Landau „Weihnachten ist eine Hoffnungstankstelle“

Axel Brecht (Dritter von rechts) und Dietmar Zoller (rechts daneben) im Gespräch mit Redakteuren der RHEINPFALZ-Redaktion in Lan
Axel Brecht (Dritter von rechts) und Dietmar Zoller (rechts daneben) im Gespräch mit Redakteuren der RHEINPFALZ-Redaktion in Landau. Volker Janke stieß später dazu.

Einer katholisch, zwei evangelisch, alle drei Dekane: Axel Brecht, Volker Janke und Dietmar Zoller. Bei ihrem Besuch in der RHEINPFALZ-Redaktion in Landau haben sie auch darüber diskutiert, wie Kirche künftig sein sollte. Einig sind sie sich darin, diese zu den Menschen bringen zu wollen – und nicht umgekehrt.

Viele Kirchenbänke sind seit geraumer Zeit noch schlechter gefüllt als die Tribünen des Betzenbergs. Die Gründe sind mannigfaltig. Wie lässt sich daran etwas ändern? Diese Frage beschäftigt die Dekane Axel Brecht (Landau), Volker Janke (Landau) und Dietmar Zoller (Bad Bergzabern) gleichermaßen. „Kommt vorbei, es ist Gottesdienst, diese Zeiten sind vorbei“, sagt Brecht. Die Kirche müsse sich fragen, wie sie auf die Menschen zugehen könne. In der Bibel heißt es: „Dort wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Vielleicht denkt Brecht auch daran. Er sagt: „Wir wollen den Menschen Angebote machen, aber nicht sagen, wo es langgeht, das wissen sie selbst.“ Es gebe drei Fragen, die er sowie die Geistlichen und Engagierten seines Dekanats stellen möchten: Was macht dich glücklich? Was macht die traurig? Wie kann dir die Kirche helfen? Der Katholik hat auch eine frohe Botschaft im Gepäck: 2020 wird in Landau der Auftaktgottesdienst der bundesweiten Aktion „Bewahrung der Schöpfung“ gefeiert. Zoller sagt, Kirche müsse den Blick stärker auf die Jugendlichen richten. „Wir müssen ihnen zeigen, dass es eine Welt außerhalb des Smartphones gibt, sonst wird es mehr Einsamkeit geben.“ Die Kitas böten wiederum eine große Chance, Familien anzusprechen. Bad Bergzabern sei ein sozialer Brennpunkt, dort müsse sich die Kirchengemeinde besonders kümmern. Janke betont aber auch, dass die Aufrechterhaltung der kirchlichen Kitas immer schwieriger werde, weil die Kosten steigen und die Kirchensteuerzahler weniger werden. Die Umsetzung des Entwurfs für das neue Kita-Gesetz des Landes würde das Problem noch verschärfen. „Hätten wir keine Kitas, könnten wir die Verwaltung um rund 60 Prozent reduzieren.“ Übrigens: Rund 25 bis 30 Prozent der Kirchensteuereinnahmen würden für die Kitas ausgegeben, sagt Janke. Es geht bei der Kostenfrage nicht nur um die Kitas, sondern um mehr. „Müssen die Kirchen immer eine doppelte Infrastruktur in ihrer Gemeinde bereithalten?“, fragt Brecht. Die Glaubensvertreter haben darüber schon gesprochen. Zoller nennt als Beispiel Pleisweiler-Oberhofen. Dort gibt es zwei Kitas mit je einer Küche, dazu je ein Gemeindehaus beider Konfessionen und ein Dorfgemeinschaftshaus – bei 900 Einwohnern. „Das ist struktureller Irrsinn“, sagt er. Janke springt seinem Kollegen bei: „Mittelfristig ist die Trennung von einigen Pfarrhäusern sicher ein Thema.“ Zudem sei beim Erhalt von Kirchen ebenfalls Kreativität gefragt, sagt Zoller. „Die kleinteilige Struktur ist eine Last.“ Damit spielt er auf die sehr kleinteiligen Gemeindezuschnitte in der Südpfalz an. Brecht formuliert es so: „Hätten wir nur die Hälfte der Kirchen, hätten wir nur die Hälfte der Sorgen.“ Apropos Sorgen. Kirche ist nicht nur Verwaltung, sondern auch Seelsorge, zumindest sollte das so sein. Nun steht Weihnachten vor der Tür, das Fest der Liebe. Aber für manche Menschen ist es auch ein Tag der Einsamkeit, ein Moment, in dem sie auf sich zurückgeworfen werden. „Dennoch, Weihnachten ist auch eine Hoffnungstankstelle“, sagt Janke. Er, Brecht, erlebe in der Seelsorge unabhängig von Weihnachten immer wieder Existenzsorgen, die Angst vor dem Alleinsein im Alter. Bei den jüngeren Menschen habe sich mit der Zeit etwas verändert, sie seien heute selbstbewusster, eigenständiger.

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