Eine Ukrainerin berichtet Die Sprache ist für Ukrainer die größte Hürde

Bohdana Smolenska backt Brötchen, aber viel lieber möchte sie Schuhe herstellen.
Bohdana Smolenska backt Brötchen, aber viel lieber möchte sie Schuhe herstellen.

Einer der wichtigsten Gründe, warum Ukrainer Angst haben, ihre Heimat zu verlassen trotz des Krieges, der Raketen und dauerhaftem Sirenenschrillen, ist die Sprachbarriere. Denn diese erschwert die Arbeitssuche. Wie Ukrainer sich in Deutschland anpassen und nach Arbeit suchen, erzählt die Journalistin Diana Nakonechna, die in Insheim lebt.

Das erste Treffen der Flüchtlinge mit einem Vertreter des Jobcenters Landau-Südliche Weinstraße fand im Haus der Familie in Landau statt. Es ging darin um Sozialleistungen/Sozialhilfe für die Arbeitslosen, wie man seinen Bildungsabschluss in Deutschland anerkennen lassen kann und wo und wie man nach einer Arbeitsstelle sucht. Den Daten des Jobcenters Landau-Südliche Weinstraße zufolge, Stand 31. Januar, wurden 1025 Ukrainer in Landau und im Kreis Südliche Weinstraße registriert. 651 Personen sind Menschen im erwerbsfähigen Alter, der Rest sind Kinder. Dank der vollen Unterstützung der Bundesregierung und der Deutschen, die seit dem ersten Tag des Krieges in der Ukraine geholfen haben, konnten die Ukrainer Unterkünfte und Sozialleistungen erhalten. Sie erhielten die Möglichkeit zu arbeiten und die Kinder in Schulen und Hochschulen zu schicken. Und natürlich, die Sprache zu erlernen.

Laut dem Jobcenter Landau-Südliche Weinstraße haben im vergangenen Jahr bereits 81 Ukrainer eine Arbeit gefunden. Größtenteils sind sie in einem Minijob beschäftigt, deshalb hilft das Jobcenter diesen Menschen weiterhin mit Bezügen. Unter ihnen ist die 23-jährige Bohdana Smolenska. Die junge Frau floh vor einem Jahr vor dem Krieg nach Deutschland. Ihr Freund Volodymyr lebte bereits hier. Er ist ebenfalls Ukrainer, ist aber bereits seit fünf Jahren in Deutschland. Er spricht Deutsch, studiert an der Universität und arbeitet im IT-Bereich. Jetzt hilft er seiner Freundin, sich in einem neuen Land zu sozialisieren.

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker

Bohdana Smolenska lebte in Kiew, absolvierte die Universität und hatte gerade begonnen, in einem Schuhatelier zu arbeiten. Dann begann der Krieg, und sie musste alles, was sie liebt, zurücklassen. Jetzt lebt die junge Frau in Landau. Zuerst hat sie versucht, als Schuhmacherin Arbeit zu finden. Aber sie war erfolglos. Allerdings bekam Bohdana Smolenska einen Job in einer Bäckerei. Sie steht jeden Morgen um 4.30 Uhr auf und fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit.

„Ich befülle die Panini mit verschiedenen Füllungen und lege sie in die Auslage. Ich arbeite drei Stunden und gehe dann nach Hause. Es ist nicht viel Geld, es kommen dabei 600 Euro pro Monat heraus, aber das ist immer noch die einzige Art von Nebenjob, die ich bekommen kann, weil ich kein Deutsch spreche“, erzählt Bohdana Smolenska über ihre Arbeit.

Zu Hause beschäftigt sich Smolenska kreativ: näht Täschchen, lernt, wie man Kerzen und Filzspielzeug herstellt. Sie träumt davon, zu ihrem Lieblingsberuf, der Schuhherstellung, zurückzukehren. Und sie möchte deutsche Sprachkurse belegen, um sich besser an die deutsche Kultur und Gesellschaft anpassen zu können. So sind die Chancen größer, eine Arbeit als Schuhmacherin zu finden.

Zurück zu den Anfängen

Fast unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland hat mein Ehemann, der 32-Jährige Ivan Nakonechny, einen Job gefunden. Er arbeitet halbtags als Schweißer in dem metallverarbeitenden Unternehmen Hey Metallbau in Offenbach. Am Abend besucht er zusätzlich Deutschkurse. Obwohl Ivan in der Ukraine in einem ganz anderen Feld gearbeitet hat – als Kameramann. Er filmte Reportagen und Werbespots. Ich habe ihn beim Fernsehen kennengelernt. Seine Erstausbildung absolvierte er allerdings als Metallbauingenieur. Im Alter von 18 Jahren arbeitete er in Charkiw im Baugewerbe und wechselte dann aufgrund niedriger Löhne seinen Beruf. Und nun, nach 14 Jahren, kehrt er in seinen alten Beruf zurück.

„Ich habe schon immer gerne Teile geschweißt, aber ich muss zugeben, ich hätte nie gedacht, dass ich es noch einmal beruflich machen würde. Aber jetzt habe ich nicht viele Wahlmöglichkeiten. Ich bin sehr glücklich, dass ich einen Job habe“, sagt er.

Unbedingt Deutsch lernen

Unser Nachbar Thomas Hofman hat Ivan geholfen, eine Arbeit zu finden. Er hat gefragt, was Ivan für Fähigkeiten hat, was er tun kann und er hat ein Unternehmen gefunden, das auf der Suche nach Schweißern war. Einer der Gründer und Leiter des Metallverarbeitungsunternehmens, Werner Hey, hat freundlicherweise zugestimmt, zwei Ukrainer einzustellen – Ivan und Serhei Zigunov.

„Sprache ist kein wirkliches Problem für uns. Es funktioniert auch gut mit einer Übersetzer-App. Ivan möchte unbedingt mit mir auf Deutsch kommunizieren und versucht daher, alles zu wiederholen. Sie sind beide sehr zuverlässig und freundlich“, sagt Werner Hey.

Dem Jobcenter Landau-Südliche Weinstraße zufolge sind 43.000 freie Arbeitsstellen in Rheinland-Pfalz registriert. Vielleicht werden einige davon von Ukrainern besetzt, die zurzeit die deutsche Sprache intensiv lernen.

Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Paul

Die Autorin

Diana Nakonechna ist im März 2022 mit ihrer Tochter vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet und lebt nun in Insheim. Die 28-jährige Journalistin berichtet in unregelmäßigen Abständen für die RHEINPFALZ von Menschen, die im Krieg leben oder in der Südpfalz untergekommen sind.

 Ivan Nakonechnyi (links) and Serhei Zigunov haben Arbeit als Schweißer gefunden.
Ivan Nakonechnyi (links) and Serhei Zigunov haben Arbeit als Schweißer gefunden.
Diana Nakonechna
Diana Nakonechna
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