Landau Immer ein offenes Ohr für die Kranken im Stift

Mitte Juli wird er 91 Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt und wahrscheinlich darüber hinaus wird Gerhard Seither weiter das Ehrenamt als Patientenfürsprecher im Vinzentius-Krankenhaus Landau bekleiden. Seit 25 Jahren ist er in dieser Klinik Ansprechpartner von Menschen, die sich behandeln lassen. Jetzt denkt er allmählich ans altersbedingte Aufhören.

Der emeritierte Professor für Englisch und Didaktik des Englischunterrichts an der Uni Landau hat der Klinikleitung vor einiger Zeit selbst empfohlen, sich nach jemandem umzusehen, der ihm nachfolgt. Seit 1. Juni steht Margit Seiberth aus Hambach bereit. Sie kennt das Stift aus früherer Tätigkeit im Labor und lässt sich durch den amtierenden Patientenfürsprecher einarbeiten. Seither betonte im Gespräch mit der RHEINPFALZ, er könne von Patienten auch weiterhin außerhalb seiner Sprechstunden und Besuche auf den Stationen zu Hause angerufen werden, dann mache er sich umgehend auf den Weg ins Krankenhaus, um zu helfen, wie er das schon seit einem Vierteljahrhundert tue. Er sah und sieht seine Rolle in erster Linie als Vermittler. „Ich nehme Verbesserungsvorschläge, Anregungen und Klagen von Patienten entgegen, führe mit ihnen auf Wunsch auch persönliche Gespräche.“ Danach rede er mit Schwestern, Ärzten und der Verwaltung. Er bekommt auch Briefe. Als eine seiner Hauptaufgaben sieht es der Neunzigjährige an, die im Stift Heilung suchenden Kranken auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, die in einem Leitfaden des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums aufgelistet sind. Jedes Jahr schreibt er einen Bericht über seine Arbeit. Nach dem Tod des früheren Patientenfürsprechers Eduard Scherrer fragte Schwester Tasso von der Verwaltungsleitung 1989 bei Gerhard Seither an, ob er die Nachfolge antreten wolle. Er sagte zu, weil er seit Langem eine besondere Verbindung zu dem Krankenhaus hat. So sind drei seiner vier Kinder dort geboren. Meistens dienstags kommt Seither ins Haus, sitzt aber die wenigste Zeit in der Bücherei, wo sein Schreibtisch steht. Stattdessen geht er abwechselnd auf einer Station von Zimmer zu Zimmer. „Ich frage die Leute, ob sie sich gut aufgenommen und versorgt fühlen oder ob es einen Grund für Unzufriedenheit gibt“, sagt er. Große Klagen gebe es ganz selten. Eine Klage über die angeblich nicht korrekte Ausführung einer Operation habe er noch nie gehört. Im Laufe der Jahre hat er die Erfahrung gemacht, dass „die Patienten meinen, es muss alles perfekt sein“. Dann versuche er zu erklären, „warum es so gelaufen ist und nicht anders“, unterstreicht Seither. Er lobt die Toleranz der Patienten aus der Südpfalz, bei denen das Verständnis gut ausgeprägt sei für bestimmte Vorgehensweisen im Haus. Für Seither ist Patientenfürsprecher ein Amt, das ihm viel Freude macht: „Ich bin gerne hier, und ich rede gerne mit den Leuten. Wenn ich etwas für sie tun kann, tue ich es.“ Froh ist er auch über die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Hauses und dass sie seine Arbeit anerkennen. Fragt man ihn, warum er als Pensionär im fortgeschrittenen Alter diese Aufgabe schon so lange wahrnehme, antwortet er: „Das hat mit meinem christlichen Glauben zu tun, aber auch mit den Erfahrungen, die ich als Soldat im Zweiten Weltkrieg gemacht habe. Ich wurde vier Mal verwundet und bin dank ärztlicher Hilfe davongekommen. Dafür bin ich heute noch dankbar.“ Er leiste einen „bescheidenen Dienst an Kranken, die es heute besser haben als die von einst und als viele Menschen in den meisten Ländern auf der Erde.“ (güw)

x