Lokalsport Südpfalz Ergebniskrisen und Moralentwicklung

ZEISKAM/KANDEL (kebe/mame). Rund ums Bienwaldstadion dürfte man froh sein, dass der „Schwarze Oktober“ vorbeigeht. Von zwölf möglichen Zählern holte der VfR Kandel einen in der Fußball-Verbandsliga. Erleichterung herrscht beim TB Jahn Zeiskam nach dem 3:0-Sieg im Kellerderby beim TuS Hohenecken. Dessen Trainer Ralf Naßhan wurde danach entlassen. Am Sonntag um 14.30 Uhr tragen Kandel und Zeiskam ihr jeweils letztes Heimspiel der Hinrunde aus. Der FSV Offenbach spielt am Montag.

Die Grün-Weißen von Kandel empfangen zum Mittelfeldduell den Ludwigshafener SC. Zuletzt gab es eine 1:2-Niederlage beim ASV Fußgönheim. „Wenn man vier hundertprozentige Chancen vergibt, fährt man eben ohne den Punkt nach Hause, der verdient gewesen wäre“, stellte Trainer Fritz Kern fest. Er geht mit seiner Mannschaft nicht hart ins Gericht angesichts der langen Verletztenliste. Marc Staiger wird in den nächsten Tagen operiert, Kevin Apfel hat eine langwierige Sprunggelenksverletzung. Keeper Julian Roth musste am Sonntag verletzt raus und trägt eine Gipsschiene an der Hand. „Ich war am Anfang der Saison über jeden Punkt froh angesichts unseres engen Kaders in der Vorrunde“, sagt Kern zur „Ergebniskrise“. Mit einem Heimsieg ist das gesteckte Ziel von 26Punkten bis Ende November noch zu erreichen. Momentan sind es 18. Mit einem Zähler weniger, aber mit einer Serie von drei ungeschlagenen Partien bringt der Gegner aus dem Ludwigshafener Stadtteil Hochfeld das entsprechende Selbstvertrauen mit. Besonderes Augenmerk gilt Stürmer Ninoslav Mitov. Der 21-Jährige kam zu Saisonbeginn vom VfR Mannheim und sicherte seinen Farben mit einem Doppelpack drei Punkte gegen Fortuna Mombach. Mögliche Sturmspitze beim VfR könnte erneut Cristian Cenusa sein. Der 37-jährige Rumäne ist seit fünfeinhalb Jahren in Kandel und gilt seitdem als Allzweckwaffe. Neben Marc Staiger und Christian Slatnek ist er der einzige Akteur, der die drei Aufstiege von der A-Klasse bis zur Verbandsliga mitgemacht hat. „Im Rückblick ist die Gesamtentwicklung des Vereins einfach unglaublich“, meint Cenusa, im Hauptberuf Maler. Das Kicken hat er in seiner Heimat gelernt. Gemeinsam mit seinem Freund Christian Slatnek, der ihn nach Kandel gelotst hat. In der A-Jugend spielte er für Temeswar in der höchsten Landesklasse und als Aktiver in der 2. Liga. Für Fritz Kern ist Cenusa ein Idealbeispiel für gelebte Integration. Cenusa wohnt mit seiner Familie in der Bienwaldstadt und spricht sehr gut deutsch. Sohn Robert ist acht Jahre und kickt beim VfR-Nachwuchs. Fast alle Teams aus dem unteren Tabellendrittel punkteten zuletzt. Daher weiß Zeiskams Coach Sahin Pita den Dreier beim TuS Hohenecken gut einzuschätzen: „Es war ein wichtiger Sieg in einem Endspiel. Wir werden aber die ganze Saison kämpfen müssen.“ Am Sonntag kommt Spitzenreiter FK Pirmasens II... Wichtig für die Moral war, dass sein Team endlich mal für eine deutliche Leistungssteigerung mit Punkten belohnt wurde. Pita hatte schon nach dem Pokal-Aus in Dudenhofen Umfeld und Mannschaft auf einen harten Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag eingeschworen. Er fügt hinzu: „Um einen Sprung zu machen, brauchen wir endlich zwei Siege hintereinander. Zudem müssen wir unsere desaströse Heimbilanz verbessern.