Kreis Germersheim Anti-Atom-Initiative fordert: Kernkraftwerk Philippsburg abschalten

Harry Block (rechts) in seinem Element: Demonstration der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe vor dem Haupttor des Kernkraftwerks in
Harry Block (rechts) in seinem Element: Demonstration der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe vor dem Haupttor des Kernkraftwerks in Philippsburg.

„Jetzt befindet sich dieser Reaktor im unsichersten Zustand seiner Betriebszeit“, attestiert Harry Block, Vorstandsmitglied des BUND Karlsruhe und Mittlerer Oberrhein, dem noch laufenden Reaktor 2 des Kernkraftwerks Philippsburg. Die EnBW nutze die Zeit bis zum Jahresende, um aus dem Reaktor noch das letzte bisschen Rentabilität herauszuquetschen. Denn: Eigentlich, so Block, hätte KKP2 bereits im Frühjahr abgeschaltet werden müssen, man habe aber noch sogenannte Reststrommengen des mit dem Atom-Moratorium 2011 abgeschalteten KKP1 auf den neueren Reaktorblock übertragen.

Gedenktag der Tschernobyl-Katastrophe



Die Anti-Atom-Initiative unterstrich ihre Forderung nach sofortiger Abschaltung des Philippsburger Reaktors am Freitag vor dem Haupttor des Kraftwerksgeländes. Das Datum wurde mit Bedacht gewählt: Am 26. April 1986 ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, wo nach einem fehlgeschlagenen Funktionstest Block 4 explodiert war. Es kam zur vollständigen Kernschmelze. In der Folge wurden viele Ersthelfer, sogenannte Liquidatoren, verstrahlt. Und heute? „Da gibt es noch Vollhirsche, die fahren da hin als Katastrophentouristen“, sagte Harry Block verärgert.

Vorwürfe an Kraftwerksbetreiber



Der EnBW als Betreiberin des Kernkraftwerks Philippsburg wirft die Anti-Atom-Initiative vor, mit der Restlaufzeit von KKP2 Sicherheitskriterien zu unterlaufen. „Es hat derzeit immer noch keinen nach den nach Fukushima erarbeiteten Kriterien für einen Katastrophenschutzplan“, teilt man mit. Und auch für die Zeit nach der Abschaltung von KKP2, das definitiv spätestens zum Jahresende vom Netz gehen wird, warnen die Atomkraftgegner: Die EnBW lasse sich dafür feiern, dass auf dem Areal ein Konverter errichtet wird, der Strom aus dem Norden in das Netz speisen soll. Dabei komme mit der Gleichstromstrasse gar kein Ökostrom in Philippsburg an, zeigte sich Harry Block in seiner Ansprache überzeugt. Vielmehr werde Braunkohlestrom ins Netz gespeist, zumal die EnBW ihre Anteile an einem Ökostrompark bereits wieder verkauft habe an einen kanadischen Investor.

Hoffnungsträger: die Jugend



Viel lieber, als vor dem Haupttor des Kernkraftwerks zu demonstrieren, wäre er jetzt in Karlsruhe bei den Schülerdemos von Fridays for Future, so Harry Block: „Die sind die Zukunft!“ Vielleicht gelinge es der nächsten, jüngeren Generation, auch in Frankreich ein Umdenken zu erzeugen, wo man noch immer am Atomstrom festhalte. „Wir sind von Atomkraftwerken umzingelt“, so Harry Block.

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