Landau Quatsch dich aus

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Die Nummer gegen Kummer ist vielen ein Begriff. Wie hängt das Landauer Kinder- und Jugendtelefon (KJT) damit zusammen?

Die Nummer gegen Kummer ist unser Dachverband, der auch die Qualitätskriterien und Richtlinien vorgibt. Es gibt deutschlandweit 83 KJT-Standorte, die größtenteils von Untergliederungen des Deutschen Kinderschutzbundes oder anderen freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe getragen werden. Die Anrufer werden zufällig an einen der Standorte geschaltet. Landau ist einer davon. Für alle, die es vielleicht nicht so genau wissen: Wie funktioniert das Kinder- und Jugendtelefon? Das Ganze ist ein anonymes und kostenloses Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche. Die Berater am Telefon sind für alle Themen offen. Nach wie vor ist das immer noch ganz oft Liebe, Sexualität, Freundschaft, aber auch andere persönliche Probleme. In Landau sind diese Berater immer montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr erreichbar. Die Samstage sind reserviert für das Angebot „Jugendliche beraten Jugendliche“. Das hat sich auch sehr bewährt, dadurch, dass Jugendliche viel näher an den Problemen der anderen Jugendlichen dran sind als Erwachsene. Wenn die Anrufer merken, hey, da ist ja gar keiner dran, den ich siezen muss, hilft ihnen das manchmal auch, Probleme einfacher auszusprechen. Für den Standort Landau suchen Sie jetzt Verstärkung bei den Beratern. Wer kann sich dafür bewerben? Wir bilden ja zwei verschiedene Gruppen aus. Das eine ist die normale Kinder- und Jugendtelefongruppe. Da suchen wir vom Alter her von 18 bis 80 alles. Jeder, der sich noch fit fühlt, kann mitmachen. Die andere Gruppe sind die Jugendlichen für das Angebot „Jugendliche beraten Jugendliche“. Da bilden wir speziell Schüler aus, also ab 16 bis maximal 20 Jahre. Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die die Bewerber mitbringen sollten? Uns ist es egal, aus welcher Berufsgruppe die Leute kommen. Es ist die Haltung der Menschen, die passen muss. Sie müssen eine gewisse Offenheit und Toleranz mitbringen, sich in die Lebenswelt der Kinder einfühlen können und bereit sein, eigene Meinungen und Vorstellungen noch mal zu reflektieren. Außerdem ist eine gewisse Flexibilität und Belastbarkeit gefragt. Manchmal ist auch einfach Lebenserfahrung hilfreich. Wie läuft dann die Ausbildung ab? Wenn sich die Leute bei uns bewerben, führe ich mit jedem erst mal vorab ein Gespräch. Da schauen wir gemeinsam: Passt das wirklich? Stimmen ihre Vorstellungen von dem Telefondienst mit dem überein, wie es auch wirklich ist, damit sie keinen Praxisschock bekommen? Die Ausbildung umfasst dann 70 Stunden und ist bei Jugendlichen und Erwachsenen gleich, allerdings werden die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt. Inhalte sind zum einen Frage- und Gesprächsführungstechniken, also das große Thema Kommunikation. Dazu kommen bestimmte schwierige Themen, auf die wir vorbereiten, zum Beispiel sexueller Missbrauch, Suizid oder auch Mobbing. Danach können die angehenden Berater bei den erfahrenen hospitieren, anschließend gehen sie selbst ans Telefon. Und wie sehen die Arbeitszeiten für die ehrenamtlichen Berater aus? Die Erwachsenen verpflichten sich bei uns für 50 Telefondienste, momentan dauern die jeweils drei Stunden. Das sind dann insgesamt 150 Stunden. Sie sollten im Monat zwei bis drei Dienste übernehmen, also hat man diese Dienste in zwei Jahren im Prinzip abgeleistet. Die jugendlichen Berater verpflichten sich nur für 50 Stunden. Das sind ungefähr 17 Telefondienste. Wie laufen die Gespräche bei so einem Telefondienst ab? Ganz wichtig ist es, immer vor Augen zu haben: Es gibt nicht die Patentlösung für ein Problem. Ich muss immer auf den Anrufer eingehen, den ich am Telefon habe. Das heißt, er ist der Fachmann oder die Fachfrau für das Problem, und ich als Berater leiste im Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu macht man sich erst mal ein Bild von der Gesamtsituation und versucht dann, dieses Kind oder den Jugendlichen wieder handlungsfähig zu machen. Man hört sich an, wie es dem Kind geht, was das Hauptproblem ist und schaut dann gemeinsam, was passt in der Situation. Was ist schon ausprobiert worden, was noch nicht? Manche wollen auch gar keine Schritte unternehmen, sondern sich zunächst einfach nur aussprechen oder Informationen einholen. Bekommen Sie auch Feedback von den Anrufern? Ja, es kommt durchaus vor, dass wir Dankesanrufe kriegen. Das kommt zwar meistens nicht bei dem Berater raus, für den es gedacht war, aber wir geben das dann weiter. Häufig merkt man auch direkt, ob ein Gespräch gut gelaufen ist und hilfreich war. Info —Bewerbungen per E-Mail an kjt@blauer-elefant-landau.de. —Weitere Informationen gibt’s im Internet unter www.kinderschutzbund-landau.de. —Die Nummer gegen Kummer ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr und kostenlos unter 116111 erreichbar.

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