Landau Pinguine auf dem Schirm

91-90626977.jpg

Linux – ein Betriebssystem, ohne das die meisten Computer oder Handys nicht laufen würden. Das Besondere daran: Es ist kostenlos und jeder kann darauf zugreifen. Diese Philosophie wird auch in Landau gepflegt: Die Linux-User-Group trifft sich regelmäßig und steht jedem mit Rat und Tat zur Seite.

Schon zu Beginn des Treffens der Linux-User-Group (Lug) Landau werden viele Vorurteile widerlegt. Zusammen sitzen nicht nur Männer, die in einer unverständlichen „technischen Fremdsprache“ über Computer reden. Die zehn Mitglieder und Gäste der Lug, die sich regelmäßig in dem Landauer Restaurant „Vier Jahreszeiten“ treffen, verbringen ihre Freizeit nicht nur vor dem Monitor, sondern entpuppen sich als sozial engagierte Bürger. Menschen, die ihr technisches Wissen und ihre Fähigkeiten zum Nutzen der anderen einsetzen wollen. Und dies nicht nur als Verein, sondern auch als Privatpersonen bereits oft getan haben. Das einzig auffällige sind die beiden Stoff-Pinguine auf den Tischen. Pinguine? Der Laufvogel ist das Maskottchen des Computer-Betriebssystems Linux. Betriebssysteme sind die Grundoberfläche, auf denen Smartphones oder PCs laufen, die bekanntesten sind wohl Windows und das I-OS von Apple. „Der Name Linux stammt vom Entwickler Linus Thorvalds“, weiß Hakon Benner. Als Student konnte Thorvalds sich ein kommerzielles System nicht leisten. „Also hat er ein eigenes Betriebssystem entwickelt und es kostenlos zur Verfügung gestellt“, informiert Benner. Das war zu Beginn der 90er-Jahre. Jeder darf das System nutzen und verbessern, nur muss er es dann ebenfalls kostenlos zur Verfügung stellen. Dieser Grundgedanke heißt in der digitalen Welt „Open Source“, zu deutsch: offene Quelle. Diese „Open-Source“-Anlage führte dazu, dass mittlerweile sehr viele kostenlose Linux-Versionen zur Verfügung stehen. „Eigentlich werden fast alle Elektrogeräte mit Linux betrieben, außer die, in denen Windows steckt“, informiert Jochen Wambsganß. Sein Vereinskollege Alexander Spahn fügt an: „Nur unter anderem Namen.“ „Denn Linux hat den Ruf als ,Frickelsoftware’, das ist aber Quatsch“, fügt der 47-jährige Landauer Wambsganß hinzu. Linux-Systeme seien in der Regel hochwertiger als teure Software. Es sei meist auch einfacher zu bedienen. „Gerade ältere Menschen profitieren von Linux am meisten.“ Denn Linux funktioniere auf jedem Gerät, es koste nichts und müsse nicht gewartet werden, zählt er die Vorteile auf. Zudem: „Wir machen die Installation, wenn Hilfe benötigt wird. Einmal im Jahr kann einer von uns vorbeikommen, um die neuesten Updates aufzuspielen und dann ist alles gut“, nennt Sonja Fischer-Wambsganß eines der Angebote des Vereins. Aber auch in größerem Umfang hat die Lug schon die Allgemeinheit unterstützt. So waren die Mitglieder beispielsweise beim Aufbau des freien W-Lan-Netzes auf der Landesgartenschau engagiert, es gab viele Installationspartys, bei denen „viele Leute mit Windows kamen und mit Linux gingen“, sagt Fischer-Wambsganß. Im Café International wurden offene Computerkurse angeboten. „Eigentlich war das eher Integrationsarbeit mit kulturellem Austausch“, resümiert die 38-Jährige. Nicht nur Menschen und Technik sind Nutznießer: Im Landauer Zoo hat der Verein die Patenschaft für die Pinguine übernommen. Auch in Zukunft möchte die Lug aktiv bleiben. Das nächste Ziel: Schulen beim Wechsel von Microsoft zu Linux zu helfen. „Gemeinnützig sind wir mit dem Schwerpunkt ,Förderung der Bildung’“, erläutert der Vorsitzende Benner. Diesen Auftrag nehmen sie ernst. Die Mitglieder hätten ein großes Interesse daran, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiter zu geben, vor allem an Schulen, sagt Jochen Wambsganß. Die Umstellung spare Geld, Linux ist ja kostenlos, dazu entfielen Wartungskosten und teure Lizenzgebühren. „Es gibt Open-Source-Varianten von Microsoft-Office, die besser sind als das Original. Die sollten die Schüler nutzen“, findet er. Außerdem räumt Wambsganß mit einem weiteren Vorurteil auf: „Ich habe es probiert, Linux funktioniert nicht nur im Keller, sondern auch im Wohnzimmer“, sagt er lächelnd. Info Die Vereinsmitglieder treffen sich einmal im Monat in der Landauer Gaststätte „Vier Jahreszeiten“, Weißquartierstraße 25, abwechselnd mittwochs und donnerstags. Die Termine stehen im Internet: www.lug-ld.de.

x