Ludwigshafen Der große Špiler

Will das Team der Eulen Ludwigshafen führen: David Špiler.
Will das Team der Eulen Ludwigshafen führen: David Špiler.

Handball: Er gehörte zur Weltklasse und spielte mit Stars in einer Mannschaft: David Spiler absolvierte 134 Länderspiele für Slowenien. Er gewann mehrere Meisterschaften und spielte Champions League. Nun könnte der 35 Jahre alte Spielmacher des Bundesligisten Eulen Ludwigshafen der entscheidende Akteur im Abstiegskampf werden. Doch eine Sorge treibt ihn um.

«Ludwigshafen.» Die Aktion war streng geheim. Eigentlich hätte David Špiler schon Anfang Dezember gegen den VfL Gummersbach für die Eulen Ludwigshafen spielen sollen. Es sollte ein Überraschungscoup werden. Denn das Duell der Abstiegskandidaten war für beide Teams von enormer Bedeutung. Doch Špiler musste passen. Er hatte sich eine Woche zuvor in der letzten Partie für seinen damaligen Verein an der Wade verletzt. Die Geheimaktion ging schief. Die Eulen verloren die Partie. Špiler debütierte dann zwei Wochen später in Erlangen – doch auch da verlor der Tabellenletzte der Bundesliga. Dabei war der 35 Jahre alte David Špiler verpflichtet worden, weil sich bei den Eulen nahezu alle Spielmacher verletzt hatten. Matschke entschied sich bewusst für Špiler. „Er hilft uns sofort weiter. Ich muss ihm nicht erklären, wie Handball funktioniert“, sagt Matschke. Doch zunächst brachte Špiler nicht den erhofften Erfolg. Die Eulen verloren weiterhin. Kritik wurde an der Verpflichtung laut. Bis vorigen Samstag. Gegen den TBV Lemgo holte der Tabellenletzte seinen zweiten Saisonsieg. Zwei Sekunden vor Spielende fiel der Siegtreffer. Der Torschütze: David Špiler. „Ich bin so glücklich, dass wir gewonnen haben“, sagt er. Noch glücklicher ist der zweifache Familienvater aber, dass er wieder fit ist. Denn Špiler hatte sich beim Debakel in Bietigheim Ende Februar ein Außenband gerissen und musste aussetzen. „Das war ein Problem. Ich will spielen und der Mannschaft helfen“, sagte Špiler: „Denn die Jungs sind alle super.“ Die Mannschaft ist Špiler ans Herz gewachsen. Im Training unterbricht er schon mal einen Spielzug und korrigiert seine Mitspieler. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Der Mannschaft fehlt die Erfahrung. Sie braucht einen Kopf“, sagt Špiler. Der Kopf ist er. Der 134-fache slowenische Nationalspieler hat im Handball alles erlebt, was man nur so erleben kann. Špiler gewann mehrere Meisterschaften, spielte mit seinen Teams in der Champions League, unter anderem in Kiel oder bei den Rhein-Neckar-Löwen. Er war Kopf der Nationalmannschaft. 2007 wurde das Team bei der WM in Deutschland Zehnter. „Er war ein Weltklasse-Spieler“, sagt Matschke. Špiler stand in einem Team mit Weltstars wie Ivica Balic oder Zlatko Horvat. Špiler war und ist eben ein großer Spieler. Dabei hat er spät mit Handball begonnen. Er war 13. Zuvor tanzte er, machte Karate, spielte Basketball. Er entschied sich schließlich für Handball, weil das der große Sport in seinem Heimatort Tržic war. „Beim Basketball hätte ich täglich 30 Minuten zum Training fahren müssen. Das war nicht möglich“, erzählt er. Doch der Spätzünder wurde zum Senkrechtstarter. Er spielte mit 13 Jahren schon in der vierten Liga. „Jedes Jahr spielte ich dann eine Liga höher“, sagt Špiler. Mit 17 debütierte er in der Ersten Liga, mit 23 gewann er mit Celje die erste Meisterschaft. Špilers Erfahrung soll im Abstiegskampf der Trumpf werden. Heute Abend, 19 Uhr, wird aber beim THW Kiel nichts zu holen sein. Špiler glaubt dennoch an den Ligaverbleib. Es wird zwar schwer werden, sagt er, aber die Mannschaft habe die Qualität, um die nötigen Punkte zu holen. „Und“, sagt er: „Wir brauchen auch etwas Glück.“ David Špiler ist ein kommunikativer und aufgeschlossener Mensch. Anfang Januar kam seine Frau mit den beiden Söhnen (fast fünf Jahre und acht Monate) nach Ludwigshafen. Die Familie lebt in Oggersheim. Offenbar nicht ganz so glücklich. Denn: „Wir haben für unseren Sohn keinen Kindergartenplatz bekommen. Das ist schade, denn er bekommt so wenig soziale Kontakte und kann kaum mit anderen Kindern spielen“, sagt Špiler.

David Špiler (links) hat reichlich Champions-League-Erfahrung. Mit Croatia Zagreb spielte er 2011 im Viertelfinale der Königskla
David Špiler (links) hat reichlich Champions-League-Erfahrung. Mit Croatia Zagreb spielte er 2011 im Viertelfinale der Königsklasse bei den Rhein-Neckar-Löwen, hier mit Oliver Roggisch.
Der Taktgeber: Hier mit seinem Klub Brest 2015 in der Champions League beim THW Kiel.
Der Taktgeber: Hier mit seinem Klub Brest 2015 in der Champions League beim THW Kiel.
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