Kreis Germersheim „Madie“ unterliegt im Luftkampf deutschen Jägern

Der deutsche Pilot Hans-Herbert Märtens hat die „Madie“ abgeschossen. Der Oberleutnant ist am 9. August 1944 gefallen.
Der deutsche Pilot Hans-Herbert Märtens hat die »Madie« abgeschossen. Der Oberleutnant ist am 9. August 1944 gefallen.

Heute vor 75 Jahren, am 17. August 1943, stürzte ein amerikanischer Bomber in Bellheim nach Kampfhandlungen mit deutschen Jagdfliegern ab. Das Ereignis ist bis heute Gesprächsstoff von Augenzeugen. Die Flugzeugbesatzung schilderte den Vorgang später in einem Buch.

«Bellheim.»„Plötzlich kam ein amerikanischer viermotoriger Bomber auf uns zu und setzte zur Notlandung an, verfolgt von einem feuernden deutschen Jagdflugzeug. Wir warfen uns zur Deckung ins Tabakfeld“. So schilderte Hubert Kopf aus Bellheim den Absturz der amerikanischen B-17 Flying Fortress („Fliegende Festung“) am 17. August 1943 in Bellheim in der Gewanne Silberberg. Der damals neunjährige Kopf war an diesem Tag in der angrenzenden Gewanne Hasensprung mit seinen Eltern und Geschwistern beim Tabakbrechen und Augenzeuge des Geschehens. Dieser Absturz nach Kampfhandlungen mit der deutschen Luftwaffe jährt sich zum 75. Mal. Einzelheiten werden in dem Buch „The Schweinfurt-Regensburg-Mission“ erzählt: über die Besatzung des amerikanischen Bombers, ihren Auftrag, die deutschen Jäger, ihre Angriffstaktik, wie es zum Abschuss kam, die Notlandung und Gefangenschaft. Durch die von den Alliierten festgelegten strategischen Angriffsziele erhielt die in England stationierte 3. US-Bomberdivision den Befehl, die Messerschmittwerke (Flugzeugwerke) in Regensburg anzugreifen und nach dem Bombenabwurf über die Alpen nach Afrika weiter zu fliegen. Ab 6.21 Uhr morgens starteten auf sieben englischen Flugplätzen 146 viermotorige Flugzeuge des Typs B-17 „Fliegende Festung“. Darunter befand sich auch die bei Bellheim abgestürzte B-17 mit dem Namen „Madie“ („Die Verrückte“) mit zehn Mann an Bord. Auf deutscher Seite erkannten Funkortungsgeräte an der Kanalküste den Start frühzeitig, worauf Flugzeug-Jagdgruppen Einsatzbefehle erhielten. Der US-Kampfverband überflog die Nordsee und erreichte mit Jagdbegleitschutz kurz nach 10 Uhr südlich von Den Haag das Festland. Focke-Wulf-Jäger (FW 190) folgten. Sie beobachteten nur, hielten Fühlung, aber griffen noch nicht an. Über Holland nahmen die Amerikaner Kurs nach Süden. In 6000 Meter Höhe flogen sie über Belgien hinweg. Bei Antwerpen musste der alliierte Begleitschutz zu seinen englischen Einsatzplätzen zurückkehren. Darauf hatten die deutschen Jäger gewartet. Von vorn schossen sie aus allen Rohren auf die Viermotorigen. Sie unterflogen die Bomber, zogen hoch und wendeten zu neuem Angriff. Bei diesen Luftkämpfen wurden viele US-Bomber abgeschossen, beschädigt oder zur Notlandung gezwungen. Mitten im erbittertsten Teil der deutschen Jägerangriffe wurde auch die „Madie“ bei einem Frontalangriff südlich von Frankfurt getroffen. Zwei Motoren wurden beschädigt, einer stand still, während der andere noch für einige Zeit Leistung brachte. Die Maschine fiel aus dem eigenen Verband zurück, fand aber zunächst noch Schutz bei anderen Gruppen. Als diese schließlich alle vorbeigezogen waren, ging Pilot Regan auf Südkurs, um den Windungen des Rheins zu folgen, in der Hoffnung, dass er die Schweiz erreichen würde. In der Folge wurde die „Madie“ von weiteren Jägern attackiert. zuletzt von einer Me 109. Der Rumpfschütze der „Madie“, Jim Kahler, erinnerte sich: „Ich konnte das Feuer der Bordkanone der Me 190 austreten sehen. Alle unsere Bordwaffen schossen wie verrückt nach ihr. Anscheinend trafen wir die Me 109 nicht, aber sie todsicher uns. Unser Flugzeug wurde bei jedem Treffer durchgeschüttelt und die Me 109 traf jede Menge wichtiger Flugzeugteile in unserer Maschine. Ich konnte fühlen, dass wir am Heruntergehen waren.“ Der verwundete Co-Pilot verlor das Bewusstsein. Die Besatzung hatte sich zum Absprung fertig gemacht. Mittlerweile flog das Flugzeug aber so tief, dass es gefährlich war, abzuspringen. Zwei der Schützen taten dies dennoch. Turmschütze Earl Slay sprang als Erster. Sein Fallschirm öffnete sich und Slay kam unsanft auf dem Boden an. Der untere Rumpfschütze Edward Jones überlebte den Sprung nicht. Der Fallschirm hatte sich zu spät geöffnet. Das Flugzeug näherte sich einem Acker. Inzwischen war Copilot Oskar E. Hille wieder bei Bewusstsein und stellte fest, dass er alleine im Cockpit saß. Er berichtet: „Ich nahm an, das sie dachten, ich sei tot und sind alle abgesprungen. Bis ich Lärm und Stimmen aus der Richtung der Notausstiegsluke hörte. Ich drückte das rechte Ruderpedal und das Flugzeug richtete sich selbst, gerade als wir auf den Spitzen von einigen Bäumen auftrafen – ein fürchterliches Geräusch. Rechts vor mir lag ein ausgedehntes Feld, vor uns ein Heustapel. Den hauten wir natürlich mit unserer Maschine weg. Irgendwie gelang es mir, bei Bewusstsein zu bleiben und wir kamen zum Stillstand.“ Ein Trupp deutscher Landser nahm die amerikanische Flugzeugbesatzung gefangen und brachte sie in Gefangenenlager. Alle kehrten nach Kriegsende in die Staaten zurück.

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