Lokalsport Südpfalz Chaos im Kopf

Yemisi Ogunleye freut sich über Hallen-Bestleistung.
Yemisi Ogunleye freut sich über Hallen-Bestleistung.

«DORTMUND.» Für die größte Überraschung sorgte Leonie Reuter. Fast hätte die 20-jährige Hochspringerin aus Landau, die bei Werner Roth in Rheinzabern das Hochspringen lernte und nach ihrem Abitur 2016 zur LG Nord Berlin und Trainer Jan-Gerrit Keil wechselte, die Tagesschwäche der großen Favoritin Laurence-Marie Jungfleisch ausgenutzt und gewonnen. Im dritten Versuch über 1,86 Meter holte sie mit der Wade die Latte von den Ständern. So knapp riss keine andere die Höhe. Höhengleich mit Jungfleisch und Katharina Mögenburg, den beiden Meisterinnen, wurde Reuter am Ende Dritte. „Die 1,86 Meter sind ja genau meine Körpergröße. Vielleicht habe ich noch zu viel Respekt vor der Höhe, aber ich denke, dass es im Sommer klappen wird. Mental bin ich dafür bereit“, gab sich Leonie Reuter optimistisch. Im Herbst hat sie das Studium an der Humboldt-Universität in Sportwissenschaft und Englisch aufgenommen. „Ich bin jedenfalls total glücklich in Berlin, besser könnte es nicht sein“, sagte sie. Wer die Edenkobenerin Hanna Klein kennt, weiß: Wenn sie in ein Rennen geht, will sie gewinnen. Am Sonntag fehlte ihr auf der letzten Runde in einem nicht allzu schnellen 1500-m-Lauf die Kraft, um Diana Sujew im Spurt noch zu überholen. „Ich habe alles gegeben, habe alles richtig gemacht und habe mir nichts vorzuwerfen“, beurteilte sie die Lauftaktik. Aufgrund ihres intensiven Master-Studiums in Köln in Psychologie hat sich die 24-Jährige nicht speziell auf die Hallensaison vorbereitet, ein Start in Birmingham scheint dennoch möglich. Mindestens die Bronzemedaille wie 2017 hätte auch Ricarda Lobe aus Landau gerne wieder gewonnen. Doch es kam alles ganz anders im Hürdenvorlauf. „Ich bin richtig in die erste Hürde reingetreten, das war komplett unerwartet, und ich habe mich dabei erschrocken, dann erwischte ich auch noch die dritte Hürde. Dann waren Speed und Stabilität des Körpers weg“, rekapitulierte sie ihren „super ärgerlichen Fehler“. „Bei mir war Chaos im Kopf, und im Hürdenlauf ist dann eine Rettung nicht mehr so einfach.“ Die 23-Jährige glaubt, viel in dieser Hallensaison gelernt zu haben. „Ich weiß, es kann nicht immer alles schön sein, man muss auch solche Phasen durchstehen, sich wieder aus dem Tief ziehen“, sagte sie und bekannte: „Ich bin extrem wütend und will die Saison nicht so beenden.“ Ob sie zur Hallen-WM in Birmingham mit darf, wird am Mittwoch bekanntgegeben. Es sieht gar nicht so schlecht aus, trotz des Fehlers. Nicht immer sind es nur die Medaillen, die glücklich machen. Yemisi Ogunleye (19) aus Bellheim, die wie Lobe für die MTG Mannheim startet, stieß mit 15,93 Meter im fünften Versuch Hallen-Bestleistung, belegte damit Platz sieben im Kugelstoßen. Ihre Trainerin Iris Manke-Reimers zeigte sich damit sehr zufrieden: „Yemisi steht im Abitur, hat die mündliche Prüfung noch vor sich. Ich hätte diese Weite nicht zwingend erwartet, insofern bin ich sehr zufrieden mit ihr.“ Felix Schulze (22) musste die Zähne zusammenbeißen. „Es war ganz schön schmerzhaft, aber das Adrenalin hat alles wettgemacht“, gab er sich happy mit Platz sieben im Hürdenfinale, mit dem er nicht wirklich gerechnet hatte. Drei Wochen hatte er keinen Wettkampf bestritten, weil offenbar die Adduktoren Ursache seines Dauerschmerzes sind. „Wir wissen es noch nicht. Ich will das jetzt auskurieren und im Sommer wieder angreifen, aber das Dortmunder Finale war ein Highlight für mich“, sagte der Notarfachangestellte in Kandel, der inzwischen Inspektoranwärter ist und der einmal die Woche in Kaiserslautern bei seinem Verein 1. FCK trainiert, einmal die Woche in der Ludwigshafener Halle, ansonsten mit sich und den Trainingspläne von Trainer Jochen Allebrand auf sich allein gestellt ist. Im Landauer Stadion, auch im Winter.

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