Landau Gegen weitere Flächenversiegelung bei der Wollmesheimer Höhe

Die Umweltverbände Nabu, Gnor und BUND haben sich in einem Offenen Brief an den Stadtrat gegen eine weitere Flächenversiegelung bei der Wollmesheimer Höhe ausgesprochen. Als Alternative haben sie selbst Leerstände gesucht und berechnet, dass darin 329 Singlehaushalte untergebracht werden könnten.

„Jeder Quadratmeter neu versiegelte Fläche verschärft massiv Probleme bei Starkregenereignissen“, schreiben drei Umweltverbände und erinnern „an die zahlreichen Überflutungsbilder der letzten Wochen“. Zudem wäre der Flächenverbrauch mit Lärm-, Hitze- und Klimaproblemen verbunden. Unter anderem würde eine Frischluftschneise in die schon deutlich aufgeheizte Landauer Innenstadt verbaut. Die Umweltverbände haben auch auf „seltene und streng geschützte Arten wie die Zauneidechse“ hingewiesen, die im Planungsraum leben. Auf Nachfrage sagte BUND-Sprecherin Jenni Follmann, es gebe mindestens zwei dokumentierte Vorkommen der Zauneidechse auf Schotterflächen bei Wirtschaftswegen an der Hagenauer- sowie der Ulrich-von-Hutten-Straße. Die Verbände haben sich bemüht, Alternativen aufzuzeigen. Sie bestreiten nicht, dass in Landau der Bedarf vor allem an Sozial- und Studentenwohnungen hoch ist. Sie haben daher in der Fußgängerzone Gebäude erhoben, die sie als ganz (29) oder teilweise leerstehend (16) oder zumindest „möglicherweise leerstehend“ (8) eingestuft haben. Diese Zahlen ließen sich weiter steigern, wenn man sich das gesamte Stadtgebiet vornehmen würde. Zudem könnten Anreize wie das Ausweisen eines Sanierungsgebiets dazu führen, dass noch weiterer Wohnraum geschaffen würde. Nach Ansicht der Verbände hätte der vorgesehene Flächenverbrauch auch ökonomische Konsequenzen. So würden sowohl die private Wirtschaft als auch die öffentlichen und privaten Haushalte mit wachsenden Fixkosten für Instandhaltung und Betrieb der Infrastruktur belastet werden. Die bisher verfolgte Baulandstrategie, wonach zuerst Baulücken und Abrundungsflächen bebaut werden sollen, bevor Neubaugebiete geschaffen werden, halten die Verbände für richtig. Warum dieses „Aushängeschild“ nach so kurzer Zeit überholt sein solle, sei nicht nachvollziehbar. Abschließend heißt es: „Die Verbände fordern ein ökologisch und sozialverträgliches Konzept für die Erschließung von Wohnraum.“ Sie appellieren an die Ratsmitglieder, all dies sorgfältig abzuwägen. Dies ist unter anderem am kommenden Dienstag möglich, wenn der Stadtrat über die Fortschreibung der Baulandstrategie in den Stadtdörfern diskutieren wird. Die Stadtverwaltung bedankt sich für die Anregungen, konnte aber gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ noch keine Angaben machen, inwieweit die von den Umweltverbänden genannten Leerstände mit jenen deckungsgleich sind, die ihr selbst bereits bekannt sind. Leerstandszahlen für die Stadtdörfer sind in den Infoveranstaltungen und Ortsbeiratssitzungen genannt worden, zum Teil aber von den Ortsvorstehern angezweifelt worden. In der nicht unumstrittenen Inwisstudie zur Wohnraumversorgung von Landau werden unterschiedliche Angaben zu Leerständen gemacht. Unter Berufung auf den nicht eben aktuellen Zensus von 2011 ist von 560 Leerständen die Rede, davon 271 in Ein- und Zweifamilien-, 288 in Mehrfamilienhäusern. Eine andere Auswertung mit Stand September 2015 habe 260 Leerstände ermittelt. |boe

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