Landau Ein Leben für die Versöhnung

Mit dem Prädikat „Deutsch-Franzose“ tut sich Alfred Grosser schwer. 1925 in Frankfurt am Main geboren, wanderte er mit seiner jüdischstämmigen Familie 1933 nach Frankreich aus. 1937 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Seit 1948 engagiert sich Alfred Grosser für die deutsch-französische Freundschaft – Grundlage für ein geeintes Europa. Hierfür erhielt er gestern den Martinipreis der Südpfälzer SPD. Bei der Preisverleihung in der Kinckschen Mühle in Godramstein sprach Grosser über die gegenwärtige Erinnerungskultur und die europäische Integration. Dabei lobte er Angela Merkels Besuch des KZ Dachau 2013 als „eine große Leistung“, da dort auch der linke Widerstand erkannt wurde „und nicht nur der 20. Juli, wo viele nur gekämpft haben wegen der Niederlage.“ In Fragen des Miteinanders in Europa sei eine europäische Gesinnung noch lange nicht selbstverständlich, selbst in Frankreich nicht. „Viele Franzosen haben das Nein Schottlands zur Unabhängigkeit bedauert. Weil eine Unabhängigkeit den Erbfeind England geschwächt hätte.“ Der steigende französische Nationalismus und das Erstarken von Marine Le Pen sieht er als eine große Bedrohung an, kritisierte auch die mediale Berichterstattung. „Man spricht nicht von den positiven Errungenschaften Europas, weil nur das Negative interessiert.“ „Alfred Grosser steht wie kein Zweiter für die Aussöhnung“, sagte der Vorsitzende der Südpfalz-SPD und Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler. „Es bedarf Menschen, die sich für Europa stark machen“, begründete Hitschler die Verleihung des Martinipreises an Alfred Grosser. Auch die Ludwigshafener Europaabgeordnete Jutta Steinruck (SPD) lobte in ihrer Laudatio Grossers großes Engagement für die deutsch-französische Freundschaft. „Gerade wir an der Grenze zu Frankreich spüren, wie lebendig diese Freundschaft ist“, so Steinruck. Grosser habe „sein Leben der Versöhnung gewidmet“ und sei dabei stets ein „streitbarer Geist“ gewesen. Dabei spielte Steinruck auch auf die Israelkritik Grossers an. Grosser kämpfe für eine Welt, in der es nie wieder toleriert werde, „wenn Menschen systematisch verfolgt werden“. (seak)

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