Kreis Germersheim Stadtrat vor Generationenwechsel

Sabina Matter-Seibel im Gespräch über Kommunalpolitik und Stadtratsarbeit in ihrem Büro im FTSK.
Sabina Matter-Seibel im Gespräch über Kommunalpolitik und Stadtratsarbeit in ihrem Büro im FTSK.

«Germersheim.»Sie rechne ohnehin mit einem Generationswechsel im Germersheimer Stadtrat, sagt Sabina Matter-Seibel. Das wäre die Gelegenheit für junge Leute sich um den Einstieg in die Kommunalpolitik zu kümmern – und zur Kommunalwahl 2024 anzutreten. „Wenn man junge Leute zum Einstieg ermutigen möchte, sollte man ihren den Besuch der Ausschüsse empfehlen“, berichtete Matter-Seibel aus ihrer Erfahrung als Stadtratsmitglied.

Sie hat gleich noch einen Tipp parat: Man muss nicht sofort Parteimitglied werden. „Ich bin für die SPD im Stadtrat ohne SPD-Mitglied zu sein“, erzählt sie. Das funktioniere meistens gut, lediglich bei spontanen Wortmeldungen gebe es hin und wieder mal fragende Gesichter. „Wer sich länger engagiert wird aber sicherlich auch früher oder später Parteimitglied.“ Zum Reinschnuppern in die Kommunalpolitik eigneten sich neben den Ausschüssen des Stadtrates auch offene Fraktions- oder Vorstandssitzungen – egal welcher Partei. Von der SPD wisse sie jedenfalls, dass Fraktionssitzungen öffentlich sind. Dort könne man sich einbringen, ohne gleich in der ersten Reihe im Stadtrat sitzen zu müssen. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ kommt die Sprachwissenschaftlerin noch einmal auf die Ausschüsse zurück. Dort werde im Stadtrat die Vorarbeit für die Entscheidungen im Stadtrat geleistet. Wer den Stadtrat besuche, bekommen oft nur Abstimmungen mit, keine Debatten, keine Kompromissfindung. Deshalb die Ausschüsse, die ebenfalls öffentlich tagen. Ein Musterausschuss in Germersheim sei der Umweltausschuss, der sich frei von Parteiideologie für ein grünes Germersheim engagiere. „Wir kämpfen um jeden Baum“, beschreibt Matter-Seibel die Ausschussarbeit. Weg der kleinen Schritte Das sei allerdings nicht überall so. Stadtratsengagement in Germersheim berge auch Frustpotenzial, wenn man nicht gerade zur Mehrheitspartei CDU oder ihrem Partner FWG gehöre. Und weil Kommunalpolitik ein „Weg der kleinen Schritte“ sei. Mit diesem Frustpotenzial müsse man umgehen können, ebenso Geduld und Beharrlichkeit haben. „Nicht gerade typische Tugenden der Jugend“, schätzt die Professorin für Amerikanistik am FTSK in Germersheim. Aber politisches und ehrenamtliches Engagement lohne sich immer und sähe in jedem Lebenslauf gut aus, ist sie überzeugt. „Wir brauchen junge Leute und gute Ideen. Die können Verkrustungen aufbrechen mit ihrer radikaleren und unverdorbenen Denkweise.“ Matter-Seibel findet das Schülerengagement der „Fridays for Future“ gut, auch wenn es in Germersheim nicht sehr ausgeprägt ist und auch nicht an die Uni überschwappt. „Dieses Engagement lohnt sich, es ist ihre Welt“, ist Matter-Seibel überzeugt. Dazu gehören die kurzen Kommunikationswege, die junge Menschen über soziale Netzwerke pflegen. „Da gehen Absprachen schnell, entstehen schneller Meinungsbilder als bisher.“ Und die Digitalisierung als Grundlage dieser Kommunikation soll ja nach der Kommunalwahl auch im Germersheimer Stadtrat einziehen ... Für sie sei das mit ein Grund, jetzt schon Platz zu machen für jüngere auf der SPD-Liste, begründet sie ihren Rückzug. „Ich bin jetzt über 60, habe am FTSK viel um die Ohren, auch als Gleichstellungsbeauftragte.“ Dazu bleibt das Ehrenamt im Zonta-Vorstand. „Man muss etwas für die Allgemeinheit tun wollen“, ist Sabina Matter-Seibel überzeugt. Das gelte auch für das politische Ehrenamt.

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