Landau Kommentar: Sagen, was ist

Es geht in der Berichterstattung über die verprügelte Schwangere aus

Somalia nicht um Flüchtlingsstereotype. Es geht um Glaubwürdigkeit.

Angst hat sich in deutschen Wohnzimmern breitgemacht. Es ist die Angst vor dem Fremden. Manche fürchten gar, die Flüchtlinge könnten diese Republik zu einem Land machen, in dem die abendländische Kultur nur noch in Geschichtsbüchern existieren wird. Die Attacke auf eine Schwangere aus Somalia, bei der ein Landsmann die Frau am helllichten Tag am Landauer Busbahnhof schlug, hat viele Menschen wütend gemacht. Und manche in ihren Vorurteilen bestätigt. Eingeschritten ist übrigens niemand. Weil die RHEINPFALZ die Nationalität des Tatverdächtigen nannte und einen AfD-Funktionär zitierte, werfen ihr nun manche vor, sie betreibe Hetze gegen eine bestimmte Gruppe und habe den Rechtspopulisten eine Bühne bereitet. Doch es geht nicht darum, Somalier oder Flüchtlinge im Allgemeinen als Schläger mit einem prähistorischen Frauenbild darzustellen. Der Deutsche Presserat schreibt vor, die Nationalität von Tatverdächtigen nur dann zu nennen, wenn es relevant ist. Im Fall Landau war die Herkunft von Belang, weil ein kultureller Hintergrund ein Motiv hätte sein können. Wenn Medien dann die Nationalität eines Tatverdächtigen verschweigen, missachten sie ihre Wahrheitspflicht. Ob jemand kriminell ist, lässt sich nicht an seiner Religion, Hautfarbe oder Kopfbedeckung ablesen. Das ist klar. 99,9 Prozent der Flüchtlinge sind anständige Menschen. Das gehört auch zur Wahrheit. Und deshalb müssen Tatsachen als Tatsachen benannt werden. Das gilt ebenso für die AfD. Denn sie ist, auch wenn einem das nicht gefällt, eine demokratische Partei. Wer gegen die Nationalesoteriker angehen möchte, muss sich ihnen stellen. Das geht nicht mit Totschweigen. Das wusste schon Rudolf Augstein, der Gründer des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Sein Blatt konnte nur zum Sturmgeschütz der Demokratie werden, weil er stets einen Grundsatz beherzigte: Sagen, was ist. Nur so entsteht Glaubwürdigkeit. Und die ist stärker als rhetorische Akrobatik, die lediglich die Realität übertünchen soll.

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