Lokalsport Südpfalz Akademiker im Ring

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KANDEL (wk). Der BC Kandel hat, was andere Boxsport-Vereine nicht haben, auch das sogenannte Akademische Boxen an der Berliner Humboldt-Universität nicht: einen Professor als Trainer.

Dabei ist Prof. Dr. Rüdiger Heintz aus Neupotz nur einer des Kandeler Trainerquintetts mit Universitätsabschluss. Einer seiner Akademiker-Kollegen ist der in Karlsruhe wohnende RHEINPFALZ-Mitarbeiter Dr. Felix Mescoli aus Jockgrim. Rüdiger Heintz ist 38, Familienvater und offensichtlich fit wie – Pardon! – ein Turnschuh. Nichts da mit Trainersprüchen am Rande der Bande, sondern mittendrin und meist vorn dran beim Technik- und Ausdauerprogramm in der Turnhalle unter der Stadthalle. Seit 2007 ist er lizenzierter Trainer des knapp 190 Mitglieder zählenden Kandeler Box-Clubs, seit 2013 auch dessen Sportwart. „Ich boxe seit etwa 17 Jahren und bin regelmäßig im Sparring“, teilt der Professor mit, „ich habe aber keine offiziellen Kämpfe gemacht. Das hängt mit meiner beruflichen Laufbahn zusammen.“ Was ab dem 21. November anders sein soll. Denn er und der seit zwei Jahren als Trainer tätige, in Geschichte promovierte und auch im Musikbusiness ausgebildete Mescoli planen bei der Pokalveranstaltung des BC Kandel einen Einlagekampf. Auf den mit Sicherheit der gesamte Boxclub gespannt sein dürfte. Heintz ist Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim, dort im Lehrbereich tätig für Kommunikations-, Digital- und Mikrocomputertechnik sowie für digitale Bildverarbeitung und maschinelles Sehen. Dazu ist er bei einem ehemaligen Arbeitgeber, dem Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung in Karlsruhe, als Berater beschäftigt. Dennoch: „Wenn es sich einrichten lässt, bin ich so oft wie möglich im Boxtraining, manchmal mit meinem achtjährigen Sohn Nico“, sagt Heintz. Das gestalten er, Mescoli und Carmelo Pirrello montags, mittwochs und samstags für etwa zehn Aktive, Vorsitzender Uwe Klippel und seine Tochter Jenny geben dienstags und donnerstags ein reines Fitnessprogramm für etwa 30 Kinder, Jugendliche und Frauen. Warum er sein großes Hobby bisher nicht im Ring zeigte, basiert auf einer für einen Sportfreak bemerkenswerten Erkenntnis. Er sei als junger Mann „nicht talentiert genug gewesen, um ein Spitzenniveau zu erreichen“. Hätte er das geschafft, „hätte ich bestimmt weitergemacht“. Sein Ziel dann? Der „Boxprofessor“ lächelt und schweigt. Außer einer umfassenden Fitness gehört – entgegen landläufiger Vorurteile – zum Boxen Intelligenz und eine stabile Psyche, beides wichtig für die Kampfstrategie und das blitzschnelle Erfassen von Kampfsituationen. Das vermitteln wollen Rüdiger Heintz und Benjamin Kober, Sohn des zweiten BCK-Vorsitzenden Uwe Kober, in absehbarer Zeit bei einer „Box-AG“ mit der Integrierten Gesamtschule der Bienwaldstadt.

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