Kusel Postamt ab heute Geschichte

War fast 100 Jahre lang Postamt: das Gebäude in der Kuseler Bahnhofstraße 61.
War fast 100 Jahre lang Postamt: das Gebäude in der Kuseler Bahnhofstraße 61.

Die Regale mit Briefumschlägen und Verpackungsmaterial hatten sich schon die vergangenen Tage sichtlich gelichtet. Ja, der Umzug der Post aus ihrem Traditionsstandort in der Kuseler Bahnhofstraße war schon länger bekannt. So richtig dran gewöhnen wollen sich viele Kunden allerdings nicht. „Wenn die Post hier auszieht, ist das schlimm für Kusel“, ist immer wieder zu hören. Nun ist es soweit: Am heutigen Donnerstag, 12 Uhr, ist Schluss.

Zwar eröffnet die Deutsche Post ebenfalls am heutigen Tag bei Berufsbekleidung Preis in der Lehnstraße 37 eine neue Partnerfiliale. Und die hat dann auch wieder Öffnungszeiten, die auch Berufstätige nutzen können. Allerdings zieht sich gleichzeitig die Postbank aus der Kreisstadt komplett zurück. Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel hatte den Rückzug der Postbank, die der Deutschen Bank gehört, aus der Kreisstadt schon vor Monaten bedauert. Auch ihr Parteikollege Bundestagsabgeordneter Gustav Herzog (SPD) hatte sich eingeschaltet und bei der Postbank nachgehakt. Dort erhielt er die Auskunft, dass das Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen zu der Schließung gezwungen sei, und dass die Filiale und auch die Automaten nicht mehr kostendeckend betrieben wurden. Leidtragende dieser Entscheidung sind vor allem viele ältere Kunden, die nicht so mobil sind und kein elektronisches Banking betreiben. So wie der ältere Herr, der diese Woche in der – wie üblich fast bis vor die Tür reichenden – Schlange anstand, um wohl letztmalig hier Geld abzuheben. „Und wo bekomme ich dann meine Kontoauszüge?“, fragte der verunsicherte Mann den Beamten in blau-gelb. Solcherlei Fragen hatten die Bediensteten hinter dem Schalter in den vergangenen Wochen vielfach zu beantworten. Sie mussten den Kunden erklären, dass die nächste Filiale in Landstuhl sein wird und Geld unter anderem noch an der Tankstelle in Altenglan abzuheben sei. Mitunter spielten sich echte Trauerspiele vor den Schaltern ab. „Der Mietvertrag wurde gekündigt, wir gehen raus“, kommentierte ein Sprecher der Postbank in Bonn auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Über eine künftige Nutzung des Gebäudes konnte er nichts sagen, sondern bat um „Verständnis, dass wir unsere Vertragsbeziehungen – auch im Interesse unserer Vertragspartner – vertraulich behandeln“. Das Gebäude in der Bahnhofstraße gehört laut Grundbuchamt Privatleuten mit einer Adresse in Saarbrücken. Bisher haben auch Flüchtlinge in dem Gebäude gewohnt. Was künftig mit dem Anwesen geschieht, ist unklar. Auch die Stadtbürgermeisterin ist darüber nicht informiert. Das von Heinrich Müller 1925/26 erbaute Postamt ist ab heute Geschichte.

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