Karlsruhe Der Professor und sein Freund, der Stock

Claus Mattheck
Claus Mattheck

«Karlsruhe». Ganz gleich, um welche Sache es geht, irgendwann kommt die Physik mit ihren unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten ins Spiel. Auch in der Natur ist wissenschaftlich betrachtet letztlich alles Physik und Chemie. Das hat zur wissenschaftlichen Disziplin der Bionik geführt, die Natur und wissenschaftliche Aspekte zusammen bringt.

Claus Mattheck, der sich zu den Bionik-Pionieren rechnen darf, hat die Gabe, diese Zusammenhänge immer wieder in Büchern so zu erklären, dass auch der „normale“ Leser ein Aha-Erlebnis hat. Etwa als er darstellte, „warum alles kaputt geht“, wie mit seien Büchlein „Stupsi erklärt den Baum“ oder „Die Körpersprache der Bauteile“. Warum bricht ein Teil vorzeitig an einer bestimmten Stelle? Die Erklärung liegt manchmal unentdeckt auf der Hand. Der aus Sachsen stammend Physiker lebt in Karlsruhe und ist weltweit gefragter Baumexperte. Seit Jahren als Professor am KIT emeritiert, arbeitet an seinem Institut als sogenannter Senior Fellow ohne Bezahlung weiter. So kam als Forschungsobjekt wie als Buchthema nun der Stock als ältester treuer Begleiter des Menschen ins Spiel. Claus Mattheck fühlt sich im Wald und in Gesellschaft von Bäumen besonders wohl und verlässt, obwohl auch im Alter absolut fit, ganz gern auf so ein solides Teil. In seinem Buch „Der Stock, dein Freund, dein Schutz“ erklärt er auf rund 160 Seiten so ziemlich alles um und über dieses so einfach erscheinende Gerät. Am Ende ist klar: Ein Stock ist nicht einfach nur ein Stock, sondern ein vielseitig einsetzbares Ding vom Wanderstab über die Stütze bei Gehbehinderung bis hin zur Verteidigungs- oder Schlagwaffe – wobei der in asiatischer Kampfkunst geübte Autor hier zur Zurückhaltung rät und lieber einen Rechtsanwalt die Grundlagen des Notwehrrechts erläutern lässt. „Es gibt nur wenige Bauteile, die in der Natur für dieselbe Belastung optimal wachsen, für die später der Mensch sie verwendet und einsetzt“, sagt Mattheck, „der Stock, der nicht aus einem dicken Baum maschinell gefertigt, sondern in seiner gewachsenen Dicke verwendet wurde, ist so ein Glückspilz.“ Wer sich so ein Teil selbst herstellen will, findet in seinem Buch Tipps zu geeigneten Holzarten, Herstellungsschritten bis zum möglichen Zierrat. Man lernt durch historische Exkurse über Einsatzmöglichkeiten des Stockes bis zu Sportvarianten so ziemlich alles, was sich denken lässt. Wie immer in seinen Exkursionen hat Mattheck auch die Zeichnungen selbst gefertigt. So ist denn auch sein Cartoon-Bär „Pauli“ mit dabei, er war schon in vorherigen Büchern Matthecks zu sehen. Man darf gespannt sein, was der professionelle Umweltaktivist Mattheck als nächstes „auf der Pfanne“ hat. Denn ein Ruhestand im herkömmlichen Sinne, das stellt er klar, ist nichts für ihn, „da würde ich sehr schnell sterben.“ Lesetipp Claus Mattheck, „Der Stock, dein Freund, dein Schutz“, Verlag Karlsruher Institut für Technologie, 162 Seiten mit 138 Abbildungen, 28 Euro, ISBN 978-3-923704-94-1.

x