Landau Ein Leben für Bäckerei: Ingeborg Hofmeister feiert 100. Geburtstag

Ingeborg Hofmeister erfreut sich auch mit 100 Jahren noch nahezu bester Gesundheit.
Ingeborg Hofmeister erfreut sich auch mit 100 Jahren noch nahezu bester Gesundheit.

Den Namen Hofmeister verbinden viele Südpfälzer noch immer mit Backwaren. Dass es den einstigen Großbetrieb seit einigen Jahren nicht mehr gibt, sorgt bei Ingeborg Hofmeister zwar für Wehmut. Mit nun 100 Jahren ist sie dennoch gut gelaunt und vor allem noch bemerkenswert fit.

Gut gelaunt und bei nahezu bester Gesundheit empfängt die Jubilarin einen Tag vor ihrem 100. Geburtstag den Besuch von der RHEINPFALZ und gibt verhalten lächelnd einen Hinweis: „Der Fotograf soll aber erst nachmittags kommen, nachdem ich beim Friseur war, ich will ja schön sein auf dem Bild.“ Bis auf ein Augenleiden, das sie erst vor zehn Jahren dazu bewogen habe, das Autofahren aufzugeben, fühle sie sich gesund und munter, stellt Ingeborg Hofmeister zufrieden fest. Den zunehmenden Verlust des Augenlichtes gleiche sie durch das Hören aus, sagt sie mit einem demütigen Lächeln und blickt in ihre Kindheit zurück, als sie sich in eine stille Ecke zurückgezogen habe, um von der Mutter nicht entdeckt und beim Lesen gestört zu werden. Nun, da sie das Geschriebene nicht mehr erkennen kann, genießt sie die Leselust mit dem Hören von Büchern und erklärt: „Auch beim Fernsehen höre ich genau zu und mache mir meine eigenen Bilder im Kopf dazu.“

Nach besonderen Erinnerungen aus dem langen Leben gefragt, antwortet Ingeborg Hofmeister mit einer bescheidenen Geste: „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Die Arbeit in der ersten Bäckerei sowie im Büro des späteren Großbetriebes und als Mutter von drei Kindern einen Haushalt zu führen, habe sie ausgefüllt. Für Hobbys blieb keine Zeit. Ausgleich habe sie mit ihrem Ehemann und einem kleinen Freundeskreis im Alpenverein bei Wanderungen gefunden. Nachdem sie mit 75 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt war, habe sie gerne an den von der Volkshochschule organisierten Städtereisen teilgenommen.

Keine besonderen Ratschläge, wie man 100 Jahre alt wird

Auf die obligatorische Frage, ob sie ein Rezept verraten könne, wie man ein solch gesegnetes Alter erreichen könne, antwortet sie mit einem verschmitzten Lächeln: „Weil ich so früh geboren bin.“ Nein, besondere Ratschläge könne sie keine geben, aber das Erreichen eines hohen Alters liege in der Familie. „Meine Mutter und meine Tante Gretel wurden beide 101, mein Bruder sogar 103 Jahre alt.“

Zur Welt kam sie am 11. Februar 1924 als Ingeborg Schlee. „Zufällig in Ludwigshafen“, wie sie lachend sagt, „weil meine Mutter dort im Krankenhaus war“. Ihre Heimat war Bobenheim am Rhein, wo sie ihre frühe Kindheit verbrachte. „Nach Landau sind wir gezogen, als ich zehn Jahre alt war, weil meine Großmutter, die hier lebte, nicht mehr alleine zurechtkam“. Nach der Volksschule besuchte sie die Handelsschule im Nordring. Während des Krieges wurde die junge Frau zum sogenannten Schanzeneinsatz im Saargebiet verpflichtet. Die Arbeiten an der Westgrenze des Deutschen Reiches sollten helfen, den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten.

Jeden Tag Backwaren verkauft und Büroarbeit erledigt

Nach der mit Auszeichnung abgeschlossenen Lehre zur Industriekauffrau arbeitete sie bei der Landauer Firma Ecker und Söhne. Im Dezember 1947 heiratete sie den Queichheimer Bäckersohn Kurt Hofmeister. Den hatte sie bezeichnenderweise bei der Hochzeit einer Freundin kennengelernt.

Am 1. Juli 1949, da war der älteste Sohn Hans gerade sieben Monate alt, eröffnete das junge Paar eine eigene Bäckerei mit Café in der Xylanderstraße, gegenüber dem Savoyenpark. Auch nach der Geburt von Tochter Dorothea 1951 und Sohn Rainer 1956 stand Ingeborg Hofmeister weiterhin jeden Tag hinter der Theke und verkaufte die Backwaren ihres Gatten, die immer beliebter wurden. Nach Ladenschluss erledigte sie die Büroarbeiten.

Der Butterkranz war der Renner bei Hofmeister

Als 1961 der Großbetrieb startete und bald nicht nur der besonders beliebte Hofmeister Butterkranz zigtausendmal täglich produziert und auch in weite Fernen geliefert wurde, war Ingeborg Hofmeisters Einsatzort das Büro in der Fabrik auf der Wollmesheimer Höhe. 1972 bezog die Familie das Wohnhaus, das Kurt Hofmeister auf dem Firmengelände errichtet hat. Hier wohnt Ingeborg Hofmeister auch heute noch und blickt auf den grünen Supermarkt, der nun das Fabrikgebäude ersetzt, von dem bis 2020 das orangerote Schild mit dem Bäckermännchen mit einem Baguettebrot unter dem Arm auf die Produktionsstätte von Backwaren aufmerksam machte. „Es ging nicht mehr“, sagt sie mit traurigem Blick, Wehmut in der Stimme und mit einer Bewegung mit den Armen als Geste der Versöhnung.

Zu ihrem 100. Geburtstag am Sonntag hat sie eine Feier im Kreise ihrer Familie organisiert, zu der mittlerweile auch drei Enkel und fünf Urenkel gehören.

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