“ Dies am Sonntag zu realisieren, wird schwer. Pita zieht eine geänderte Taktik in Erwägung. Er fordert: „Voraussetzung für einen Erfolg ist die Vermeidung von individuellen Fehlern und unnötigem Freiraum zwischen den Mannschaftsteilen.“ Sebastian Meyer ist auf der Doppelsechs oder auf der Außenbahn in der Abwehrkette zu Hause. In den jüngsten vier Begegnungen stand er drei Mal in der Anfangsformation. Der waschechte Zeiskamer kehrte vor der Saison vom SV Gommersheim zu seinem Heimverein zurück. Er kennt dort jeden Grashalm. Dort wurde er in der Jugend ausgebildet, Vater Holger war Spielleiter in Pitas ersten Trainerjahren. Der 25-Jährige hat sich beruflich verändert. Nach bestandener Verwaltungsprüfung wechselte er in die Industrie. Bei einer Mannheimer Firma absolviert er eine Duale Ausbildung zum Betriebswirt. Verändern möchte er auch die Situation beim TB Jahn: „Ich denke, dass wir da unten rauskommen. Dafür arbeiten wir in der Woche sehr hart und intensiv.“ Ailton, Mario Basler und nun Demir Hotic: Beim FSV Offenbach macht immer mal wieder ehemalige Bundesliga-Klasse Station. Am Montag gastiert der VfL Neustadt um 19 Uhr im Queichtalstadion. Trainer beim VfL ist seit einem knappen Jahr Demir Hotic. Der Ex-Stürmer des 1. FC Kaiserslautern machte auch in Neustadt kräftig Wind. Er sortierte Spieler aus, rettete den VfL in aussichtsloser Lage, musste zuletzt eine Meuterei von Teilen der Zweiten Mannschaft, in der von ihm aussortierte Spieler kicken, abwehren und versprach dann, „die nächsten drei Jahre“ an der Haidmühle zu bleiben. Danach schlug der VfL den TDSV Mutterstadt, ein Team aus der oberen Tabellenhälfte, mit 2:0. Ein Problem des VfL zu Beginn der Saison war der zu kleine Kader. Nun wurde nachjustiert: Mit Cem Tunc wurde ein Spieler aus Herxheim verpflichtet, dazu hat sich in dieser Woche überraschend Yvan Doum Choubdie zurückgemeldet. Auch wenn der VfL noch auf Platz 15 festhängt, er ist ein brandgefährlicher Gegner für die Offenbacher. „Mit Christian Rebres, Ardijan Dullai und nicht zuletzt dem Neuzugang Shkodran Rexhaj sind die in der Offensive bärenstark“, sagt FSV-Chefcoach Dietmar Bittner und stuft vor allem den Letztgenanten in die Kategorie „Überragend“ ein. Bittner: „Neustadt presst vorne richtig, darauf haben wir uns im Training versucht einzustellen.“ Ein Derby, unter Flutlicht, am Montagabend: Das soll seine Elf befeuern. Denn die hatte zuletzt immer wieder diese spielerischen Ausfälle gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel. Kaum ging es zum Tabellenführer, war Offenbach sogar nahe am Sieg: „Eine Leistungssteigerung in allen Bereichen, leider ohne vorne die Angriffe richtig fertigzuspielen“, urteilt Bittner nach dem 0:0 beim FKP. Vom 24-Mann-Kader ist einzig Alex Mellein (Knöchelverletzung) nicht einsatzfähig. So ist die Konkurrenz um die Plätze in der Startelf beim FSV riesig. In Pirmasens musste gar Kapitän Sebastian Kauz 90 Minuten auf der Bank schmoren. „Die Aufstellung wird von so vielen Faktoren beeinflusst, dass jeder auch mal auf der Bank sitzen kann“, so der Trainer. Zurückgekehrt ist auch Hichem Gherbi, der in Pirmasens 90 Minuten durchhielt. Bittner: „Er spürt zwar noch ein leichtes Ziehen, aber das kann er verkraften.“ Somit ist alles angerichtet für ein Spiel, für das sich Bittner neben den drei Punkten viele Zuschauer wünscht, „denen wir einen Leckerbissen servieren wollen“.

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