Landau Paarungen schlägt der Computer vor

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Als Mitglied des Europäischen Zoo- und Aquarienverbandes (EAZA) ist das Software-Programm zur Zootierbestandsverwaltung Pflicht für den Landauer Zoo. Darüber seien die Mitglieder vernetzt, sagt Zoodirektor Jens-Ove Heckel. Er und seine Kollegen müssen alle Informationen über die Tiere in das Programm eingegeben. Vom Geburtsort und den Eltern über die Krankengeschichte bis hin zur Kennzeichnung wird alles abgefragt. „Dadurch entsteht ein Personalausweis mit Krankenversicherungskarte für jedes Tier“, sagt Heckel. Andere Zoos könnten sich somit informieren, welche Tiere in Landau leben und schauen, wenn eins abgegeben werde. Das Computer-Programm sei vor allem für die koordinierten Zuchtprogramme wichtig, an denen sich der Landauer Zoo auf europäischer und internationaler Ebene beteiligt. In Landau wird das Zuchtbuch für die vom Aussterben bedrohten philippinischen Prinz-Alfred-Hirsche geführt. Das bedeutet, dass Zoologin Christina Schubert den Gesamtüberblick über die Tierart hat. Im Software-Programm sind laut Zoodirektor alle Prinz-Alfred-Hirsche erfasst, die weltweit legal gehalten werden. Der Zoo gibt als Zuchtbuchführer entsprechende Austausch- und Zuchtempfehlungen. Dabei helfe erneut das Computer-Programm, denn es zeige die ideale Verpaarung. „Das Programm wählt die Tiere so aus, dass möglichst wenig verwandte Tiere zusammenkommen. Am besten ist es natürlich, wenn sie gar nicht verwandt sind“, erklärt Jens-Ove Heckel. Da Daten über mehrere Generationen abrufbar seien, können das Programm den Verwandtschaftsgrad gut berechnen. „Das ist Digitalisierung im Megaformat“, sagt der Zoodirektor und fügt hinzu: „Die Zeiten, in denen wir mit dem Karteikasten gearbeitet haben, sind lange vorbei.“ Insgesamt ist der Zoo an über 20 koordinierten Zuchtprogrammen beteiligt. Man bekomme auch von anderen Zuchtbuchführern Empfehlungen. Geld für einen Austausch kriege man nicht. Die Tiere werden als Leihgabe oder Geschenk angesehen. Die Transportkosten trägt der Empfängerzoo. Auch für die Besucher hat der Zoo digital aufgerüstet. Seit kurzem zieren QR-Codes die Schilder an ausgewählten Gehegen. Die schwarz-weißen, viereckigen Kästchen können mit einer App auf dem Smartphone gescannt werden. Daraufhin bekommen die Besucher laut Heckel die Informationen auf dem Schild in englischer und französischer Sprache. Das Angebot stelle einen Mehrwert für fremdsprachige Besucher dar, die die deutschen Schilder nicht verstehen können. An der Spendenbox am Haupteingang gebe es ebenfalls einen QR-Code. „Die derzeitige Spendenkampagne widmet sich den Gibbons. Wenn man den QR-Code mit dem Smartphone scannt, hört man die Rufe der Gibbons“, sagt der Zoodirektor. Das soll gerade Jugendliche animieren, das Schild zu lesen. „Ansonsten rennt jeder daran vorbei. In diesem Fall hilft Digitalisierung, um auf Naturschutzangelegenheiten aufmerksam zu machen“, sagt Jens-Ove Heckel. Für zusätzliche Erklärungen nutzt der Zoo auch das Info-Terminal am Pinguin-Gehege. Dort zeigen Kurzfilme, wie die flugunfähigen Seevögel in freier Wildbahn leben und brüten. Ein Guckloch, das auf eine Bruthöhle und ein weiteres, das auf eine Modellbruthöhle gerichtet ist, ergänzen das Angebot, das laut Heckel Teil des didaktischen Gesamtkonzepts ist. Über die Digitalisierung denkt Heckel zwiegespalten. Was ihn betroffen mache sei, dass er oft beobachte, wie Schüler, die nicht von der Zooschule betreut werden, mit Handys und Ohrstöpseln durch den Zoo laufen. „Sie schauen auf ihr Handy, anstatt den Zoo zu nutzen, um die Tiere zu beobachten.“ Digitale Angebote, wie sie auf Tablets gemacht werden können, könnten eine gute Ergänzung sein, vor allem bei Führungen, wenn vorgegeben werde, wann auf den Bildschirm geschaut, darüber geredet und wann beobachtet werde. Ausufernde Digitalisierung sei dagegen kein Gewinn, meint der Leiter des Landauer Zoos. Auch das Computerprogramm zur Zootierbestandsverwaltung sieht er kritisch: „Je mehr Informationen abgerufen werden können, desto mehr sitzt man am Computer, denn die Daten müssen ja eingegeben werden. Wenn man nur noch vor dem PC sitzt und kein Tier mehr vor Augen hat, ist das ein Wermutstropfen“, sagt der Zoodirektor.

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