Landau Problembär soll gezügelt werden

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Warum will die Daldrup und Söhne AG das Landauer Geothermiekraftwerk wieder ans Netz nehmen?

Nach Angaben von Josef Daldrup investiert sein Unternehmen „einen mittleren einstelligen Millionenbetrag“, um das Kraftwerk nicht abschreiben zu müssen. Er hoffe noch auf eine „schwarze Null“. Was will die Stadt Landau? „Safety first“, fordert Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU). Er hofft mittel- bis langfristig auf einen Ausstieg aus dem Kraftwerksbetrieb an diesem „nicht optimalen“ Standort. Können die Stadt und die Energie Südwest, die noch zehn Prozent der Anteile hält, den Ausstieg beeinflussen? Heute nicht mehr, sagt Hirsch. Nach den ersten Beben 2009 habe der Druck reduziert werden müssen. Damit sei der wirtschaftliche Betrieb gefährdet gewesen. Der Stadt habe das Geld gefehlt, um eine zweite Reinjektionsbohrung mitzufinanzieren. Sie habe daher auf eine politische Lösung gehofft, doch die Pfalzwerke hätten nicht mitgezogen, und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) habe den Ausstieg abgelehnt, weil die Landesregierung schon wegen des Nürburgrings unter Druck gestanden habe. Wie beurteilt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe das Landauer Kraftwerk? Als „Problembär, den man wieder in den Griff bekommen kann“, so Christian Bönnemann, Fachbereichsleiter Seismologisches Zentralobservatorium der Anstalt. Die Anlage sei grundsätzliche geeignet, spürbare Beben möglichst und Schadensbeben ganz zu vermeiden. Ist die Geothermie-Technik grundsätzlich beherrschbar? Ja, sagt Bönnemann, „wir beherrschen die Geothermie immer besser“. Im Oberrheingraben müssten Standorte wegen geologischer Störungen sehr sorgfältig erkundet werden, damit schwere Beben ausgeschlossen werden könnten. Nein, sagt Thomas Hauptmann vom Bundesverband Bürgerinitiativen Tiefe Geothermie: Die geologische Situation im Untergrund und die Auswirkungen des permanenten Massestroms von Wasserentnahme und Wassereinpressen seien nicht abzuschätzen. Nein, sagt auch Werner Müller, Vorsitzender der Bürgerinitiativen Landau und Insheim gegen Geothermie. Es habe in Landau und Insheim Hunderte von Mikrobeben gegeben, aber der Umfang solcher Beben sei nicht vorhersehbar, In welchem Zustand ist das Landauer Kraftwerk? Es sei „auf ein Top-Niveau gebracht“, sagt Josef Daldrup. Nur das Gebäude sei noch alt, aber die Technik komplett erneuert. Die Sicherheitsstandards seien aufgrund von Behördenvorgaben teils doppelt so hoch wie an anderen Standorten. „Das liegt in unserem eigenen Interesse. Beim ersten kleinen Vorfall ist das Ding tot“, so Daldrup zur RHEINPFALZ. Wann darf das Kraftwerk wieder angefahren werden? „Die Genehmigung kommt, wenn wir sicher sind, dass nichts mehr passiert“, so Professor Georg Wieber, Leiter des Landesamtes für Geologie und Bergbau. Wie gefährlich war das schwerste Landauer Beben 2009, das eine Stärke von 2,7 auf der Richterskala erreicht hatte? Es war kein gefährliches Beben, sagt Bönnemann, aber Schäden sind bei dieser Stärke möglich. Wie hoch waren die Schäden? Das weiß man nicht, weil sie zwischen Betreiber und Geschädigten geregelt wurden und Vertraulichkeit vereinbart wurde. Es gebe „einen ganzen Ordner voll“ mit Schadensmeldungen, sagt Müller, doch die „werden unter der Decke gehalten“. Es sind „kleinere Schäden reguliert worden, damit ist der Fall erledigt“, so Daldrup, der damals noch nicht verantwortlich war. „Am Hochbett meiner Tochter ist die Verankerung aus der Wand gerissen“, sagt die Geschädigte Monika Hauptmann. Wie wirtschaftlich ist Geothermie? „Weder ökologisch noch wirtschaftlich“, sagt Thomas Hauptmann. Nur zur Stromerzeugung ist die Technik „nicht so wirtschaftlich“, wohl aber, wenn auch Wärme ausgekoppelt wird, so Lutz Stahl vom Bundesverband Geothermie, einem Interessenverband der Industrie. Dann werde locker ein Effizienzgrad von 60 bis 70 Prozent erreicht. Laut Müller liegt der Wirkungsgrad dagegen bei nur zwei bis sieben Prozent, über 90 Prozent der Wärme würden über die Rückkühlung vernichtet. Dem hat Stahl energisch widersprochen. Das Landauer Kraftwerk „erzeugt so um die drei Megawatt Strom, so viel wie ein modernes Windrad. Das ist nicht sonderlich effektiv“, meint SWR-4-Moderator Thomas Meyer. „Bei einem Megawatt Input gibt es zwei Megawatt Output“, so Daldrup, „das rechnet sich“. Ohne Förderung aus dem Erneuerbare Energien-Gesetz könnte man keine Anlagen bauen, so Stahl.

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