Lokalsport Südpfalz Spitzensport im Schnellkochtopf

Landau. Nicht nur ihre Gestalt erinnert an eine Kasserolle. Am Samstag glichen auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Rundsporthalle der im Innern eines Schnellkochtopfs. Angesichts dieser äußeren Bedingungen war zu befürchten, dass die Athleten im Ring nicht nur mürbegeklopft, sondern dazu noch weichgekocht würden. Trotzdem zeigten die Kämpfer bei der Jubiläumsveranstaltung der Boxabteilung des ASV Landau, die ihr 65-jähriges Bestehen feiert, durchweg engagiertes, teilweise hochklassiges Boxen.

Das packendste Duell dieser Kampfnacht war der Mittelgewichts-Fight zwischen Timo Glesmann vom AC Weinheim und Alexander Buchmiller vom Boxclub Bendorf. Mit schnellen Händen setzte Glesmann seinen Widersacher vom ersten Gong an erbarmungslos unter Druck. Die wenigen guten Treffer, die der Bendorfer zwischen Glesmanns unaufhaltsam aufeinanderfolgenden Kombination landen konnte, schienen diesem nichts anhaben zu können – vorerst. Im Verlauf der zweiten Runde gelang es dem nie aufsteckenden Buchmüller, sich wieder etwas heranzukämpfen. Während ihm Glesmann weiter mit hammerharten Aufwärtshaken zusetzte. Keiner der beiden Gegner machte Anstalten zurückzuweichen. Schließlich stellte Buchmiller den Kampfverlauf auf den Kopf, indem er Glesmann kurz vor Ablauf der dritten Runde auf die Bretter schickte. Trotz dieses Coups musste sich der Bendorfer dem insgesamt kompakter und effektiver boxenden Weinheimer am Ende geschlagen geben. Die Folge waren wütende und lautstarke Proteste einiger seiner Anhänger. Zu unrecht, denn im Gegensatz zu manchen anderen Boxveranstaltungen in der Vergangenheit, lagen die Kampfrichter heute kaum ein Mal daneben. Hochklassig war auch das Treffen im Mittelgewicht zwischen Syleiman Aslan (VT Frankenthal) und dem von ASV-Trainer Stefan Kessler sekundierten Hossein Maziar aus Luzern. Zunächst ließ sich Aslan von der größeren Erfahrung des Schweizers beeindrucken. Maziar drängte den an Reichweite unterlegenen Gegner wiederholt in die Seile, wo er ihn mit zermürbenden Körpertreffern piesackte. Im Gegenzug versuchte Alsan, immer wieder die Initiative zu ergreifen und mit Durchrollen und Haken an den Gegner heranzukommen. Nach einem schmerzhaften Bauchtreffer in der zweiten Runde, nach dem er auch angezählt wurde, verließen ihn zunehmend die Kräfte. So dass er trotz tapferer Gegenwehr bis zuletzt den Sieg Maziars nicht mehr gefährden konnte. Ein super Kampf! Weniger unterhaltsam, aber dafür aus ASV-Sicht umso erfreulicher, war der Sieg von Benjamin Gavazi. Nach zwei Niederlagen in Folge konnte der erst kürzlich vom BC Kandel zurück nach Landau gewechselte Kaderathlet seine kleine schwarze Serie beenden. Glanzvoll war der Gewinn des Halbschwergewichtlers gegen den vier Kilo leichteren und mindestens einen Kopf kleineren Gianluca Vullo vom SSV Wellesweiler indes nicht. Flotter ging es beim Gefecht im Weltergewicht zwischen dem Saarbrücker Mohamed Dilschad und Bayraktar Can vom Boxring 46 aus Karlsruhe-Knielingen zu: In der ersten Runde zeigte sich der Saarländer hoffnungslos unterlegen, was dem Badener die Möglichkeit gab, souverän seinen Stiefel herunterzuboxen. Raffte sich Dilschad doch einmal zu einem Gegenangriff auf, blieb er in der Deckung seines stets kühl und überlegt agierenden Gegners hängen. Doch zeigte Dilschad Herz. In der zweiten Runde gelang es ihm zunehmend, den Knielinger zu verunsichern. Doch blieben seine Bemühungen vergebens: In Runde drei beseitigte der stets agile Can mit einer Abfolge schöner Schlagverbindungen alle Zweifel und machte den Sack zu. Erfolgreich waren auch die beiden hochgehandelten ASV-Nachwuchsboxer Ansor Sugarov und Bujar Tahiri. Letzterer konnte sich in einer ziemlich wüsten, durch häufiges Klammern geprägten Schlägerei gegen Kewin Buchmiller (Boxclub Bendorf) durchsetzen. Sungarovs Gegner, Kai Blodenberg vom Karlsruher SC, wurde nach mehreren Kopfstößen disqualifiziert. Doch nicht nur im Ring war es turbulent und unterhaltsam: Den Anerkennungspreis für das originellste Coaching sicherte sich der Trainer des SSV Wellesweiler, als er seiner gegen Anna Mayer aus Weinheim unter Druck geratenen Kämpferin Corinna Wendt zurief: „Stell dir vor, Günther steht vor dir.“ Zwar stand am Ende nur ein Unentschieden, mit Günther wollte man trotzdem nicht tauschen.

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