Landau Wochenspiegel: Eine Woche voller Kundgebungen

Unser Tipp: entspannen und durchatmen!
Unser Tipp: entspannen und durchatmen!

Die Redaktion hatte diese Woche eine Engelserscheinung: Eine Damit mit flauschigem Geflügel auf dem Rücken hat mit einem großen Schild in der Ostbahnstraße auf sich aufmerksam gemacht. Irgendwas mit Unicef und Kinderschändern, über die wir nicht berichtet hätten. Was nicht ganz überraschend ist: Wir sind eine Lokalredaktion, und Unicef ist (leider) nicht in Landau ansässig.

Zwischendurch hat uns auch immer wieder ein Mann mit wechselnden Schildern Zitate von Martin Luther King, Heinrich Böll und Rosa Luxemburg nahebringen wollen. Wir bedanken uns für die Sorgfalt der Gestaltung, aber so ganz verstanden haben wir seine eigentliche Botschaft nicht, zumal er uns mit Lügenpresse begrüßt und mit „ich wünsche Ihnen einen beschissenen Tag“ verabschiedet hat. Der Dialog war also nicht ganz geschmeidig.

Irion hat abgehärtet

Und die Landauer? Die haben, soweit wir das beurteilen konnten, dem Geschehen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wofür Kollege Jörg Petri auch gleich ganz trocken die passende Erklärung geliefert hat: „In Landau musst du seit Herbert Irion schon mehr tun, um Aufsehen zu erregen.“ Sie wissen schon: Irion war der im Mai 2018 gestorbene Dammheimer, der als Mann mit dem Schild bekannt geworden ist, weil er sich an drei Oberbürgermeistern der Stadt abgearbeitet hat.

Das waren aber nicht die einzigen Politaktionen der Woche: Wir haben noch das Camp auf dem Rathausplatz, dessen Bewohner dauerzeltend für die Aufnahme von Moria-Flüchtlingen werben, und auf das es an einem Abend einen Übergriff gegeben hat. Und wir hatten an derselben Stelle eine Kundgebung gegen Corona-Auflagen sowie Reibereien zwischen beiden Gruppen.

Die Nerven liegen blank

Am Freitag berichtete dann noch eine Landauer Gastronomin vom Besuch von zwei Männern, die ohne Maske, aber mit fragwürdigem Attest, unterschwelliger Aggression und dem Schüren von diffusen Ängsten versucht hätten, in ihrem Café Stimmung gegen die Maskenpflicht zu machen, die sie als Angriff auf Freiheit und Demokratie gewertet haben.

Das eine hat mit dem anderen offenbar nichts zu tun. Erkennbar wird aber, dass die Stimmungslage in der Stadt gereizter ist, als man das früher wahrgenommen hat. Offenbar liegen bei vielen inzwischen die Nerven blank.

Durchatmen!

Unser Tipp: ausschlafen, tief durchatmen und das wunderbare Spätsommerwetter genießen. Über den Genußmarkt schlendern oder das Picknick im Park besuchen und in aller Ruhe – vielleicht bei einer Schorle, die zur Pfälzer Lebensart nicht ganz unmaßgeblich dazugehört – darüber nachdenken, ob man nicht auch mal die Kirche im Dorf lassen kann. Wenn jeder immer nur „ich, ich, ich“ denkt, ist zwar an alle gedacht. Aber es macht zufriedener und glücklicher, das „Wir“ zu denken und zu leben. Ganz sicher. Machen Sie was draus.

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