Landau Abkühlung für Duschmuffel

Eine ältere, leicht angegraute Dame setzt sich mit einem Stieleis in der Hand gemütlich in den Schatten. Sie schließt die Lippen um das Eis und schmatzt zufrieden vor sich hin. Eigentlich nichts Besonderes, wäre die Dame nicht ein 39-jähriges Schimpansenweibchen namens Gerti, die gemeinsam mit den etwas jüngeren Schimpansen Cindy und Bägges im Landauer Zoo lebt. Im Hochsommer leiden Zoo- und Haustiere oft unter der Hitze. Im Zoo Landau bekommen einige Tiere daher regelmäßig Eis. Das dient nicht nur der Abkühlung, sondern sorgt auch für etwas Beschäftigung. Auch Tiere, die eigentlich aus heißeren Klimazonen stammen, brauchen ausreichende Schatten- und Wasserflächen. Heute gibt es gefrorenes Kirschpüree am Süßholzstiel. Das gleichmütige Schmatzen und Schlabbern deutet darauf hin, dass Pflegerin Ronja Keller den richtigen Geschmack getroffen hat. Doch warum das alles? „Unsere Schimpansen empfinden Wasser aus dem Schlauch eher als Strafe“, erklärt sie. Während andere Tiere sich an Rasensprengern oder Wasser- und Matschlöchern in ihren Gehegen abkühlen, seien die drei „rüstigen Rentner“ im Schimpansenkäfig eher Duschmuffel und müssten daher „von innen“ gekühlt werden. Inzwischen ist dies schon fester Bestandteil im Tagesablauf der Affen. Routiniert fangen sie die Erfrischungen auf, die Keller ihnen zuwirft. Ein paar Meter weiter bekommen auch die Pinselohrschweine ihr Eis, hier allerdings etwas rustikaler in Form einer „Eis-Bombe“. Huftierpflegerin Wibke Deimel hat dafür Katzenfutter, verschiedene Obstsorten und Sonnenblumenkerne mit Wasser vermischt und über Nacht in einem Eimer gefrieren lassen. Das Ergebnis ist ein kiloschwerer Eiszylinder, den Eber Salam allerdings mühelos mit seinem Kiefer knackt. Nun können sich auch Sau Ronja und die noch unbenannten Frischlinge ein paar Stückchen schnappen. Schon bei der Planung der Gehege habe man darauf geachtet, den Tieren ausreichend Schatten- und Wasserflächen zur Verfügung zu stellen, sagt Zookuratorin Christine Schubert. Die Pinselohrschweine bevorzugen zur Abkühlung eigentlich ein zünftiges Schlammbad. Die Eis-Bombe soll hier weniger kühlen, sondern den Tieren als Verhaltensanreicherung dienen, also ihre Lebensqualität steigern und stereotypem Verhalten vorbeugen. Auch bei den Schimpansen lässt sich dieser Anreiz gut beobachten: Als Gerti das Eis aus den Händen gleitet und durch die Gitterstäbe außer Reichweite rollt, benutzt sie geschickt einen Stock, um es sich wieder zu angeln.

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