Landau Zur Sache: Zweinutzungshuhn als Alternative zum Töten

Mit seiner Billigung der Massentötung männlicher Küken hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster eine Kontroverse ausgelöst. So bezeichnete etwa der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) die Praxis als „barbarisches Treiben“. In der Geflügelwirtschaft dürfte die Entscheidung dagegen für erleichtertes Aufatmen gesorgt haben. „Marktplatz regional“-Mitarbeiter Dominik Behr hat sich bei Geflügelwirten in der Region umgehört – und festgestellt, wie emotional das Thema besetzt ist. Eine Züchterin (Name der RHEINPFALZ bekannt) ärgert sich wortreich über die Tierschützer, die „nur das süße Küken sehen“ und nicht bedenken würden, wie groß der finanzielle und logistische Aufwand für die unrentable Aufzucht männlicher Küken sei. Das Urteil des OVG Münster finde sie daher richtig. Ihren Namen möchte sie in der Zeitung allerdings nicht lesen – sie befürchtet, dass sich ihre Meinungsäußerung geschäftsschädigend auswirken könnte. Michael Schwager, der einen Geflügelhof in Herxheim betreibt, kritisiert dagegen das Urteil. Seiner Ansicht nach müsse stärker auf Verfahren gesetzt werden, die eine Früherkennung des Geschlechts noch im Ei zulassen. So könne die Praxis des Kükenschredderns umgangen werden. „Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt. Man hätte viel eher Früherkennungsverfahren forschen müssen“, ärgert er sich. Seinen Geflügelhof stelle er jetzt auf sogenannte Zweinutzungshühner um. Das seien Rassen, bei denen die Hennen eine gute Legeleistung erbringen und die Hähne schneller aufwachsen, mehr Fleisch heranbilden und sich daher ebenfalls zur Schlachtung eignen. Auch bisher habe Schwager männliche Küken nicht töten müssen: „Wir handeln auch mit lebenden Tiere und konnten die Hähne da mitverkaufen“, berichtet er. (bed)

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