Lokalsport Südpfalz Der Werkstudent hängt alle ab

RÜLZHEIM (thc). Es wird doch nicht regnen! Der Himmel verdunkelte sich am Samstagabend, ein paar Tropfen fielen. Für die 31 Mann, die den Großen Preis der ITK-Engineering angingen, das 60,5 Kilometer lange Nachtkriterium des RSV Rülzheim, wurde es noch finsterer auf dem kurzen Kurs durch Grabengasse, Hintere Grabengasse, Schützenpfad und Alte Mühlgasse. Eine Schwierigkeit nannte Simon Nuber nach der Siegerehrung: Manchmal wurden die Rennfahrer vom eigenen Schatten überholt. Der 24-Jährige gewann das Kriterium, damit hat er sieben Saisonsiege, schon einen Sieg mehr als in der Saison 2014. Für ihn und seine Mitstreiter vom Roschbacher Team Möbel Ehrmann war es ein Fest: Er stand zwischen Fabian Genuit und Kai Hliza auf der Krönungstreppe ganz oben. Und Josi Pitz, der Geschäftsführer des RSV, hatte nach der Ehrung, es war 23 Uhr, eigentlich nichts zu verteufeln: „Es hätten fünf Grad mehr sein können.“ 17 Grad Celsius hatte es, die Mittlere Ortsstraße, auf ihr ist der Start-/Zielbereich, war von Zuschauern gesäumt. Jede Menge los in Rülzheim. Ein Hingucker war der weiße Mercedes AMG-GT, das Vorausfahrzeug, das bei Regen so nicht hätte aufdrehen können. Auf der langen Zielgerade beschleunigte der röhrende Sportwagen mit Sound-Maschine atemberaubend, um vor der 90-Grad-Kurve in die Grabengasse genügend Abstand zur Spitzengruppe zu gewinnen. Die entscheidende Gruppe stand bei der vierten von elf Wertungen: Nuber, Genuit, Hliza, Robert Müller vom Landauer Team Jäger und Keppel - Wipotec und Martin Reinert von der RSG Ludwigsburg. In der ersten, zweiten und dritten Runde ging es um Prämien, wiederkehrend nach jeder Wertung. Patrick Lechner mit Startnummer 1 vom Team Bike Aid schnappte sich den Löwenanteil der ersten 50-Euro-Prämie, er lag am hell beleuchteten Kampfrichterwagen an erster Position. Knapp 1:40 Minuten war das Feld unterwegs, das rapide kleiner wurde: rote Fahne für die Abgehängten. 31, dann 29, 22, schließlich noch 19 Mann. Nuber vor Müller, Yannick Mayer von Bike Aid und Genuit, sie holten sich die ersten Punkte, fünf, drei sowie zwei Punkte, ein Punkt für den Vierten. Dann lag Nuber vor Hliza, Mayer und Müller. Neun Mann sollten in die Punktwertung kommen, außer den Genannten Christopher Hatz vom Team Kuota-Lotto, Lechner, Rei-nert und Dominik Merseburg vom Bellheimer Team Erdinger Alkoholfrei. Reinert ging bei den Punktvergaben in der Spitzengruppe meist leer aus. Nuber sammelte Fünfer, Müller Dreier. 23 Sekunden lag sie in der 32. Runde vor dem Feld, das den Ausreißer Hatz wieder einfing. Nach der achten von elf Wertungen stand der Sieger fest, Nuber hatte 35 Punkte und war nicht mehr einzuholen, weil Müller die Kräfte ausgingen. Genuit und Reinert bildeten nun die Spitze, Hliza fiel etwas zurück, im Feld holte Lechner noch einen Punkt. Als klar war, dass Vorjahressieger Hliza auch noch aufs Podium kommen konnte, signalisierte die Möbel-Ehrmann-Teamleitung Genuit, er möge das Tempo etwas drosseln. Hliza schloss wieder auf und gewann die doppelt zählende Schlusswertung. Müller war raus: vierter Platz für ihn. „Irgendwann konnte ich nicht mehr“, sagte der 29-Jährige aus Karlsruhe, der vorher das Derny-Rennen gefahren war. Wechselnde Attacken der „Ehrmänner“ hatten ihn zermürbt. Seine Form werde nach einem „Sommerloch“ immer besser, sagte Hliza. Er habe sich auf die deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren im Juni vorbereitet gehabt, „ein ganz anderes Training“. „So was hat man nicht jedes Jahr“, stellte Nuber (24) zur Farben-Einheit auf dem Podium fest. Mit drei Mann in der Spitzengruppe „hat man alle Karten in der Hand. Wir haben nacheinander attackiert und die anderen kaputtgefahren.“ Für Genuit, den 28-Jährigen aus Böblingen, war dieses Sieger-Gruppengefühl neu, im vergangenen Jahr fuhr er das Nachtkriterium noch im Bellheimer Team. „Simon wollte sich unbedingt zeigen heute“, meinte Genuit und schob hinterher, wieso er und Hliza ihm die Hauptrolle überließen: Nuber ist als Werkstudent beim Rülzheimer Hauptsponsor ITK.

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