Lokalsport Südpfalz Auf der Suche nach dem perfekten Schuss

LANDAU. Wenn Werner Buchmann ruft, hören alle wie auf Kommando. Der 61-jährige Schifferstadter hat in der Sporthalle im Landauer Schulzentrum Ost die Kontrolle. Nun ist der Mann mit den freundlichen Gesichtszügen nicht von besonders großer Statur, doch das schadet seiner Autorität kein bisschen. Denn was den ordnungsgemäßen Ablauf des Hallen-Bogenturniers an diesem Sonntag angeht, kann ihm keiner etwas vormachen. Ein 900-Seiten-Regelwerk muss der Mann parat haben. Für zehn- bis 15-mal im Jahr schlüpft Buchmann in die Rolle des Kampfrichters. Seit 26 Jahren füllt der Betriebswirt, der bei der BASF in Ludwigshafen arbeitet, diese Rolle aus: „In der Pfalz bin ich der Einzige, der diesen Job macht“, sagt er und nestelt an seiner Krawatte, auf der das Abbild eines Bogens zu erkennen ist. Neben dem Abmessen der richtigen Entfernung zu den Zielen ist er dafür verantwortlich, bei strittigen Situationen zu entscheiden, ob der Pfeil der Sportler noch den Ring mit der höheren Punktzahl angekratzt hat oder nicht. Ein Fulltime-Job. Buchmann muss den ganzen Tag aufpassen wie ein Schießhund. 80 Bogenschützen feuern ihre Pfeile am Vormittag, 80 am Nachmittag ab – Buchmann ist immer dabei. „Beginn der Bogenkontrolle“, brüllt er auf einmal durch die Halle, sodass es auch der Letzte noch kapiert. Brav stellen sich die Sportler an, um sich dem kritischen Blick des Referees zu unterziehen. Der kontrolliert, ob die Pfeile der Teilnehmer beschriftet sind und die Normen für die Bögen erfüllt werden. Mit einer speziellen Waage kontrolliert er auch auch die Zugkraft der Sportwaffen. Doch nicht nur das. Auch der Dresscode hat Bedeutung. Ein Schütze meldet sich doch tatsächlich in weniger sportlichen Kleidung zum Appell. „Jeans sind hier nicht erlaubt. Bitte noch mal mit Sportkleidung erscheinen“, sagt Buchmann streng. Auch die Beteuerungen des Sportkameraden, er werde sich ja eh noch einmal umziehen, zeigen da keine Wirkung. Bei Cicek Akcakaya ist alles regelkonform. Extra aus Hamburg ist die Deutsche Meisterin von 2013 nach Landau gereist. Hochdekoriert ist sie, nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Außerdem ist sie Co-Bundestrainerin am Compoundbogen. Und natürlich sollte auch dieser Nachmittag ein erfolgreicher für die 44-Jährige werden. „Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Schuss“, sagt sie. Der fühle sich einfach ganz leicht an. Dieser Sport sei so faszinierend, da man versuchen müsse, seine Körperspannung beim Schießen aufrecht zu erhalten. So sieht es auch der 61-jährige Horst Zahneißen vom SSV Hatzenbühl, der gerade im Begriff ist, die Halle zu verlassen. Am Vormittag hat er auf die Scheiben gezielt. Er habe kein so gutes Gefühl, sagt der Mann, der in diesem Jahr zweimal bei Deutschen Meisterschaften den dritten Platz ergattern konnte. Seine Befürchtungen, er habe nicht gut genug ins Schwarze gezielt, bestätigen sich nach der Auswertung eher nicht: 543 Ringe, Platz zwei in der Altersklasse. Vom Fußball kam Zahneißen zum Bogenschießen – eine Verletzung beförderte ihn vom Fußballplatz an den Bogen. Er trainiert jeden Tag in seiner Scheune. Ihn fasziniert das Zusammenspiel aus Kraft, Kondition und Ausdauer. „Es ist einfach auch ein toller Ausgleich“, sagt der Rentner. Da kann ihm der Abteilungsleiter des ESV Landau, Matthias Laur, nur zustimmen. Der 48-Jährige hat mit Magenproblemen zu kämpfen, doch das Turnier kann er sich nicht entgehen lassen. „Für den perfekten Schuss spielen bestimmt 15 Komponenten eine wichtige Rolle“, sagt er. Info Gabriele Holtkamp vom SV Ramsen (Damen-Altersklasse, Recurve, 559 Ringe), Andrea Flöck-Schmitt vom BSC Bad Kreuznach (Compound, 570) und Thomas Randhofer vom ESV Landau (Blankbogen, 502) sind die Schützen, die neu in die Rekordlisten des Pfälzischen Sportschützenbundes eingetragen werden müssen. Randhofer, Jahrgang 1961, erzielte 250 Ringe im ersten Durchgang und 252 im zweiten und lag vor Leonhard Rutz vom SSV Hatzenbühl. Holtkamp löst Jutta Thümmler (ebenfalls Ramsen) ab, die 2011 in Landau 555 Ringe erzielte und diesmal Zweite wurde. (rhp)