Lokalsport Südpfalz Lieber fair eingekauft anstatt dreimal gehandelt

Naive Weltverbesserer? Oder ist es eine PR-Aktion, weil es beim SV Landau West in der Fußball-A-Klasse nicht gut läuft und er sich denkt, tue etwas anderes Gutes und rede darüber? Es ist weder das eine noch das andere, den Eindruck gewinnt man gestern Nachmittag auf dem „Siedlerrasen“. Die Stadt hat eingeladen, der OB und vier Vorstandsmitglieder des Vereins sind da. Eine ernste Angelegenheit. Es geht um den Fußball und den kleinen Aufdruck „unter Fairtrade-Bedingungen hergestellt“ wie auf dem „Derbystar“, der im doppelten Dutzend auf dem Rasen liegt. Der Fairtrade-Trainingsball „Alpha Pro TT“ ist im Netz für ab 18 Euro (bei zehn Stück Abnahme) zu ordern. Mit 20 bis 25 Euro beziffern die Westler die Kosten – beim Kauf bei einem regionalen Sportgeschäft, das den Ball führt. Das sei etwa ein Fünftel mehr, als ein anderer Ball koste. Der übliche Aktiven-Spielball koste gut 100 Euro. 50 bis 70 Bälle verbraucht der SV Landau West in einer Saison mit seinen 250 Kindern in elf Jugendmannschaften. Der Jugend-Trainingsball hat die Größe 5, wiegt 425 bis 435 Gramm. Der Verein will darauf achten, dass er keine Bälle mehr spielt, die von Kinderhand gemacht worden sind. 500 Euro von der Sparkasse hat Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer für Landau West dabei. Macht rund 20 Bälle. Einen Ball reicht er symbolisch den kleinen Kickern, die sich aufgereiht haben in einem Tor. Vier Trainingstore stehen nebeneinander auf dem Rasen, zwei sind von der Dietmar-Hopp-Stiftung. Gerade solche Termine seien ihm wichtig, sagt der OB am Rande. Für die Kids hat er die richtige Ansprache gefunden: „Jetzt überlegt mal, ihr werdet morgen nicht zur Schule gehen, sondern in eine Fabrik. Könnt ihr euch das vorstellen?“ Etwa drei von vier Bällen, so veröffentlichte Zahlen, wurden zuletzt in einem Gebiet in Pakistan produziert. Handgenäht. Von Frauen, von Kindern. Zwei, zweieinhalb Stunden kann das dauern, bis die „Waben“ zu einem Fußball zusammengenäht sind. Für den Stücklohn, so ein Zahlenbeispiel von der Organisation Gepa von 2014, kann sich die Näherin ungefähr ein Kilo Reise oder 300 Gramm Rindfleisch kaufen. Die Kinder müssen früh arbeiten gehen, damit ihre Familien nicht verhungern, erzählt Schlimmer den Kickern, die ihm aufmerksam zuhören. Deshalb sei es wichtig, mehr Geld für die Arbeit zu zahlen. Damit Kinder nicht in die Fabrik müssten, sondern zur Schule gehen könnten. Die Vereinten Nationen gehen schon lange gegen Kinderarbeit vor. Organisationen wie Gepa lassen eigenen Angaben zufolge von sozial engagierten Herstellern produzieren. So bekomme eine Näherin bis zu 50 Prozent höhere Stücklöhne. Der SV Landau West hat beschlossen, nur noch Fußbälle anzuschaffen, die als fair gehandelte Produkte gekennzeichnet sind. Hans-Peter Herberger als Vorsitzender weist auf das Siegel der Gepa oder das Fair-Trade-Logo hin. Es könne nicht angehen, „dass unsere großen und kleinen Fußballer mit Freund und Spaß mit Bällen spielen, die von Kindern unter Leid und Qualen für extrem wenig Geld zusammengenäht wurden“. Medien haben herausgefunden: Nachdem Kinderarbeit in den Näh-Fabriken Pakistans stärker kontrolliert wurde, schickten Eltern ihre Kinder in Ziegelbrennereien und andere Industriezweige. Die Fußball-Produktion verlagerte sich nach China und Thailand, hin zum maschinell geklebten Ball. In Pakistan strengen sie sich an, den handgefertigten Ball zu perfektionieren. (thc)

x