Kreis Südliche Weinstraße Edenkoben: Steiff-Ausstellung lockt Plüschfans

Gorilla „Paul“ kommt sogar aus Edenkoben.
Gorilla »Paul« kommt sogar aus Edenkoben.

Die „Mutter“ der Steiff-Tiere ist Margarete Steiff, die 1879 das Nadelkissen „Elefäntle“ kreierte. Stück für Stück entwickelte sie daraus die bekannten Tiere mit dem Knopf im Ohr. 1902 erfand ihr Neffe Richard das Aushängeschild des Unternehmens: einen Teddybären mit der Bezeichnung 55 PB. Im Edenkobener Stadtmuseum ist zurzeit eine Ausstellung mit 350 Exemplaren zu sehen – viele Stofftiere gehören Südpfälzern.

Kuscheltiere werden zu Ausstellungsstücken

Alleine 18 Steiff-Tiere hat Annette Degen aus Landau dem Museum als Leihgabe überreicht. Sie bekam die Figuren als kleines Mädchen Ende der 1960er-Jahre geschenkt. Ihre Mutter erkannte schon damals den Wert, sodass die als Spielsachen gedachten Figuren erst gar nicht als solche genutzt wurden, sondern praktisch gleich zu Ausstellungsstücken mutierten. Degen findet die Figuren aus früheren Zeiten wesentlich schöner als die modernen. „Die waren viel natürlicher. Heute wird alles maschinell gemacht“, sagt sie.

Teddybär von 1920

In der Ausstellung sind auch Besonderheiten wie ein Teddybär aus dem Jahr 1920 zu sehen, den das Steiff-Museum in Giengen an der Brenz, dem Geburtsort Margarete Steiffs, zur Verfügung gestellt hat. Ebenso noch drei weitere Bären, die Mitte der 1920er-Jahre entstanden sind. Konzipiert haben die Schau in Edenkoben Jürgen Alter, Wolfgang Heil, Hans-Joachim Schatz und Ludwig Vondersand zusammen mit der Leiterin des Steiff-Museums, Simone Pürckhauer. Das Steiff-Museum hat insgesamt 80 Stücke zur Verfügung gestellt, die in mehreren Vitrinen verteilt sind. Alle anderen Plüschtiere und Holzspielzeuge kommen von 42 Privatpersonen aus der ganzen Südpfalz und aus dem badischen Schwetzingen.

Die Menschen wurden dicker, die Teddys auch

Ludwig Vondersand erklärt die Gründe für die im Laufe der Jahrzehnte festzustellenden optischen Veränderungen der Figuren: „In den 1920er-Jahren waren die Tiere oft recht schmal. Die Menschen hatten nach dem Ersten Weltkrieg wenig zu essen, also waren auch die Steiff-Tiere eher schlank. In den 1930ern und dann wieder in den 1950ern nahm die Körperfülle bei den Menschen und damit auch bei den Plüschtieren zu. So gibt es schon deshalb verschiedene Arten von Teddys.“

Bär im Outfit von König Ludwig II.

Seit Beginn der Ausstellung sitzt „Paul“ in einem Schaukelstuhl. Sein eigentliches Zuhause ist das Wohnzimmer der Familie Schnier aus Edenkoben. Dort verbringt der fast 1,80 Meter lange rundliche Gorilla seine Zeit. Nicht minder beeindruckend ist „Fritz“, der etwa 1,60 Meter große graue Bär, der sich ansonsten im Steiff-Museum wohlfühlt. Dann gibt es noch „Bamse“, einen schon etwas abgegriffenen Bären, der aber genauso aussieht, wie man sich einen Steiff-Teddy vorstellt. Er gehört dem Edenkobener Pfarrer Matthias Pfeiffer, der von „Bamse“ seit Kindertagen begleitet wird. Dann trifft man noch einen Bären im Outfit von König Ludwig II.. Dieser wurde in limitierter Zahl von 1500 Stück anlässlich der Premiere des König-Ludwig-Musicals im Jahr 2000 in Füssen auf den Markt gebracht. Ins Auge fallen aber auch einige alte Kataloge mit dem damaligen „Tier-Angebot“. Beeindruckend vor allem ein Exemplar aus dem Jahr 1916/1917, aber auch die beiden Hefte aus den Jahren 1937/1938 und 1939/1940.

An Weihnachten kommen viele Besucher

Mit den Besucherzahlen ist Museumsfachkraft Sylvia Guntermann ebenso wie Ludwig Vondersand sehr zufrieden. „Da traditionell unsere Ausstellungen am zweiten Weihnachtsfeiertag sehr gut besucht sind, sollte die Gesamtbesucherzahl die 500 leicht übertreffen“, sagt Guntermann. Vondersand erwartet allein am kommenden Mittwoch 80 bis 90 Menschen. Den Kinderanteil der Besucher beziffert er auf nur rund 15 Prozent „Die Kinder können einfach nichts mehr mit diesen Plüschtieren anfangen. Die kommen für sie aus einer längst vergangenen Zeit“, sagt er. Die Ausstellung diene eigentlich mehr der Erinnerung an die eigene Kinderzeit für diejenigen, die heute 50 oder älter sind. „Das ist es ja auch, was wir mit unserer Ausstellung erreichen wollen“, sagt Guntermann. Info Die Steiff-Ausstellung ist noch heute, Freitag, 15 bis 18 Uhr, Samstag, 14 bis 17 Uhr, sowie am zweiten Weihnachtstag, 11 bis 17 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist für Kinder bis zwölf Jahre frei, Erwachsene zahlen drei Euro. Museum für Weinbau und Stadtgeschichte, Weinstraße 107, Edenkoben.

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