Landau Ein Mann mit Ausdauer

1965: In Bonn wird Ludwig Erhard als Bundeskanzler wiedergewählt, in Frankfurt sorgen Prozesse gegen Aufseher des Konzentrationslagers Auschwitz für Aufsehen, in Berlin liegt die Waldbühne nach einem Konzert der Rolling Stones in Trümmern und in Annweiler erhält der 19-jährige Rolf Leeb bei der Abiturfeier sein erstes Deutsches Sportabzeichen. Seitdem hat er jedes Jahr die Prüfungen abgelegt. Die Verbindung zwischen Leeb und dem Abzeichen ist eine ganz enge, denn neben dem eigenen sportlichen Einsatz hat er sich seit Jahrzehnten dafür ehrenamtlich engagiert. Er war und ist die Seele des Sportabzeichen-Teams im Turnverein 1861 Landau, einer etwa zehnköpfigen Gruppe von Prüfern, die jeden Sommer zwischen April und Oktober zweimal wöchentlich im Landauer Stadion Prüflinge auf die Anforderungen vorbereitet und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, damit sie die Leistungen erfüllen. Die Prüferlizenz besitzt Leeb seit 1980, dazu ist er seit über zwanzig Jahren der Sportabzeichenbeauftragte des Sportbundes Pfalz für die Stadt Landau. In den 1960ern war der Fitness-Test weit weniger bekannt und populär als heute, doch bei der Bundeswehr gab es dafür schon einen freien Tag. „Den zusätzlichen Urlaubstag wollten wir uns nicht entgehen lassen, daher habe ich mein zweites und drittes Sportabzeichen beim Militär gemacht“, so Leeb. Weiter ging es ohne Unterbrechung in den Studienjahren und ab 1974, als er als Lehrer für Mathematik und Erdkunde ans Max-Slevogt-Gymnasium kam, im Landauer Stadion. Als Besonderheit ist Leeb ein Jahr in Erinnerung geblieben, als er die Prüfungen im Urlaub auf der Insel Langeoog ablegte: „Wir haben die fünf Disziplinen direkt am Strand absolviert, aber man musste sehr früh raus, da es dort nur morgens einigermaßen leer war.“ 2005 wäre Leebs Serie beinahe aufgrund eines Beinbruchs gerissen. Sein Glück: Er hatte bereits vor dem Fahrradunfall im Juni alle Hürden genommen. „Ich habe immer versucht, möglichst früh im Jahr alles beisammen zu haben, zum Teil sogar noch in der Halle. So gab es einige Jahre, in denen ich keine einzige leichtathletische Disziplin gemacht habe, und das als ehemaliger Mittelstreckenläufer“, verrät Leeb. Als Höhepunkte auf organisatorischer Ebene sind ihm zwei Großveranstaltungen in den Jahren 2003 und 2011 im Gedächtnis, als im Landauer Südpfalzstadion der Sportabzeichentag des Sportbundes stattfand und mehrere hundert Abzeichen vergeben wurden. Wer so lange Ehrenämter ausübt, der wird dafür auch ausgezeichnet. So kann Leeb die Ehrennadel der Stadt Landau, die Ehrenmitgliedschaft im TV 1861 und die Silberne Ehrennadel des Sportbundes sein Eigen nennen. Beim Blick in die Zukunft gibt er sich gelassen und betont den breitensportlichen Charakter der Auszeichnung: „So lange es meine Gesundheit zulässt, werde ich weiter machen, ohne aber um jeden Preis die höchsten Anforderungen für Gold anzupeilen.“ (fuss)

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