immer die Schuld bei anderen suchen.“

Martin Buschsieper.
Martin Buschsieper.
Peter Geiger
Peter Geiger
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