Kreis Südliche Weinstraße Pflegeversicherung wie Teilkasko

Anja Busch (erste Reihe, Dritte von rechts) hatte zu dem Themenabend eingeladen. Hier referiert Sven Kaufmann vom Pfalzklinikum
Anja Busch (erste Reihe, Dritte von rechts) hatte zu dem Themenabend eingeladen. Hier referiert Sven Kaufmann vom Pfalzklinikum Klingenmünster über die Pflegeversicherung.

«Bornheim.»Pflegebedürftigkeit und Wohnen im Alter im ländlichen Raum: Diese beiden Themen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung am Donnerstag im Storchenzentrum, zu der Anja Busch, CDU-Kandidatin für das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Offenbach, eingeladen hatte.

Ihrem Aufruf waren 15 Zuhörer gefolgt, darunter Landrat Dietmar Seefeldt (CDU). Gab es 2013 in Rheinland-Pfalz noch 5500 Menschen über 80 Jahre, so wird diese Zahl bis 2060 auf 15.000 ansteigen, informierte Busch. Sven Kaufmann, Pflegdienstleiter beim Pfalzklinikum Klingenmünster, sagte: „Das große Ziel aller älterer Menschen ist es, dass sie ihren Lebensabend zu Hause verbringen können.“ Wie dies, nicht zuletzt über die Leistungen der Pflegekassen, bewerkstelligt werden kann, machte er in seinem Vortrag deutlich. Die Pflegeversicherung bezeichnete er als eine Art Teilkaskoversicherung, denn nicht alle Kosten der Pflege können abgedeckt werden. Immer wieder betonte er: „Lassen Sie sich beraten! Gehen sie zu den Pflegestützpunkten!“ Solche Stützpunkte sind beispielsweise in Herxheim, Landau und Edenkoben. Kaufmann sagte, dass viele Pflegebedürftige den Weg des Widerspruchs scheuten. Dabei habe er durchaus Aussicht auf Erfolg. Kaufmann betonte, dass es wichtig sei, nicht nur an den Bedürftigen, sondern auch an den Pflegenden zu denken. „Natürlich nimmt die Pflege Ihrer Angehörigen mitunter sehr breiten Raum im Leben ein, aber Sie brauchen auch noch Ihre eigenen Freiräume.“ Um mit der veränderten Lebenssituation richtig umgehen zu können, werden kostenlose Pflegekurse für Angehörige angeboten. „Viele verbinden Alter mit Stillstand. Dem sollte man frühzeitig entgegenwirken. Alleine bleiben will doch eigentlich niemand“, appellierte er. An dieser Stelle kam Gerhard Müller, Geschäftsführer des Gemeinnützigen Siedlungswerkes Speyer, ins Spiel. Das Siedlungswerk hat sich dem Neubau und dem Erhalt von Wohnungen verschrieben, die sie sozialverträglich, also auch für den kleinen Geldbeutel bezahlbar, anbieten. Dass Wohnen im Alter nicht auf Städte beschränkt sein muss, zeigte er an Beispielen aus der Region auf. So gibt es Wohnanlagen seiner Firma in Maikammer mit 52 Wohnungen und in Rülzheim mit 18 Wohnungen, aber auch in Bellheim und Leimersheim. Der Bornheimer Ortsbürgermeister Karl Keilen (CDU) fragte ebenso wie sein Hochstadter Kollege Otto Paul (CDU) an, ob Wohn-/Pflegegemeinschaften auch für Orte ihrer Größenordnung in Betracht kämen. Dies sei bei solider Finanzierung sicherlich denkbar, sagte Kaufmann. Müller sagte: „Heute sind für solche Projekte ja Flächen interessant, an die vor 15 bis 20 Jahren noch niemand gedacht hat. Ich denke, dass ein Ort wie Hochstadt mit seinen 2500 Einwohnern für ein solches Projekt sehr gut als Standort geeignet wäre.“ Müller rief die politisch Verantwortlichen dazu auf, in ihren Gemeinderäten Aufklärungsarbeit zu leisten, den oft scheue man sich dort, Projekte für altersgerechtes Wohnen anzugehen. „Da wird lieber auf den Erhalt eines Pfarrhauses aus den 1970er-Jahren gepocht, dass keinerlei Nutzen mehr hat, anstatt dieses abzureißen und barrierefreie Wohnungen zu errichten“, bedauerte er. Auch die Besucher beteiligten sich immer wieder rege, sodass die beiden Vorträge auch mit interessanten Wortbeiträgen aus den Zuhörerreihen durchsetzt waren.

x