Landau „Schieflage am Arbeitsmarkt“

«Südpfalz.»Jeder zweite Landauer hat einen unsicheren Job. 12.700 Menschen arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder in einem Minijob – das sind 48 Prozent aller Berufstätigen, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitteilt. Im Kreis Südliche Weinstraße liegt die Quote bei 45 Prozent (16.400 Menschen) und im Kreis Germersheim bei 36 Prozent (18.400 Menschen).

Die Gewerkschaft beruft sich auf eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Arbeitsmarkt seit 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote „atypischer Jobs“ in Landau noch bei 38 Prozent, im Kreis SÜW bei 36 Prozent und im Kreis Germersheim bei 29 Prozent. Marina Rimkus, Bezirkschefin von IG Bau Süd-West-Pfalz, spricht von einem „Alarmsignal an die Politik“: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten.“ Hier sei „grundsätzlich etwas in Schieflage geraten“. Der unbefristete Vollzeitjob müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert sie. Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat in Landau besonders die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 4200 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 6900 – ein Anstieg von 65 Prozent. Im Kreis Germersheim gab es gar einen Anstieg von 75 Prozent – von 5800 auf 10.200 Erwerbstätige. Im Kreis Südliche Weinstraße gab es 2003 noch etwa 4600 Erwerbstätige in Teilzeit, im vergangenen Jahr waren es mit 8800 fast doppelt so viele. „Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit“, ist Marina Rimkus überzeugt. Ein entsprechender Gesetzentwurf der Großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert. Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 4500 Menschen in Landau waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt (2003: 3200). Im Kreis Germersheim gab es 2016 7900 Beschäftigte in Minijobs (2003: 6600) und im Kreis SÜW 6800 Menschen (2003: 5300). In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Rimkus. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert die IG Bau von den Parteien klare Konzepte „gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt“. Dazu müsse die Abschaffung der Befristungen ohne sachlichen Grund genauso gehören wie die Einbeziehung von Minijobs in die Sozialversicherung. „Auch die Arbeitgeber sind in der Pflicht. Statt aufs Billig-Prinzip sollten sie auf Kontinuität setzen“, fordert Bezirkschefin Rimkus.

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