Landau Letzte Lieder

Zuhören, Austauschen, Vorlesen – die Ehrenamtlichen des Hospizdienstes erfüllen viele Wünsche.
Zuhören, Austauschen, Vorlesen – die Ehrenamtlichen des Hospizdienstes erfüllen viele Wünsche.

Der Tod ist nicht nur düster. „Da ist viel Helles“, sagt Dieter Weber, Vorsitzender des Fördervereins Ambulante Hospizarbeit Landau und Südliche Weinstraße. Diese Erfahrungen machen die Mitarbeiter des Ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes immer wieder bei der Begleitung Sterbender. Die Einrichtung feiert im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Dazu hat sie einen Geschichtensammler einladen: Stefan Weiller. Der 46-Jährige recherchiert Geschichten und Lebensbetrachtungen von Menschen in Ausnahmesituationen. Daraus entstehen Konzepte, die er als Buch oder Theaterprojekt veröffentlicht. Seit dem vergangenen Jahr reist er mit dem Format „Letzte Lieder und Geschichten aus dem Hospiz“ durch Deutschland. Am 12. Oktober 2019 wird er in der Landauer Festhalle zu Gast sein. Die aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler Eva Mattes und Christoph Maria Herbst werden die Texte vortragen und den Abend moderieren. Sänger und Musiker – darunter Annette Postel, Christina Schmid, Mareike Bender und Ralf Sach – steuern die Lieder bei, die sich Sterbende gewünscht haben. Der gebürtige Herxheimer Weiller wird auch mit Menschen in der Südpfalz sprechen, die wissen, dass sie bald sterben müssen. „Wir wollen 1000 Leute in die Festhalle holen“, erzählt Weber bei der Vorstellung des Projekts. „Das wird keine sehr traurige Angelegenheit, sondern es wird auch viel zu lachen geben.“ Als Appetithappen vorweg lädt der Förderverein für Dienstag, 6. November, 18 Uhr, zu einer Lesung mit Stefan Weiller in die Aula der Maria-Ward-Schule in Landau. „Weiller ist ein sehr charismatischer Mensch mit einer einfühlsamen Sprache, der Ernst genauso gut ausdrücken kann wie Freude“, berichtet die zweite Vorsitzende Gabi Becht. Weiller wird eine Stunde aus seinem jüngsten Buch „Letzte Lieder“ vortragen. Dass der Förderverein als Kulturveranstalter auftritt, hat natürlich einen Grund: Er möchte den Hospizgedanken in die Öffentlichkeit tragen. „Das ist unser Benefit“, sagt Weber. Der Förderverein hat 250 Mitglieder und kann weitere Unterstützung gut gebrauchen. Gesucht sind vor allem Ehrenamtliche, die Sterbende und deren Angehörige begleiten. Von Beginn an dabei ist Ute Schneider-Beiwinkel. Mit fast 24 Jahren Berufserfahrung ist die Hospizkrankenschwester nach eigenen Angaben die in diesem Beruf am längsten Beschäftigte in Rheinland-Pfalz. Die 61-Jährige gehört zum hauptamtlichen Team und plauderte beim Pressetermin in der Geschäftsstelle der Hospizhilfe in der Weißenburger Straße 1 in Landau aus dem Nähkästchen. „Lerne in den Schuhen anderer laufen“ – das ist ihr Wahlspruch geworden, der hilft, loszulassen, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, nicht zu bewerten, die Umstände nicht zu beeinflussen. Den guten Rat habe ihr Helga Fuchs-Entzminger gegeben, die bis Mitte 2017 25 Jahre lang das Gesicht der ambulanten Hospiz- und Palliativ-Bewegung in der Region war. Mehr als 90 Prozent der Fälle seien Tumorpatienten, berichtet Schneider-Beiwinkel. Im Schnitt würden sie drei Monate betreut, manche kürzer, andere länger. Die Anfragen dazu kämen sowohl von Betroffenen selbst als auch von Praxen oder Klinikärzten. Den ersten Kontakt knüpfen die Hauptamtlichen. „Wir können dann ein Hilfsnetz spinnen. Immer als ergänzender Dienst zu Sozialstationen oder auch Palliativbehandlern“, sagt Schneider-Beiwinkel. „Wir erfüllen Wünsche.“ Ob es der Urlaub in Griechenland ist, den eine Ehrenamtliche begleitet, oder noch mal eine Opernaufführung, einen Ausflug an den Rhein, ein Spiel auf dem Betze. „Alles, was machbar ist.“ Der Bedarf an Sterbebegleitung sei gewachsen, berichtet die 61-Jährige, auch, weil die Hospizhilfe bekannter geworden und das System gewachsen sei. Als sie 1999 die erste Beschäftigte auf einer halben Stelle war, hatte sie 36 Begleitungen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres waren es schon 150 Patienten, von denen 80 inzwischen gestorben sind. Das neue Hospiz in Landau , das ein eigener Förderverein unter Vorsitz von Oberbürgermeister Thomas Hirsch am Bethesda bauen lässt, ist laut Hanne Sarcinelli, Ehrenamtliche, eine notwendige Ergänzung zur Ambulanten Arbeit. Das Haus soll acht stationäre Plätze bieten für Sterbende, die nicht mehr zu Hause bleiben können. Auf Palliativstationen an den Standorten Bad Bergzabern und Annweiler des Klinikums Landau-SÜW oder in Neustadt, Speyer, Pirmasens werden laut Schneider-Beiwinkel Symptome behandelt – immer mit dem Blick darauf, dass der Schmerzpatient wieder nach Hause geht. Die Krankenkasse zahle drei Monate Aufenthalt, dann müsse der Patient heim oder in ein stationäres Hospiz. Helga Fuchs-Entzminger hat viel erreicht in ihrer Zeit als Koordinatorin der Hospizhilfe in der Weißenburger Straße. Im Herbst soll sich nun dort auch erfüllen, was sie sich lange gewünscht hat: ein spezialisierter ambulanter Palliativ-Stützpunkt beim Ambulanten Hospizdienst, der rund um die Uhr Sterbenskranken schmerzlindernde Medikamente verordnen kann. Laut Dieter Weber gibt es dieses Angebot im Umkreis auch in Germersheim, Neustadt und Speyer. Info —6. November, 18 Uhr, Aula der Maria-Ward-Schule in Landau, Lesung und Vortrag von Stefan Weiller —12. Oktober 2019, Festhalle Landau, Multimediales Kunstprojekt „... und die Welt steht still ...“, letzte Lieder und Geschichten aus dem Hospiz —www.und-die-welt-steht-still.de —Der Eintritt ist frei, möglicherweise werden Einlasskarten ausgegeben. —Trauertreff zur Begleitung nach dem Tod eines Nahestehenden: an jedem dritten Mittwoch im Monat, 17 bis 19 Uhr, Weißenburger Straße 1, Landau.

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