Lokalsport Südpfalz Brüder, Cousins, Freunde und „immer ein bisschen Action“

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Landau. Ablösesummen und leere Versprechungen. Gar im Amateurfußball gilt das „Elf Freunde müsst ihr sein“ von Sepp Herberger heute seltener als vor zehn, 15 Jahren. In diesen Zeiten haben es sich der SV Landau Süd und der SV Landau Südwest zur Aufgabe gemacht, familiären Zusammenhalt und Freundschaft in den Vordergrund zu rücken.

„Vor rund 50 Jahren hat mein Opa Heinrich Koch zusammen mit Emil Schneider den Verein SV Landau Süd schon einmal gegründet“, erzählt der 29-jährige Spielertrainer Martin Koch junior. Bis 1998 haben sie sich mit ihm als Trainer gehalten. Grund für die damalige Auflösung: das Abwerben von Spielern durch höherklassige Vereine und die darauf folgende Unterbesetzung. Die Wiederbelebung gelang im Sommer 2014. Kochs Darstellung: „Die meisten von uns haben vorher beim SV Burrweiler gespielt. Dort entstand dann im Vorstand Uneinigkeit und es wurde entschieden, den Spielbetrieb einzustellen. Klar war aber, dass wir zusammenbleiben wollen. Und da es schwer ist, mit fast einer ganzen Mannschaft zu einem Verein zu wechseln, habe ich das in die Hand genommen und den SV Landau Süd gegründet.“ Nach einem passablen vierten Platz in der ersten Saison steht die Mannschaft in der laufenden Spielzeit mit 45 Punkten aus 17 Spielen auf dem ersten Platz der D-Klasse Mitte. Beachtlich ist das Torverhältnis von 114:14. Alexander Cadorin führt mit 34 Toren die Torschützenliste an. „Alex macht aus nichts ein Tor. Egal ob mit dem Rücken zum Tor oder 30 Meter weg. Er kann auch mal einfach den Torhüter überlüpfen. Ohne ihn hätten wir einige enge Spiele nicht gewonnen“, beschreibt Koch den Torinstinkt seines besten Stürmers. „Grundsätzlich trägt aber natürlich jeder seinen Teil dazu bei, dass wir da oben stehen. Schließlich sind wir eine Mannschaft und auch unsere Neuzugänge Tilo Hatzenbühler und meine Brüder Nico und David werden wichtig sein.“ Generell könnten viele „Südler“ höher spielen, ziehen aber das Kicken mit ihren Freunden vor. „Bei uns im Verein kennen sich alle schon, seit sie klein sind. Ob Brüder, Cousins oder Freunde.“ Das ist für Koch auch einer der Gründe, weshalb bei Spielen von Landau Süd immer so viele Zuschauer kommen. „Jeder nimmt immer seine Familie mit und die Außenstehenden kommen auch immer gerne, weil sie wissen, dass es immer ein bisschen Action gibt“, sagt Koch. Das geht so weit, dass der Verband das Derby Süd gegen Südwest unter Aufsicht stellt. Über die Ziele im Verein herrscht eigentlich Klarheit. „Dass wir dieses Jahr aufsteigen wollen, ist keine Frage. Alles andere wäre eine Blamage. Auf lange Sicht könnte ich mir unsere Mannschaft dann schon mal in der B-Klasse vorstellen. Aber man weiß nie, wie es kommt“, prophezeit Koch junior vorsichtig. Nicht ganz so glücklich ist er über die Trainingssituation. „Am Anfang hieß es, wir können einmal in der Woche auf den Rasen im Landauer Stadion. Erst klappte auch alles, bis wir dann irgendwann nur noch auf den Jahner (Jahnsportplatz) durften. Da sinkt die Trainingsbeteiligung natürlich und auch bei Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen ist das abschreckend.“ Auch auf einem Hartplatz, auf dem in Nußdorf, trainiert und spielt die Mannschaft des SV Landau Südwest. Der Verein wurde im Sommer des vergangenen Jahres gegründet und hat in Manfred Cadorin den Mann für alles gefunden. Der 32-Jährige ist sowohl Vorstand als auch Spielertrainer. In seiner Mannschaft spielen etliche, die vergangene Saison noch unter Martin Koch junior beim SV Landau Süd waren. „Irgendwann entstanden Gerüchte, die nicht der Wahrheit entsprachen. Manche fühlten sich dadurch auf den Schlips getreten und erst als alles zu spät und Südwest schon gegründet war, wurde klargestellt, dass diese Gerüchte gar nicht gestimmt haben. Um einige Abgänge tat es mir dann doch sehr leid“, so Koch junior zu der Abkapselung von Landau Südwest. Cadorin erklärt die Gründung seines Vereins so: „Bei uns gab es noch viel mehr, die Fußball spielen wollen. Das wäre für Martin nicht zu stemmen gewesen und deshalb habe ich Südwest gegründet.“ Grundsätzlich sei der Zusammenhalt das Wichtigste für ihn im Fußball: „Wir sind ja eigentlich ein Familienbetrieb. Klar ist da der Zusammenhalt das Wichtigste. Aber unser Verein ist nicht nur für Verwandte, bei uns sind alle willkommen.“ Für die vielen Zuschauer bei den Spielen seines Teams hat Cadorin dieselbe Erklärung wie Koch. Sein Ziel sei jedoch ein anderes: „Diese Saison wollen wir einfach eine saubere Runde zu Ende spielen. Der Tabellenplatz ist eigentlich egal. Ich bin das erste Jahr Trainer und muss alle mal ausprobieren. Nächste Saison wollen wir dann eigentlich angreifen, aber der Rest steht in den Sternen.“ „Südwest“ steht mit 26 Punkten aus 15 Spielen auf dem sechsten Tabellenplatz. Ausnahmespiel der D-Klasse Mitte war das Spiel zwischen beiden Mannschaften auf dem Rasenplatz im Landauer Stadion. Das Spiel endete 4:1 für Süd. Die Zuschauerzahl war verbandsligareif und lag bei 400 zahlenden Gästen. Auch das vorgezogene Rückspiel war mit 250 Gästen gut besucht und endete 3:2 für die Elf von Manfred „Mosche“ Cadorin. Die Revanche ist geglückt.

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