Karlsruhe Davit mit dem Goldkehlchen

Davit bei der Probe im heimischen Wohnzimmer.
Davit bei der Probe im heimischen Wohnzimmer.

Morgen steht der Neustadter Davit Nikalayan im „Halbfinale“ von „The Voice Kids“. Castings, Coachings, Videodrehs in Paris, Fernsehauftritte im Berliner Studio inklusive Limousinen-Service – das könnte einem Fünftklässler des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums leicht zu Kopf steigen. Die Gefahr scheint bei Davit allerdings ganz und gar nicht zu bestehen. Bei Obst und leckerem armenischem Gebäck sitzt zwischen den stolzen Eltern und der älteren Schwester ein aufgeweckter, aufgeschlossener freundlicher Junge – von Allüren keine Spur. Das bestätigt auch Norbert Noack, sein Klassenlehrer am KRG: „Der Rummel hat ihn überhaupt nicht verändert. Er ist nach wie vor derselbe nette, zurückhaltende Junge.“ Und auch seine Mitschüler fiebern mit ihm mit. „Die anderen freuen sich für mich und fragen nach Autogrammen von den Coaches. Am liebsten von meinem Coach, Mark Foster“, erzählt Davit. Schon im Kindergarten hatte er seine ersten Auftritte als Sänger, und solange er denken kann, ist der Eurovision Song Contest seine Lieblingssendung. Singen war immer sein Traum, auf die Idee zur Bewerbung bei der Casting Show „Voice Kids“ kamen dann aber seine Eltern. Nach den ersten beiden Castingrunden in Frankfurt und einer weiteren Runde in Berlin schaffte er es bis in die erste Fernsehshow, die sogenannten Blind Auditions, wo Mark Foster ihn in sein Team wählte. Seitdem dünnt sich das Teilnehmerfeld aus. Das Finale würde am Ostersamstag, 21. April, anstehen. Die ersten Castings fielen in eine Umzugsphase der Familie: Vor gut drei Jahren aus Armenien gekommen, ist die Familie im vergangenen Spätsommer vom Moselort Ediger-Eller nach Neustadt gezogen. Dort vermisst Davit wahrscheinlich vor allem den örtlichen Gospelchor. Sein Vater zeigt ein Handyvideo, auf dem der damals noch jüngere Davit im Erwachsenenchor seinen Soloteil singt. Die Frage nach familiärer Vorbelastung drängt sich auf. „Nein, nur Davit hat so eine gute Stimme“, sagt Sonja, seine 13-jährige Schwester. „Vielleicht noch unser kleiner Bruder Daniel. Der ist zwei und kann noch nicht richtig sprechen. Aber in seiner Sprache singt er immer mit, wenn Davit übt“, ergänzt sie. „Wir haben die Nachbarn gefragt, ob wir sie stören, aber sie haben gesagt, dass sie gerne zuhören“, erzählt Davit. Um die Nachbarn zu schonen, singt er daheim ohne Technik. „Davit hat auch ohne Mikrofon schon eine kräftige Stimme“, sagt sein Vater Sedrak und lacht. Singen ist Davits Leidenschaft. Über andere Hobbys muss er erst nachdenken. Schließlich fallen ihm doch noch ein paar ein: Tanzen, Schwimmen und Bibel lesen. „Ich habe eine Kinderbibel, und da suche ich im Inhaltsverzeichnis, welche Geschichte spannend klingt“, sagt der Elfjährige. Sollte Davit bei „The Voice Kids“ gewinnen, winken ihm ein Plattenvertrag und 15.000 Euro Siegesprämie, zweckgebunden für die musikalische Ausbildung. Den möglichen Rummel fürchtet er nicht. „Ich glaube nicht, dass sich viel verändert. Vielleicht erkennt mich jemand auf der Straße oder ich bekomme ein paar mehr Fans auf Instagram“, spekuliert Davit. Lieber als auf ungewisse Aussichten beschäftigt er sich mit greifbaren Ereignissen. „Am 1. Mai sind die Finalisten mit Familie zum DFB-Pokalfinale der Frauen nach Köln eingeladen“, erzählt er und freut sich auf das Treffen mit den anderen Gesangstalenten, die „wie Freunde sind“. Und nach seinem Auftritt beim Konzert der KRG-Big Band im März soll er beim Schulfest im Mai singen. Nicht auszuschließen, dass er dann als der neue Superstar von „The Voice Kids 2019“ angesagt wird. Info „The Voice Kids“ am Sonntag, 20.15 Uhr, auf Sat 1.

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